Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Freitag auf breiter Front schwächer, hat aber im Verlauf wie schon am Vortag einen Teil der Einbussen wieder aufgeholt. Die Anleger seien zum Wochenschluss aber vorsichtig und hielten sich mit grösseren Käufen zurück, heisst es am Markt. Noch fehle es an Kraft, die Erholung auch nachhaltig fortzusetzen. Dies könnte sich am Nachmittag ändern, sollte die Erholung an der Wall Street weitergehen. Dann dürften sich auch in Europa die Anleger ein Herz fassen und wieder zugreifen. Ausserdem sei angesichts des noch immer hohen Kursniveaus eine Korrektur ja nichts als gesund, sagte ein Händler.

Allerdings bestehen die Problemfelder, die am Vortag die Anleger zum Rückzug veranlasst hatten, nach wie vor. Die Rahmenbedingungen für die Börsen hätten sich verschlechtert, schreibt CMC Markets in einem Kommentar. Zwar habe die im US-Notenbank mit der Veröffentlichung des Protokolls zur Zinssitzung nichts Neues kundgetan, aber es habe den Anlegern die Augen geöffnet, dass die unendliche Versorgung der Märkte mit Liquidität nicht auf ewig Bestand habe und diese womöglich früher als erwartet beendet werden könnte. Dazu gesellten sich geopolitische Unwägbarkeiten durch die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan. Zudem zögen wegen der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus am strahlend blauen Börsenhimmel dunkle Wolken auf. "Anleger reagieren auf diesen Wetterumschwung mit Verkäufen", heisst es im Kommentar. 

Der SMI notiert um 11.10 Uhr um 0,29 Prozent tiefer auf 12'367,17 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 0,22 Prozent auf 1999,18 und der breite SPI 0,28 Prozent auf 15'848,66 Zähler. 21 SLI-Werte geben nach, acht legen zu und einer (Givaudan) ist stabil.

Die stärksten Einbussen verzeichnen Aktie aus dem zyklischen Bereich. So stehen die Aktien des Zementriesen Holcim (-1,1%), des Logistikkonzerns Kühne+Nagel, des Chemiekonzerns Clariant und des Automationsspezialisten ABB (je -0,8%) unter Druck. Sie hatten im Zuge der Hoffnung auf ein umfangreiches Programm zur Stärkung der US-Infrastruktur kräftig zugelegt.

Schwächer notieren auch die Anteile der Pharmariesen Roche (-0,5%) und Novartis (-0,7%). Während Roche nahe dem Rekordhoch gehandelt werden, befinden sich Novartis seit längerem in einem kursmässigen Jammertal. Trotz guter Ergebnisse und trotz des Börsenbooms ist der Kurs mit einem Plus von zwei Prozent seit Jahresanfang nicht vom Fleck gekommen. Auch Nestlé (-0,2%), das dritte Schwergewicht, gibt leicht nach, befindet sich aber wie Roche nahe dem Rekordhoch.

Oben auf der Kurstafel stehen die Aktien von Swatch (+0,9%). Damit können sie sich ein wenig von den Verlusten der Vortage erholen. Swatch-CEO Nick Hayek hatte am Vortag gegenüber der "Finanz und Wirtschaft" trotz aller Skepsis bezüglich der Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte zuversichtlich geäussert. "Wir bleiben bei dem positiven Ausblick. Es gibt keine Fakten, dass daran etwas Fundamentales zu ändern ist." Die Titel von Rivale Richemont (-0,3%) schwächen sich dagegen weiter leiciht ab. Die Luxusgütertitel hatten an den Vortagen unter anderem wegen möglicher neuer Regulierungen in China zur Bekämpfung der Ungleichheit im Land und wegen der Ausbreitung des Coronavirus in Asien gelitten.

Auch die Aktien des Personalvermittlers Adecco (+0,1%), des Pharmazulieferers Lonza (+0,5%) und der Finanztitel UBS (+0,1%) und Partners Group (+0,4%) sowie die Medtechtitel Straumann (+0,4%) und Sonova (+0,3%) sind bei den Gewinnern zu finden. Bei den letzten drei war es am Vortag besonders zu Gewinnmitnahmen gekommen.

Im breiten Markt stehen U-blox (-11%) nach den Halbjahresahlen stark unter Druck. Der Chiphersteller hat die Erwartungen klar verfehlt. Auch die Papiere des Immobilien-Konzerns PSP (-1,2%) gehören nach Zahlen zu den Verlieren, obwohl die Analystenschätzungen beim Gewinn weit übertroffen wurden. Mobilezone (+2,4%) hat dagegen die Erwartungen auf allen Ebenen klar geschlagen und die Aktie legt entsperchend klar zu.

pre/uh