Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag die Gewinne vom Vortag verteidigt und nach einem achterbahnartigen Verlauf etwas fester geschlossen. Händler beschrieben die Stimmung als wechselhaft. Gefragt waren Aktien aus dem zyklischen und dem Finanzbereich. Dagegen wirkten die defensiven Schwergewichte als Hemmschuh. Nachdem zum Wochenstart Berichte über Fortschritte auf der Suche nach einem Coronavirus-Impfstoff die Märkte beflügelt hatten, wechselten sich am Berichtstag Gewinnmitnahmen und Hoffnungskäufe immer wieder ab.

Die Hoffnung, dass sich die Konjunktur angesichts der Lockerungen der Massnahmen zur Pandemie in der zweiten Jahreshälfte wieder etwas beleben könnte, sorgte für Auftrieb. Zuversicht versprühte ausserdem der deutsche ZEW-Erwartungs-Index, der im Mai erneut stärker als erwartet ausgefallen war. Ebenfalls positiv gewertet wurden die Pläne Deutschlands und Frankreichs, 500 Milliarden Euro für den Wiederaufbau der europäischen Wirtschaft einsetzen zu wollen. Zudem bekräftigte US-Notenbankchef Jerome Powell, alle Instrumente zur Bekämpfung der Corona-Krise einsetzen zu wollen.

Der SMI schloss mit 9'764,23 Punkten um 0,24 Prozent höher. Der die 30 wichtigsten Aktien umfassende SLI, in dem die Gewichtung der Schwergewichte stärker gekappt ist, rückte 0,63 Prozent auf 1'430,45 Punkte vor. Der breite SPI notierte mit 12'178,43 Punkten um 0,43 Prozent höher. 24 der 30 SLI Titel zogen an und sechs gingen tiefer aus dem Handel.

Angeführt wurde die Kurstafel von Julius Bär (+5,0%). Die Vermögensverwaltungsbank hatte für die ersten vier Monaten 2020 einen Anstieg der Bruttomarge vermeldet. Die verwalteten Vermögen schrumpften aber seit Jahresbeginn, Analysten reagierten dennoch positiv. Die Aktien der Grossbanken Credit Suisse (+0,9%) und UBS (+1,2%) konnten ihre kräftigen Vortagesgewinne noch ausbauen.

Die Aktien des Hörgeräteherstellers Sonova (+4,5%) legten nach Bilanzvorlage kräftig zu. Die Analystenkommentare fielen allerdings gemischt aus. Die Umsatzentwicklung im zweiten Halbjahr lag demzufolge über den Erwartungen. Unter dem Strich habe das Unternehmen die Erwartungen aber klar verfehlt, hiess es. Laut Händlern sollen die "Flüsterschätzungen" noch um einiges tiefer gewesen sein, als die bei Analysten erhobenen, sagte ein Händler.

Händler verwiesen zudem ins Ausland. So seien europaweit Medtechwerte gesucht worden. Dies habe auch dem Blue Chip Alcon (+0,8%) und den am breiten Markt gehandelten Werten Straumann (+6,7%), Medartis (+2,2%) und Medacta (+2,7%) geholfen. Die Aktien des Pharmauftragsfertigers Lonza (+0,6%) schlossen trotz vorübergehender Gewinnmitnahmen etwas fester.

Konjunkturhoffnungen liessen die Anleger nach zyklischen Papieren greifen. Zu den Gewinnern zählten der Bauchemietitel Sika (+3,7%), der Sanitärtechniker Geberit (+1,9%), der Computerzubehör-Hersteller Logitech (+2,6%) und auch der Softwarekonzern Temenos (+3,4%) verbuchten einen starken Kursanstieg.

Dagegen waren Assekuranzwerte Swiss Re (-1,2%), Swiss Life (+0,2%) und Zurich (-0,2%) deutlich weniger gefragt. Einmal mehr büssten auch die volatilen AMS (-1,7%) an Boden ein. Sie holten allerdings einen Grossteil der Abschläge noch auf.

Verluste gab es auch bei Swisscom (-3,1%). Dem Platzhirsch dürfte starke Konkurrenz im Breitband-Bereich entstehen, hiess es am Markt. Der Telekomkonzern Sunrise (+0,8%) will mit Konkurrent Salt beim Ausbau des Glasfasernetzes zusammenspannen.

Gewinnmitnahmen bremsten auch den Pharmariesen Roche (-0,9%). Die Aktien der beiden anderen defensiven Schwergewichte Nestlé und Novartis (je +0,3%) tendierten dagegen eine Spur freundlicher.

Am breiten Markt schossen die Aktien von LEM um fast zehn Prozent nach oben. Der Elektronikkomponenten-Hersteller hatte mit seinen Resultaten zum Geschäftsjahr 2019/20 die Markterwartungen übertroffen. Auf Erholungskurs waren die arg gebeutelten Aktien Aryzta (+17%) und Dufry (+6,5%).

Valora kletterten um 10 Prozent nach oben. Händler sagten, eine Meldung über Insiderkäufe habe den Anteilen des Detailhandelskonzerns Auftrieb verliehen. Ein Mitglied des Verwaltungsrats kaufte laut Angaben der Börse SIX im grösseren Stil Anteile des Unternehmens.

pre/mk