Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat eine weitere schwache Woche mit tiefroten Kursen beendet. Noch vor Pfingsten stand der SMI bei über 11'500 Punkten, vier Handelstage später geriet gar die Marke von 11'000 kurzzeitig in Gefahr. Die neuesten Daten zur US-Teuerung haben ein noch schlechteres Bild gezeichnet als befürchtet und die Investoren weltweit zur Flucht aus den Aktien getrieben. Die Konsumentenpreise sind demnach gegenüber dem Vormonat nochmals angestiegen, womit die Jahresteuerung auf 8,6 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit über 40 Jahren geklettert ist. Verschiedene Beobachter hatten zwar vor einer negativen Überraschung gewarnt, wurden aber dennoch auf dem falschen Fuss erwischt.

"Wir hatten darauf gesetzt, dass die US-Inflation ihren oberen Wendepunkt schon hinter sich hat, wurden aber eines Besseren belehrt", hiesst es etwa in einer Einschätzung der LBBW. In anderen Kommentaren wurde darauf hingewiesen, dass die US-Notenbank die Inflation offenbar nicht im Griff habe und deshalb bald zu einem Zinsschritt von 0,75 Prozent statt der erwarteten 0,50 Prozent gezwungen werden könnte. In einem Kommentar von Oddo BHF lautet deshalb der Rat an die Investoren mit Blick auf die Fed-Sitzung der kommenden Woche: "Bleiben Sie angeschnallt!"

Der Swiss Market Index (SMI) gab schliesslich 2,10 Prozent auf 11'084,62 Punkte nach. Im Tagestief notierte er bei 11'019. Im Wochenvergleich resultierte ein Minus von 3,9 Prozent, es ist das siebte in den vergangenen acht Wochen. Das Jahrestief vom März ist nur noch gut 200 Punkte entfernt.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fiel um 2,54 Prozent auf 1721,44 Punkte zurück und der breite SPI um 1,92 Prozent auf 14'246,11 Punkte. Bis auf Kühne+Nagel schlossen alle Titel im Minus.

Erneut massiv unter Druck standen dabei Credit Suisse (-5,7%). Der US-Finanzkonzern State Street hat gestern Abend Gerüchte über eine angepeilte Übernahme der Schweizer Bank zurückgewiesen. Diese hatten am Mittwoch die Papiere der CS trotz Gewinnwarnung in die Höhe getrieben. Bereits am Donnerstag büssten sie dann aber wieder über 5 Prozent ein.

Dahinter gaben Holcim (-4,9%) und Straumann (-5,7%) am meisten nach. Bei letzteren summiert sich das Minus seit Ende 2021 bereits auf über 40 Prozent.

Über 4 Prozent fielen noch Partners Group (-4,3%), Temenos (-4,4%) und Logitech (-4,2%) zurück, zwischen 3 und 4 Prozent beliefen sich die Abgaben etwa in Sika, Alcon, Richemont oder UBS.

Im breiten Mittelfeld hielten sich Swisscom (-2,7%), welche dabei allerdings gegen Handelsende noch grössere Verluste wieder abschütteln konnten. Hintergrund für die Abgaben war nebst der allgemeinen Marktschwäche eine Studie der UBS, welche die Titel auf "Sell" von "Hold" abgestuft hatte. Die Bank verwies dabei vor allem auf die starke Performance des Titels allgemein, aber auch innerhalb des Sektors in jüngster Zeit.

Die für den Gesamtmarkt wichtigeren Schwergewichte Nestlé (-0,4%), Roche (-1,3%) und Novartis (-1,7%) bewahrten den SMI vor einem zumindest vorübergehenden Fall unter 11'000 Punkte.

Gegen den Trend haben Kühne+Nagel (+1,5%) als einziger Gewinner nach dem Kursdebakel der letzten Tage in der Region von 230 Franken Boden gefunden und als einzige der SLI-Aktien zugelegt. Händler verwiesen auf zwei Titelkäufe aus dem Verwaltungsrat des Unternehmens im Gesamtbetrag von rund 2,3 Millionen Franken.

Im breiten Markt rutschten Burckhardt Compression um 6,6 Prozent in die Tiefe und bauten damit die Verluste des Vortages deutlich aus. Am Mittwoch hatten die Aktien des Kolbenkompressoren-Herstellers nach soliden Jahreszahlen noch zugelegt.

Weitere Industrietitel wie Schlatter (-6,1%), Belimo (-6,0%), Comet (-5,5%) oder Skan (-5,4%) standen ebenfalls unter Druck.

cf/kw