Zürich (awp) - An der Schweizer Aktienbörse kommt nach einer Reihe verlustreicher Sitzungen am Dienstag zu einer Gegenbewegung. Die Anleger sollten sich aber nicht zu früh freuen, heisst es am Markt. Mehr als ein Stabilisierungsversuch sei dies nicht, so ein Händler. Es handle sich lediglich um eine überfällige technische Erholung. Damit könnte sich auch der am Markt kolportierte "Turnaround Tuesday" mehr als Wunschdenken erweisen. Der Markt befinde sich in einem Bärenmarkt, der noch eine gewisse Zeit andauern dürfte, lautet der Tenor.

Die Grundstimmung sei denn auch weiterhin schlecht. Marktbeobachter der Credit Suisse sehen derzeit gar ein "Extremlevel an Pessimismus". "Warum sollte sich daran etwas ändern? Das Umfeld präsentiert sich ja unverändert", sagt ein Händler. Konjunktursorgen, Zinsängste, Ukraine-Krieg und Lieferkettenprobleme trieben den Anlegern weiterhin Sorgenfalten in die Stirne, auch wenn diese allmählich genügend eingepreist sein müssten, meint ein Händler. Viele Marktteilnehmer seien derzeit wie immun gegenüber positiven Nachrichten, warnt ein anderer Händler denn auch vor zu hohen Erwartungen. Die Sorgen vor einer konjunkturellen Abschwächung seien stark. Und solange die Inflation nicht nachlasse, dürften die Zinssorgen die Anleger weiter umtreiben. Dennoch verhielten sich die Anleger bisher "diszipliniert" und von Panikverkäufen könne nicht die Rede sein.

Der SMI notiert um 11.15 Uhr 1,13 Prozent höher auf 11'574,07 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 1,42 Prozent auf 1777,02 Punkte und der breite SPI 1,13 Prozent auf 14'857,47 Zähler. 28 SLI-Werte werden zu höheren und zwei zu tieferen Kursen gehandelt.

Zu den grösseren Gewinnern zählen die zuletzt massiv abverkauften Aktien. Dazu zählten Zykliker wie Geberit (+4,6%), Sika (+3,4%), ABB (+2,7%) und Schindler (+3,1%) sowie Wachstumstitel wie Straumann (+2,5%), die im laufenden Jahr mehr als einen Fünftel ihres Werts eingebüsst haben. Aber auch Technologiewerte wie VAT Group (+1,8%), Logitech (+2,2%) und AMS Osram (+1,9%) zählen dazu.

Gesucht sind zudem die Aktien von Holcim (+3,1%). Sie profitierten von einer Meldung der "Financial Times". Demnach bietet die JSW Group des indischen Industriellen Sajjan Jindal für die beiden indischen Tochtergesellschaften von Holcim 7 Milliarden US-Dollar. Der Zementkonzern setze die Devestitionspolitik konsequent um, heisst es am Markt.

Auch die Finanzwerte tendieren meist höher, wie Kursgewinne von 2,3 bis 1,0 Prozent bei Swiss Re, UBS, Partners Group, Zurich und Julius Bär zeigen. Steigende Zinsen sorgten für Ertragsfantasie, heisst es.

Im Verlauf drehten auch die defensiven Schwergewichte Novartis (+0,5%), Roche (+0,6%) und Nestlé (+0,3%) ins Plus, was auch dem Gesamtmarkt ein wenig Aufwind gibt. Givaudan (+3,3%) sind gar in der Spitzengruppe im SLI. Auch Swisscom (+0,03%) streifen anfängliche Verluste ab.

Bei den SLI-Titeln notieren Alcon (-1,2%) im Minus. Der Augenheilmittelhersteller veröffentlicht nach Börsenschluss in den USA den Quartalsbericht. Kühne + Nagel (-0,04%) sind knapp gehalten.

Auf den hinteren Rängen fallen Zur Rose (-6,9%) negativ auf. Gemäss einem Medienbericht verzögert sich die Einführung des E-Rezepts in Deutschland weiter.

Unter Druck stehen auch Obseva (-8,5%). Der Titel war am Vortag zeitweise massiv gestiegen. Idorsia (+1,7%) sind trotz einer Forschungs-Schlappe mit einem Mittel für Menschen mit Esssucht höher. Stadler (+3,9%) legen nach einem positiven Analystenkommentar des Brokers Stifel zu.

Swiss Steel gewinnen 5,2 Prozent. Der Spezialstahlhersteller hat im ersten Quartal Umsatz und Gewinn markant gesteigert. Dabei halfen auch Preiserhöhungen.

pre/rw