Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag unter dem Eindruck des anhaltenden Ukraine-Krieges deutlich nachgegeben. Die Indizes zeigten dabei einmal mehr einen sehr volatilen Verlauf: Der Leitindex SMI gab nach einem positiven Handelsbeginn zeitweise um über 200 Punkte nach. Potenzielle Käufer blieben der Börse derzeit lieber fern, während sich weitere Anleger im Zuge der weiter steigenden Unsicherheit von ihren Aktien trennten, so ein Händler.

Niemand wisse derzeit, wohin dieser Krieg und im Zuge dieser Auseinandersetzung auch wohin die europäische Wirtschaft steuere, so der Marktteilnehmer weiter: "Die Angst vor einer Rezession in Europa macht sich breit." Auch in der Schweiz begannen erste Ökonomen damit, ihre Wachstumsprognosen wegen der geopolitischen Ereignisse wieder nach unten zu korrigieren. Die wegen dem Krieg steigenden Energiepreise verstärkten zudem den Aufwärtsdruck auf die weltweite Inflation, hiess es. Immerhin könnten die Notenbanken bei anstehenden Zinserhöhungen weniger "aggressiv" vorzugehen.

Der SMI schloss den Handel am Dienstag um 1,04 Prozent tiefer bei 11'862,28 Punkten, nachdem er zwischenzeitlich bis auf 11'790 gesunken war. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 1,50 Prozent auf 1872,45 und der breite SPI 1,00 Prozent auf 15'019,41 Zähler. Im SLI endeten 19 Aktien im Minus und elf im Plus.

Massiv von der geopolitischen Krise belastet wurden die Titel der Luxusgüterhersteller Swatch (-7,9%) und Richemont (-7,2%). Heftige Kursverluste erlitten auch weitere typische Zykliker wie die Titel des Personalvermittlers Adecco (-5,4%) oder des Zementkonzerns Holcim (-2,4%).

Überdurchschnittlich von der schlechten Börsenstimmung betroffen waren erneut auch die Finanzaktien. Stark im Minus gingen die Aktien des Rückversicherers Swiss Re (-7,0%) aus dem Handel. Die Titel litten allerdings zusätzlich unter einer Kurszielsenkung durch die Analysten von Goldman Sachs, die auch ihre Verkaufsempfehlung für die Titel bekräftigten.

Starke Abgaben gab es erneut für die Aktien der Grossbanken CS (-5,9%) und UBS (-5,2%). Bereits am Montag hatten Bankwerte zu den grössten Verlierern gezählt. Auslöser war unter anderem der Ausschluss russischer Banken aus dem Zahlungssystem Swift, der nicht ohne wirtschaftliche Folgen für den europäischen Bankensektor bleiben dürfte. Auch die Aktien des Asset Managers Partners Group (-3,8%) gehören zu den grösseren Tagesverlierern.

Die Aktien von Swiss Life (-0,5%) drehten nach einem positiven Start in den Handel im Tagesverlauf ebenfalls in die Verlustzone. Der Lebensversicherer hatte mit den am Morgen vorgelegten Jahreszahlen die eigenen Ziele mehrheitlich übertroffen und auch besser abgeschnitten als von Analysten erwartet. Insbesondere die starke Dividendenerhöhung kam bei Anlegern gut an.

Die Investoren suchten dagegen Halt bei den defensiven SMI-Schwergewichten. So notierten die Titel des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé (+0,6%) und des Pharmakonzerns Novartis (+0,3%) den ganzen Tag über mit leichten Aufschlägen. Auch die Papiere des Pharma-Schwergewichts Roche (+0,4%) schlossen nach einem mehrheitlich negativen Handelstag leicht fester.

Im Plus schlossen auch weitere defensive Titel wie etwa die Medizinaltechnikwerte Straumann (+0,1%) und Sonova (+0,4%). Allerdings gingen auch die Aktien des PC-Zubehörherstellers Logitech (+1,0%) fester aus dem Handel. Am Markt wurde auf eine Kaufempfehlung aus dem amerikanischen Raum für den Technologietitel verwiesen. Die stärksten Gewinne unter den Bluechips gab es für die Titel des Telekomkonzerns Swisscom (+1,9%)

Am breiten Markt gingen Arbonia (-5,9%) nach Zahlenvorlage des Bauzulieferers stark im Minus aus dem Handel. Auch die Titel der Industrieunternehmen OC Oerlikon (-3,2%) und Feintool (-3,1%) schlossen nach der Ergebnisvorlage mit Abschlägen ebenso wie die Titel des Asset Managers Bellevue (-1,5%).

Zulegen konnten dagegen nach Zahlenverlage die Aktien des Industrieunternehmens Gurit (+0,9%) oder des Bauunternehmens Implenia (+2,6%).

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