Zürich (awp) - Auch zum Wochenschluss haben Zinssorgen und geopolitische Spannungen für schwache Aktienbörsen gesorgt. Allerdings konnte der Markt kurz vor Handelsende im Sog anziehender Kurse an der Wall Street die Verluste noch eingrenzen. Nach wie vor seien die Marktteilnehmer wegen der Aussicht auf steigende Zinsen verunsichert über die weitere Entwicklung der Aktienbörsen. Der Schlingerkurs, der seit Jahresbeginn die Märkte prägt, dürfte sich fortsetzen, sagten Händler. Das nervöse Auf und Ab werde die Anleger solange auf Trab halten, bis Konsens über die US-Geldpolitik herrsche und sich die geopolitischen Spannungen etwas gelegt hätten, hiess es weiter. Die US-Notenbank Fed hatte am Mittwoch wegen der anhaltend hohen Inflation eine schnellere Straffung der Zinspolitik signalisiert.

Der Leitindex SMI hat damit die vierte Negativ-Woche eingezogen und steuert auch auf eine deutlich negative Monatsbilanz zu. Dies könnte die Anleger über die weitere Entwicklung zusätzlich verunsichern. Denn die Börsenwahrheit "Wie der Januar, so das ganze Jahr" habe sich mehr als einmal bewahrheitet, sagte ein Händler. Nun sei es entscheidend, wie sich die Konjunktur entwickle und wie die Bilanzsaison und ob die die Unternehmen die hohen Ergebniserwartungen erfüllen könnten.

Der SMI zeigte erneut eine grössere Handelsspanne von gut 200 Punkten und schloss noch um 0,60 Prozent tiefer auf 12'104,44 Punkten. Damit hat der Leitindex seit Jahresanfang rund sechs Prozent eingebüsst. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fiel um 0,78 Prozent auf 1930,80 Punkte und der umfassende SPI um 0,51 Prozent auf 15'342,23 Zähler. Im SLI schlossen 21 Aktien tiefer und neun fester.

Massiv unter Druck standen die Aktien von Givaudan (-6,5%). Der Duftstoff- und Aromenherstellers wuchs 2021 organisch zwar so stark wie seit zehn Jahren nicht mehr, aber er enttäuschte beim Gewinn, denn höhere Kosten dürften die Margen belasten, hiess es am Markt. Givaudan zähle zudem wie einige andere Papiere auch zu den besten Aktien 2021, bei denen nun eben anhaltend Gewinne eingestrichen würden.

Federn lassen mussten auch die Aktien von Swatch (-4,1) und Richemont (-1,0%). Die Uhrenhersteller konnten damit wie bereits am Vortag nicht von guten Neuigkeiten, nämlich den gestrigen starken Exportzahlen und dem heutigen guten Ergebnis von Rivale LVMH, profitieren, sondern standen unter Druck. Vor allem bei Richemont nähmen Investoren in dem aktuellen Umfeld noch Kursgewinne von 2021 mit.

Auch substanzstarke Zykliker wie ABB (-4,2%), Sika (-1,0%), Kühne + Nagel (-1,5%) sowie Adecco (-2,2%) gaben klar nach. Die Aktien der Banken UBS (-1,6%), CS (-1,4%) und Julius Bär (-1,4 %) oder der Versicherer Zurich (-1,1%), die als Profiteure steigender Zinsen gelten, büssten Terrain ein. Derzeit sei zudem von der erwarteten Sektorrotation aus Wachstums- in Substanz- und Finanzwerte, zu der es nun eigentlich kommen sollte, noch nicht viel zu sehen, sagte ein Händler. UBS, Julius Bär und ABB werden kommende Woche über das Geschäftsjahr 2021 berichten.

Dank der guten Apple-Zahlen und der dadurch festeren US-Börse Nasdaq konnten Technologiewerte wie AMS Osram (-0,6%) oder am breiten Markt Inficon, VAT oder Comet ihre Verluste noch eindämmen und mit Verlusten von 1,1 bis 1,7 Prozent über den Tagestiefs schliessen.

Auf der anderen Seite machten Lonza (+2,5%) einen Teil der jüngsten Verluste nach der Zahlenvorlage wieder wett. Auch SGS (+1,9%) und Schindler (+0,4%) erholten sich weiter. Logitech (+0,7%) legten erneut zu.

Bei den Schwergewichten bildeten Roche (+0,2%) ein gewisses Gegengewicht. Auch die beiden anderen Riesen Nestlé (-0,2%) und Novartis (-0,4%) holten die Einbussen zu einem guten Teil auf. Novartis und Roche werden kommende Woche ihre Ergebnisse präsentieren.

Am breiten Markt zählten Starrag (+4,7%) zu den Kursgewinnern. Der Werkzeugmaschinen-Hersteller hat 2021 vor allem bei den Aufträgen deutliche Zuwächse verbucht.

pre/jb