Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch seine Erholung von den massiven Kursverlusten vom Wochenbeginn fortgesetzt. Die Sorgen um den vom Kollaps bedrohten chinesischen Immobilienkonzern Evergrande schienen zu verebben, hiess es am Markt. Der chinesische Konzern hat nach eigenen Angaben eine Vereinbarung mit inländischen Gläubigern zur Zahlung von Zinsen getroffen.

In den Fokus rückte dagegen der am Abend anstehende Zinsentscheid der US-Notenbank Fed. Mit Spannung wird dabei erwartet, ob das Fed ein Signal für eine Drosselung ihrer konjunkturstützenden Wertpapierkäufe geben wird. Fachleute rechnen mit einer schrittweisen Rückführung ab dem Jahresende - allerdings dürfte sich das Fed auch zahlreiche Hintertüren für konjunkturelle Abwärtsrisiken offen halten, meinte ein Marktanalyst.

Der SMI schloss 0,41 Prozent im Plus auf 11'837,57 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, zog um 0,57 Prozent auf 1942,86 an und der breite SPI gewann 0,47 Prozent auf 15'374,61 Punkte. Von den 30 SLI-Titeln schlossen 21 im Plus und neun im Minus.

Eine sehr deutliche Erholung zeigten die Bankenwerte, die Anfang der Woche in der Alarmstimmung um die Evergrande-Krise noch massiv unter die Räder gekommen waren. Die Grossbankentitel CS (+2,6%) und UBS (+2,3%) sowie die Aktien des Vermögensverwalters Julius Bär (+2,1%) gehörten am Mittwoch zu den deutlichsten Gewinnern im SMI/SLI.

Eine klare Erholung gab es auch für die Titel der Luxus- und Uhrenkonzerne Richemont (+2,1%) und Swatch (+1,9%), für welche China ein wichtiger Absatzmarkt ist. Die Analysten der britischen Barclays nahmen die Abdeckung der beiden Werte in einer Studie zur Luxusgüterbranche mit dem Rating "Overweight" auf.

Nach oben ging es auch für die seit dem Sommer unter Druck stehenden Adecco (+2,3%). Die Deutsche Bank bekräftigte ihre Kaufempfehlung für die Aktien des Personalvermittlers, wenn auch bei etwas gesenktem Kursziel. Der Experte verwies dabei auf die anhaltend robuste Nachfrage nach Arbeitskräften in vielen Ländern.

Auch einige weitere Zykliker wie Holcim (+1,6%) oder ABB (+1,2%) konnten klar zulegen. Im Plus schlossen zudem die Versicherungswerte Swiss Re (+1,8%), Zurich (+1,6%) und Swiss Life (+1,5%). Die Zurich-Titel seien auch nach einer verteidigenden Wortmeldung durch die Berenberg Bank gekauft worden, meinte ein Marktbeobachter.

Bei den SMI-Schwergewichten gingen Nestlé (+0,1%) und Roche (+0,2%) mit leichten Aufschlägen aus dem Handel. Die Novartis-Aktien (-0,6%) entwickelten sich dagegen einmal mehr klar schlechter als diejenigen der Basler Konkurrentin.

Schwach zeigten sich allerdings auch weitere Gesundheitstitel wie etwa Vifor Pharma (-0,7%). Am Ende der SLI-Kurstafel standen die im Jahresverlauf sehr starken Aktien des Hörgeräte-Spezialisten Sonova (-0,8%) sowie des Riechstoffherstellers Givaudan (-1,2%).

Im breiten Markt profitierten Swissquote (+4,6% auf 178,80 Fr.) von einer Kurszielerhöhung durch die CS auf 212 von bisher 158 Franken. Das Rating der CS-Analysten lautet entsprechend weiterhin "Outperform". Im Handelsverlauf kletterten die Aktien der Onlinebank auf ein neues Rekordhoch bei 188,60 Franken.

Nach oben ging es auch mit den Aktien des Zugbauers Stadler Rail (+1,9%), der am Vortag nach einer gerichtlichen Niederlage um eine Ausschreibung noch tiefer geschlossen hatte. In Analystenkreisen zeigte man sich über den möglichen Verlust des Grossauftrags nicht sonderlich beunruhigt: Auch bei einer Neuausschreibung bleibe Stadler in einer führenden Stellung, meinte etwa die ZKB.

Weiterhin nach oben ging es zudem mit den seit langem von der Folgen der Corona-Krise gebeutelten Dufry-Aktien (+4,8%). Die Titel des Duty Free-Spezialisten erhielten weiterhin von der Ankündigung der USA auf Lockerungen der Einreise-Bestimmungen Auftrieb, hiess es im Markt.

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