Zürich (awp) - An den Aktienmärkten zieht die Volatilität im Vorfeld des Notenbank-Dreigestirns wieder an. Nachdem sich die Märkte in den ersten Wochen dieses Jahres stark entwickelt haben, gehen Investoren nun in Deckung - auch am Schweizer Aktienmarkt, wie die aktuellen Kursverluste zeigen. Zwar gehen Marktteilnehmer von steigenden Zinsen aus, Überraschung seitens des Fed oder der EZB werden aber nicht erwartet. Allerdings sei die Angst vor dem, was Fed-Chef Jerome Powell am morgigen Mittwoch sagen könnte, gross. Immerhin waren die Märkte zuletzt von einer Jahresanfangs-Euphorie getrieben. Aussagen, dass die aggressiv restriktive Geldpolitik fortgesetzt werden könnte, wäre dann ein echter Stimmungsdämpfer sein, heisst es am Markt.

Eine Zinserhöhung von 25 Basispunkten gilt laut Umfragen als relativ sicher und dürfte an den Aktienmärkten eingepreist sein, kommentiert ein Händler. Es sei aber vor allem die folgende Pressekonferenz, die derzeit viele Akteure nervös mache. "Nicht selten haben Aussagen des obersten Währungshüters der USA die Finanzmärkte aus dem Takt gebracht." Zudem legen gleich am Donnerstag EZB und BoE nach. Beide werden mit grosser Wahrscheinlichkeit den Leitzins um jeweils 50 Basispunkte erhöhen. Auch hier dürften vor allem die Aussagen von EZB-Chefin Christine Lagarde wichtig sein. "Letztendlich könnten die Zinsentscheide an den Börsen richtungsweisend sein, je nachdem wie die Aussagen der Währungshüter hinsichtlich der künftigen Geldpolitik ausfallen werden", fasst ein Händler zusammen. Darüber hinaus spielt die Berichtssaison eine immer wichtigere Rolle. Immerhin seien im Rahmen des jüngsten Rally viele Vorschusslorbeeren vergeben worden. Diese müssten nun von den Unternehmen durch entsprechend gute Ergebnisse und positive Ausblicke bestätigt werden, heisst es in einem Kommentar.

Der SMI verliert gegen 11.05 Uhr 0,99 Prozent auf 11'266,87 Punkte. Er hat seine Abgaben damit sukzessiv ausgeweitet und bewegt sich aktuell auf Tagestiefstkursen. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 1,08 Prozent auf 1761,69 und der breite SPI um 0,92 Prozent auf 14'467,05 Zähler. Im SLI geben aktuell alle 30 Titel bis auf SGS nach.

Mit der UBS (-3,5%) hat ein Blue Chip am Morgen Zahlen vorgelegt. Novartis, Roche, ABB und Julius Bär folgen in den kommenden zwei Tagen. Die UBS hat mit ihrem Quartalsergebnis die Erwartungen zwar übertroffen. Nicht alle Analysten sind allerdings begeistert von den Zahlen. Dass das Ergebnis über den Erwartungen ausgefallen ist, wird beispielsweise mit Sonderfaktoren und mit der Steuerquote begründet.

Im Kielwasser geben auch Werte wie Julius Bär (-2,0%) oder CS (-1,3%) nach.

Ähnlich negativ wie bei der UBS reagieren Investoren aber auf den überraschenden Wechsel an der Unternehmensspitze von AMS Osram (-2,7%). Alexander Everke tritt nach sieben Jahren als Geschäftsführer des Unternehmens von seinem Posten zurück. Mit Aldo Kamper ist bereits ein Nachfolger gefunden. Analysten zeigen sich in ersten Reaktionen überrascht - zumal AMS Osram mit dem Weggang des Finanzchefs im Oktober 2022 bereits eine noch ungelöste Vakanz in der obersten Führungsebene hat, heisst es etwa bei Vontobel. Hinzu komme, dass die Fusion von AMS und Osram noch nicht ganz abgeschlossen sei.

Temenos (-2,0%) und Logitech (-1,2%) werden ebenfalls gemieden. VAT (-0,5%) halten sich dagegen etwas besser als der Gesamtmarkt. Händler verweisen auch auf die Zahlen des südkoreanischen Elektronikriesen Samsung. Dieser hat die Schwäche der Weltwirtschaft im vierten Quartal 2022 deutlich zu spüren bekommen, wie der Gewinneinbruch um 69 Prozent zeigt. Das dämpfe die Stimmung.

Auch sonst geben vor allem Wachstumswerte wie Lonza oder Sonova (beide -1,6%) nach. Sie waren nach einem schwachen 2022 in den letzten Wochen im Zuge des Rally gesucht.

Gegen den Trend weisen im Moment nur SGS (+0,1%) ein positives Vorzeichen auf. Allerdings hatten die Aktien seit Zahlenvorlage vergangene Woche einen schweren Stand.

In den hinteren Reihen sind Cosmo (+3,5%) und Interroll (+1,6%) nach Analystenkommentaren gesucht. Landis+Gyr (+0,7%) können mit ihren Mittelfristzielen überzeugen. Idorsia wiederum sacken um mehr als 5 Prozent ab. Auch Pierer und Gurit geben nach zahlen um bis zu 1,7 Prozent nach.

hr/rw