Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt steht auch am Montag noch unter dem Einfluss der von Fed-Chef Jerome Powell genährten Zinssorgen. Der Leitindex SMI hat allerdings dank vergleichsweise stabilen Schwergewichten die zu Beginn deutlicheren Verluste zu einem guten Teil wieder eingedämmt. Er hält sich deswegen im Vergleich zu anderen Börsenplätze in Europa passabel. Die Stimmung an den Börsen ist allerdings nach Powells Aussagen am Notenbanktreffen in Jackson Hole ziemlich angeknackst. Er hatte ein entschiedenes Vorgehen gegen die Inflation in Aussicht gestellt und dabei auch eingeräumt, dass die straffe Geldpolitik auch "einige Schmerzen für Haushalte und Unternehmen" bedeuten könne.

Die Rede des US-Notenbankpräsidenten habe klar gemacht, dass sich die Finanzmärkte auf eine längere Phase mit einer restriktiven Geldpolitik einstellen müssen, lautet etwa das Fazit der Zürcher Kantonalbank. Den Hoffnungen auf ein rasches Ende der Zinserhöhungen sei eine klare Absage erteilt worden. Ähnlich sieht dies die Credit Suisse. Sie sieht sich laut einer Markteinschätzung in ihrer Annahme bestätigt, dass die US-Notenbank wohl kaum bereits 2023 zu Zinssenkungen zurückkehren könne. Und an anderer Stelle heisst es, die Botschaft von Powell, Inflation in aller Konsequenz zu bekämpfen, sei "kristallklar" gewesen.

Um 10.55 Uhr steht der SMI Prozent 0,15 tiefer bei 10'925,49 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 0,48 Prozent auf 1665,09 Punkte und der breite SPI 0,24 Prozent auf 14'076,23 Punkte. Innerhalb des SLI kommen auf 24 Verlierer sechs Gewinner.

Mit die grössten Einbussen erleiden Straumann (-1,9%). Die Titel des Dentalimplantate-Herstellers haben bereits am Freitag am deutlichsten verloren (3,8%), belastet von Marktspekulationen über eine mögliche grössere Übernahme in Asien.

Noch deutlicher geben einzig AMS Osram (-2,1%) nach, belastet von der Schwäche der Techaktien in den USA, welche am Freitag noch stärker eingebrochen sind als die Standardwerte im Dow Jones.

Keine Ruhe finden auch Sonova (-1,9%), welche nach der Gewinnwarnung von Mitte August das Jahrestief stetig weiter nach unten verlegen.

Dahinter sind es verschiedene konjunktursensitive Werte wie Kühne+Nagel (-1,5%), Lonza (-1,5%) oder Holcim (-1,4%) welche überdurchschnittlich abfallen. Zu dieser Gruppe sind auch Schindler, Richemont, ABB oder Adecco (je -1,2%) zu zählen.

Dass sich der SMI besser hält als etwa der Dax, hat er den defensiven Aktien zu verdanken, welche nach einem schwächerem Start mittlerweile in die Gewinnzone vorgerückt sind. Swisscom (+0,9%) an der Spitze, Novartis (+0,6%), Nestlé (+0,2%) und Roche (+0,1%) notieren alle höher.

Zu den wenigen Gewinnern zählen die ebenfalls defensiven Givaudan (+0,3%) sowie UBS (+0,3%) als einziger Finanzwert.

Im breiten Markt segeln Valiant (+6,3% auf 95 Fr.) für einmal mit strammem Rückenwind. Hintergrund dürfte eine von der Regionalbank selbst in Auftrag gegebene Studie der UBS sein, welche das Rating auf "Buy" mit Kursziel 104 Franken erhöht hat. Ganz offenbar sei die Studie trotzdem auf offene Ohren gestossen, heisst es im Handel. Allerdings sei die Bewertung auch wirklich günstig.

SFS (-1,3%) finden dagegen nicht aus dem Tief. Am Freitag setzte der Titel nach guten Halbjahreszahlen zwar zu einer Erholung an, konnte sich letztlich aber dem allgemeinen Abwärtstrend nicht entziehen und büsste zum Schluss über 3 Prozent an Wert ein. Seit Mitte März geht es mehr und mehr nach unten. Mit den jüngsten Verlusten wurde gar auch das bisherige Jahrestief vom Juli unterschritten.

Unter Druck stehen ausserdem Dätwyler (-5,7%) nach einer deutlichen Kurszielreduktion durch die UBS, welche allerdings die Kaufempfehlung bekräftig hat.

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