Zürich (awp) - Der Krieg in der Ukraine bleibt zum Wochenschluss das die Finanzmärkte bewegende Thema. Die Schweizer Aktienbörse setzt nach dem Kurseinbruch vom Vortag zwar zu einer Gegenbewegung an. Nach einem verhaltenen Start hat die Bewegung zunehmend an Fahrt aufgenommen. Die Anleger bleiben vor dem Wochenende dennoch an den Seitenlinien. Die weitere Entwicklung bleibe ungewiss, denn der Krieg in Osteuropa dürfte noch anhalten, heisst es. Zudem könne diese rein technische Erholung rasch wieder abebben. Auch sei noch nicht klar absehbar, wie stark diese Krise die wirtschaftliche Entwicklung beeinträchtigen werde. Die Märkte dürften damit wohl überdurchschnittlich volatil bleiben. "Es ist wohl besser mit Käufen zuzuwarten, auch wenn man damit die ersten ein, zwei Prozent Kursgewinn liegenlässt", sagt ein Händler.

Die USA und die Europäische Union haben nach der Militäroffensive Russlands ein umfassendes Sanktionspaket gegen Moskau auf den Weg gebracht. Unter anderem werden russischen Banken mit Sanktionen belegt. Weitere Strafmassnahmen betreffen unter anderem die Bereiche Energie, Finanzen und Transport sowie Exportkontrollen und Visa. Das schärfste Schwert - der Ausschluss Russlands aus dem internationalen Zahlungssystem Swift - wird allerdings noch nicht gezogen.

Der SMI notiert um 11.05 Uhr um 1,36 Prozent höher auf 11'794,53 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 1,27 Prozent auf 1869,84 und der breite SPI 1,34 Prozent auf 14'922,10 Zähler. 25 SLI-Titel legen zu und fünf geben nach.

Im Fokus stehen die Aktien von Swiss Re, die nach der Ergebnisvorlage um 5,8 Prozent einbrechen. Kurzzeitig fallen sie gar auf den tiefsten Stand seit Dezember. Der Rückversicherer ist 2021 in die Gewinnzone zurückgekehrt und hat trotz schwerer Unwetter und weiteren Corona-Kosten einen Milliardengewinn erzielt. Die Dividende wird aber entgegen den Erwartungen auf Vorjahresniveau gehalten. Damit habe Swiss Re die Erwartungen verfehlt, heisst es.

Dagegen gewinnen die Aktien von Holcim +1,4 Prozent. Der Zementkonzern hat im vergangenen Jahr dank Firmenübernahmen kräftig zugelegt. Zudem profitierte Holcim vom Bauboom rund um den Globus. Der Gewinn übertraf die Erwartungen und die Dividende soll stärker als erwartet erhöht werden. Begrüsst würden auch die Erfolge im Bereich Nachhaltigkeit, sagt ein Händler.

Grosse Kursgewinne verbuchen mit den Aktien von UBS (+2,8%), CS (+1,8%) und Julius Bär (+1,6%) die Finanzwerte, die am Vortag massiv gelitten hatten. So hat UBS am Vortag über acht Prozent eingebüsst.

Eine kräftige Gegenbewegung verzeichnen auch zyklische Titel wie Sika (+3,0%), SGS (+2,9%) und Geberit (+1,7%) sowie die Technologiewerte Logitech (+2,1%) und Temenos (+1,0%).

Auch die Wachstumswerte Lonza (+2,0%), Straumann (+2,4%) und Sonova (+2,2%) legen deutlich zu. "Möglicherweise hilft hier die Erwartung, dass die Notenbanken nicht ganz so schnell wie erwartet den Geldhahn zudrehen angesichts der aktuellen Krise", sagt ein Händler.

Auf Erholungskurs sind zudem die Luxusgüterwerte Richemont (+2,0%) und Swatch (+2,5%), die damit einen Teil des Vortagesabschlags wettmachen. Als Stütze des Marktes erweisen sich zudem die drei Schwergewichte Nestlé (+1,6%), Novartis (+1,2%) und Roche (+1,3%).

Schwächer sind dagegen Adecco (-0,4%). JPMorgan hat das Kursziel gesenkt und belässt das Rating auf "Neutral". Knapp gehalten sind Swiss Life (-0,04%) und Vifor Pharma (-0,1%).

Am breiten Markt stechen Bobst mit einem Kurssprung um fast ein Fünftel hervor. Der Verpackungsmaschinenhersteller hat mit den Jahreszahlen nicht nur eine besser als angekündigt ausgefallene Profitabilität erreicht, sondern nebst einer ordentlichen Dividende über den Erwartungen zusätzlich eine drei Mal so hohe Sonderdividende angekündigt. "Die Dividende ist das Zückerchen", sagt ein Händler.

Deutliche Gewinne verzeichnen zudem mit den Aktien von Polypeptide (9,3%), Siegfried (+4,4%) und Dottikon (+1,9%) drei Wachstumswerte, die seit Jahresanfang massiv korrigiert hatten.

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