Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch im Vorfeld der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed klar im Minus geschlossen. Nach einem Kursrutsch kurz nach der Eröffnung bewegte sich der Leitindex SMI den ganzen Handelstag über in der Nähe der Marke von 11'900 Punkten, die er zum Handelsschluss allerdings ebenfalls noch klar unterschritt. Vor dem Fed-Entscheid wollten sich die Anleger bedeckt halten, hiess es am Markt.

Allgemein wurde erwartet, dass das Fed den Leitzins am Mittwochabend wegen der hohen Inflation in einem grossen Schritt um 0,5 Prozentpunkte anheben werde. Diese Zinserhöhung sei wohl bereits eingepreist, meinte ein Beobachter. Wichtiger seien wohl die Äusserungen von Fed-Chef Jerome Powell zur Inflationsentwicklung und zur US-Konjunktur. Sollte die US-Notenbank zudem wider Erwarten gar mit einer Zinserhöhung um 75 Basispunkte überraschen, dürfte dies die Aktienkurse in den Keller schicken, mahnte ein weiterer Marktteilnehmer.

Der SMI schloss 1,01 Prozent im Minus auf dem Tagestief von 11'880,24 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 0,86 Prozent auf 1840,42 Punkte und der breite SPI verlor 0,99 Prozent auf 15'274,916 Zähler. Von den 30 Blue Chips schlossen 21 im Minus, acht im Plus und einer (SGS) unverändert.

Die deutlichsten Abgaben im SLI erlitten die Titel des Sensorenherstellers AMS Osram (-7,7%), die bereits am Vortag nach Quartalszahlen geschwächelt hatten. Mehrere Analysten korrigierten am Mittwoch nun ihre Gewinnschätzungen und ihre Kursziele nach unten, wobei sie auf den unerwartet negativen Ausblick durch das Unternehmen verwiesen.

Klar schwächer schlossen auch die Logitech-Aktien (-2,8%), die ebenfalls bereits am Dienstag nach der Zahlenvorlage durch den PC-Zubehörhersteller klar nachgegeben hatte. Auch hier kam es zu Kurssenkungen durch Analysehäuser unter Verweis auf die verschlechterte Prognose angesichts des Ukraine-Kriegs und der Lieferketten-Probleme.

Abwärts ging es nun zudem mit den Aktien des Bankensoftwarespezialisten Temenos (-2,9%), die in den vergangenen Tagen wegen Übernahmespekulationen noch deutlich gestiegen waren.

Tief im Minus schlossen ausserdem Richemont (-2,6%) und Swatch (-2,5%). Die Aktien der Luxusgüterhersteller wurden laut Händlern von Konjunktursorgen und der rigorosen Coronapolitik Chinas belastet.

Die am Mittwoch vorgelegten Quartalsergebnisse des Sanitärkonzerns Geberit (Aktien -2,3%) wurden negativ aufgenommen. Zwar hätten die Verkaufszahlen überzeugt, hiess es. Händler verwiesen aber auch hier auf die Margenverschlechterung und die zurückhaltenden Aussichten. Diese zeigten, dass auch ein Konzern wie Geberit vor steigenden Preisen nicht gefeit sei.

Belastet wurde der Gesamtmarkt aber vor allem von den schwachen Index-Schwergewichten: Die Titel des Pharmakonzerns Roche (-2,1%) und des Lebensmittelriesen Nestlé (-1,1%) gingen klar im Minus aus dem Handel. Etwas besser hielten sich die Aktien des Roche-Konkurrenten Novartis (-0,6%), der mit einer EU-Indikationserweiterung für die Krebstherapie Kymriah sowie mit günstigen Studiendaten für das Brustkrebsmittel Kisqali positive Nachrichten vermelden konnte.

Mit Gewinnen schlossen dagegen die Grossbankenwerte CS (+0,3%) und UBS (+0,5%), die Unterstützung durch die steigenden US-Renditen erhielten. Knapp im Minus schlossen die Titel des Rückversicherers Swiss Re (-0,1%) vor den vor dem am Donnerstag anstehenden Quartalsbericht. Der Konkurrent Hannover Re hatte am Mittwoch solide Zahlen vorgelegt.

Fester schlossen vor der Zahlenvorlage vom Donnerstag die Titel des Personalvermittlers Adecco (+0,9%). Kursgewinne gab es zudem für die ebenfalls als typische Zykliker geltenden Titel des Logistikers Kühne+Nagel und des Zementkonzerns Holcim (beide +0,9%).

Am breiten Markt legten Aluflexpack (+2,1%) klar zu. Der Aluminiumverpackungs-Spezialist aus dem Aargau vermeldet eine deutlich Umsatzzunahme im ersten Quartal und bekräftigte seinen Ausblick für das Gesamtjahr. Die Titel des angeschlagenen Solartechnikkonzerns Meyer Burger (+0,9%) reagierten positiv auf die Ernennung eines neuen Finanzchefs.

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