Zürich (awp) - Nach dem Höhenflug der letzten Wochen haben die Anleger am Schweizer Aktienmarkt vorerst eine Verschnaufpause eingelegt. Nach leichten Abgaben am Montag ging es im Leitindex SMI am Dienstag aber wiederum nach oben. In den Einzeltiteln waren dabei teils grössere Bewegungen auszumachen. Auf der einen Seite belasteten die Einbussen von Finanzaktien und Zyklikern den SMI, während defensive Schwergewichte auf der anderen Seite dem Gesamtmarkt Halt gaben.

Händler sprachen von Umschichtungen, welche das Marktgeschehen prägten. Sektoren, die zuletzt schlechter gelaufen waren, wurden von den Investoren gesucht. Dagegen büssten die Gewinner der letzten Wochen einen Teil ihrer Avancen ein. Im Vorfeld der zweitägigen Zinssitzung der US-Notenbank hätten einige Anleger Gewinne ins Trockene gebracht, erklärten Händler. Am Mittwoch wird zwar vom Fed kein Zinsschritt erwartet, jedoch könnten die US-Notenbanker dem Handel mit ihren Zins- und Konjunkturprognosen Impulse verleihen.

Am Dienstag beendete der SMI das Geschäft mit einem Plus von 0,32 Prozent bei 10'184,82 Punkten. Dabei wechselte der Index mehrmals am Berichtstag das Vorzeichen. Der 30 Titel umfassende SLI, in dem die defensiven Schwergewichte nicht mit ihrer Gesamtkapitalisierung gewichtet sind, gab um 0,32 Prozent auf 1'524,33 Zähler nach und der breite SPI gewann/verlor 0,33 Prozent auf 12'564,25 Punkte. Am Ende standen 21 Verlierer 9 Gewinnern gegenüber.

Unter Gewinnmitnahmen litten vor allem Finanztitel: UBS (-2,7%), Credit Suisse (-2,6%), Swiss Life (-2,6%) oder Zurich Insurance (-2,5%) waren im Blue Chips-Tableau weit hinten zu finden. Dabei konnten sich die CS-Papiere nur knapp über der Kursschwelle von 10 Franken halten.

Trotz guter Erholungstendenzen in den vergangenen Wochen, zählen die Finanzwerte nach wie vor zu den grössten Verlierern der Corona-Krise. Sie weisen seit Jahresbeginn nach wie vor ein Minus von 10 Prozent oder mehr auf. Etwas besser halten sich in diesem Vergleich die UBS-Papiere.

Deutliche Abgaben waren am Dienstag auch bei Zyklikern wie Adecco (-3,3%), Clariant (-2,3%) oder Geberit (-1,7%) zu sehen, die zuletzt ebenfalls stark gelaufen waren. Die Aktien von Temenos schlossen 0,6 Prozent tiefer. Citigroup hatte das Rating für den Bankensoftwarehersteller auf "Neutral" von "Buy" gesenkt.

SGS (-0,7%) rutschten nach anfänglichen Kursgewinnen in die Verlustzone ab. Dabei habe der positive Einfluss einer Kaufempfehlung im Verlauf nachgelassen, hiess es. Die Analysten von Barclays hatten SGS auf "Overweight" von "Equalweight" hochgestuft.

Der Grund dafür, dass der SMI das Niveau des Vortages mehr als halten konnte, waren die defensiven Schwergewichte. Sowohl die Pharmagiganten Roche (+1,2%) und Novartis (+2,0%) als auch die Papiere des Nahrungsmittelmultis Nestlé (+1,8%) legten kräftig zu. Bei Nestlé sorgte der Verkauf des nordamerikanischen Buitoni-Geschäfts Händlern zufolge für gewisse Kursfantasien.

Lonza gewannen mit der Unterstützung einer Bankstudie 3,2 Prozent auf 468,90 Franken. Der Auftragsfertiger für die Pharmaindustrie profitiere davon, dass SocGen die Abdeckung der Aktien mit dem Rating "Buy" und dem Kursziel 600 Franken aufgenommen habe, hiess es. Weit vorne waren auch Logitech mit einem Plus von 2,2 Prozent zu finden.

Am breiten Markt büssten Helvetia (-3,9%) deutlich an Terrain ein. Der Versicherer spürt die Corona-Krise ebenfalls und rechnet mit finanziellen Folgen für das Versicherungsergebnis im hohen zweistelligen Millionenbereich und für das Anlageresultat im tiefen dreistelligen Millionenbereich.

Conzzeta verloren 2,1 Prozent. Auch der Mischkonzern spürt die Auswirkungen der Corona-Pandemie und rechnet im laufenden Jahr mit Umsatzverlusten und einem Gewinneinbruch.

Einmal mehr standen die Aktien von Aryzta (-7,4%) unter Druck. Die Kursreaktion bei dieser spekulativen Aktie entspreche dem aktuellen Verhalten der Anleger von "Risk off", sagte ein Händler. Viel hänge davon ab, ob dem Backwarenhersteller der Turnaround gelinge oder nicht.

mk/kw