Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Dienstag klar im Minus beendet und den Stabilisierungsversuch vom Vortag damit bereits wieder abgebrochen. Als Hauptgrund für die klaren Abgaben wurden erneut Aussagen einer Notenbank genannt. Spielverderber war dieses Mal die Bank of Japan (BoJ), die die Spanne, in der sich die langfristige Anleiherenditen bewegen sollen, lockern will. Das wurde an den Märkten als Schritt hin zu einer strafferen Geldpolitik gewertet. "Nach dem Reigen an Zinserhöhungen in der Vorwoche wechseln nun also auch die Japaner in das Lager der Falken", sagte ein Marktanalyst dazu.

Dazu kamen neue Sorgen aus China, da dort nach der Lockerung der Null-Covid-Politik die Corona-Infektionszahlen wieder markant steigen. Zwar würden die Lockerungen begrüsst, aber nun fragten sich Marktteilnehmer, wie es in China weitergehe und ob nicht bald wieder umfassende Lockdowns beschlossen würden, hiess es im Markt. Die amerikanischen Märkte gaben kurz vor dem europäischen Handelsschluss anfängliche Kursgewinne wieder Preis und verschärften damit die Abwärtsbewegung diesseits des Atlantiks noch einmal.

Der SMI als wichtigstes Schweizer Aktienbarometer verlor 1,06 Prozent auf 10'659,19 Punkte und schloss damit auf Tagestief, im der Spitze hatte er mit 10'729 Punkten deutlich weniger verloren. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 1,11 Prozent auf 1618,31 und der breite SPI um 1,06 Prozent auf 13'627,127 Punkte ein. Von den 30 SLI-Werten schlossen bis auf zwei alle im Minus.

Angeführt wurden die Verlierer bei den Blue Chips einmal mehr vor allem von den zinssensitiven Wachstumswerten, die mittlerweile einen grossen Teil der Gewinne der letzten Wochen bereits wieder verloren haben. Dazu gehörten etwa Ams Osram (-2,8%), VAT (-2,3%) oder Sika (-2,2%).

Bei den SMI-Schwergewichten schnitten einmal mehr Roche GS (-1,4% auf 296,15 Fr. ) am schwächsten ab. Schon am Vortag waren die Papiere zeitweise unter 300 Franken gehandelt worden, heute fielen sie klar darunter und schlossen auf einem neuen Jahrestief. Im Vergleich zum Jahreshoch von 404,20 Franken ist das ein Minus von fast 27 Prozent, was für einen defensiven Titel doch eher überraschend viel ist, wie es hiess.

Besser hielten sich Novartis (-0,7%), die allerdings auch klar nachgaben. Aufs Jahr gesehen notiert das Papier des Roche-Konkurrenten allerdings 4 Prozent im Plus. Die Umschichtungen könnten von Roche zu Novartis könnten in den verbleibenden Handelstagen - Stichwort Window Dressing - durchaus noch weiter gehen, hiess es im Handel.

Auch Nestlé (-0,9%) - obwohl phasenweise im Plus - konnten sich der Abwärtsbewegung schliesslich nicht entziehen. Händler verwiesen auf Aussagen des US-Rivalen General Mills bezüglich rückläufiger Absatzvolumen ausgehend von Preiserhöhungen. Dies sei in Börsenkreisen auch als Warnung an die Adresse anderer Nahrungsmittelmultis wie Nestlé aufgefasst worden, hiess es.

Weitere Verluste gab es auch bei CS (-1,8%). Die Aktien der zweitgrössten Schweizer Bank notieren damit mit 2,73 Franken wieder im Bereich des Allzeittiefs. Und dies obwohl einige Analysten ihr Kursziel erhöht haben und manche die Aktie gar zum Kauf empfahlen, wie ein Händler bemerkte.

Klare Spitzenreiter waren Swisscom (+0,6%), die mit einem Jahresminus von knapp 3 Prozent zu den besten Blue Chips gehören. Knapp im Plus hielten sich auch Swiss Re (+0,02%).

Im breiten Markt gewannen die Biotech-Titel Santhera 47 Prozent auf 1,72 Franken, dies nachdem sie bereits am Vortag im Rahmen einer positiven Auftragsstudie mit Kursziel 13,60 Franken um über 40 Prozent in die Höhe geschossen waren.

Freundlich zeigten sich auch Burckhardt Compression (+0,7%) nach positiven Aussagen zum Auftragseingang. Der Hersteller von Kolbenkompressoren zeige zumindest bis jetzt kaum Anzeichen einer Verlangsamung, hiess es bei Analysten dazu.

SIG (-3,9%) verloren hingegen nach dem überraschenden Abgang des Finanzchefs deutlich. Polypetide (-3,9%) büssten die Gewinne vom Vortag nach einem Grossauftrag mehrheitlich wieder ein. Auch der Branchennachbar Bachem (-5,1%) kam entsprechend unter Druck.

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