Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Donnerstag schwächer. Die Konsolidierung vom Vortag setze sich fort, heisst es am Markt. Die Anleger verhielten sich wegen der anhaltenden Zins- und Konjunktursorgen weiterhin sehr vorsichtig. Daher hielten sich auch die Umsätze in Grenzen. "Bei uns ist es sehr ruhig. Schon fast so ruhig wie üblicherweise zwischen Weihnacht und Neujahr", sagte ein Händler. Es sei der Mix aus Inflation, Konjunktur, Energiekrise und Ukrainekrieg sowie der hohen Kursausschläge, der die Anleger an den Seitenlinien halte.

In den USA hatten Äusserungen von Notenbankern, wonach die Geldpolitik nicht gelockert werden könne, solange die Inflation steigt, den Zinssorgen zudem weitere Nahrung gegeben und die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen über 4 Prozent steigen lassen. Das ist so hoch wie zu Zeiten der Finanzkrise 2008. Auch in Europa sind die Renditen wegen der rekordhohen Inflation weiter gestiegen. Zudem entwickle sich die Berichtsaison doch nicht ganz so einheitlich gut wie zunächst erhofft, berichten Händler. Daher dürfte die jüngste Erholung wohl fürs erste beendet sein. Zudem hätten sich viele Indizes aus charttechnischer Sicht an wichtigen Widerständen den Kopf gestossen. Dies stimme die Anleger vorsichtig und den Markt fragil, fasst ein Händler zusammen.

Der SMI notiert um 11.15 Uhr um 0,32 Prozent schwächer auf 10'451,05 Punkten. Dabei hat sich der Leitindex bisher in einer engen Spanne von weniger als 50 Punkten bewegt. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, schwächt sich um 0,26 Prozent auf 1574,25 und der breite SPI um 0,30 Prozent auf 13'351,77 Zähler ab. Im SLI stehen 21 Verlierern neun Gewinner gegenüber.

An der Spitze der Gewinner stehen die Aktien von Temenos (+2,2%), die den Vortagesverlust (-2,8%) nahezu aufholen. Das Unternehmen veröffentlicht nach Börsenschluss seine Quartalszahlen. Der Softwarehersteller hatte vor einer Woche eine Gewinnwarnung abgegeben, worauf der Kurs um einen Fünftel einbrach.

Im Aufwind sind die Anteilscheine des Luxusgüterherstellers Richemont (+0,6%). Die Titel von Rivale Swatch (-0,4%) sind nach anfänglichen Gewinnen dagegen schwächer. Beide hatten zunächst vom starken Uhrenexport im September profitiert.

Ebenfalls gefragt sind zuletzt wieder abgestraften Medizintechnikwerte Sonova und Straumann, die Versicherer Swiss Re, Swiss Life und Zurich sowie der Pharmazulieferer Lonza mit Gewinnen zwischen 0,2 und 0,5 Prozent.

Dagegen sind ABB (-0,3%) schwächer. Das Unternehmen hat im dritten Quartal 2022 zwar mehr Aufträge erhalten als im Vorjahr und den Umsatz gesteigert. Der Gewinn litt hingegen unter der Rückstellung für einen Rechtsfall in Südafrika. ABB sei besser unterwegs als erwartet, aber der Ausblick biete keine Überraschungen, heisst es bei der ZKB.

Mehr verlieren Schindler (-2,0%). Der Lifthersteller äusserte sich zwar zuversichtlich über das Gesamtjahr, musste aber im dritten Quartal einen rückläufigen Auftragseingang hinnehmen.

Verluste gibt es auch bei den Aktien der Credit Suisse (-1,9%), bei denen das wilde Auf und Ab der Kursentwicklung anhält. "Alle warten auf den 27. Oktober, wenn dann die neue Strategie bekannt wird und damit hoffentlich auch die Spekulationen beendet werden", meint ein Händler. Die Aktien der Konkurrentin UBS (-0,1%) sind knapp gehalten.

Die Anteile der Technologiefirmen AMS Osram (-2,0%), Logitech (-1,6%) und VAT (-0,8%) litten unter den Verlusten der US-Technologiebörse, heisst es. Dieser machen die höheren Zinsen stets zu schaffen. "Die Anleger scheren eben meist alles, was nach Technologie- oder Wachstumswert riecht, über einen Kamm", meint ein Händler. Dies sei auch bei den Aktien von Comet (-1,3%) und Inficon (-2,9%) zu sehen, die trotz guter Zahlen nachgeben würden.

Am breiten Markt kommen zudem Zur Rose (-2,7%) nicht zur Ruhe. Schuld sind die Quartalszahlen. Der Titel war am Vortag aber bereits mehr als zehn Prozent gefallen.

pre/tv