Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Freitag deutlich fester beendet und damit die Woche klar im Plus abgeschlossen. Nach einem verhaltenen Start legte der Leitindex SMI im Verlauf des Nachmittags immer stärker zu. Kurzzeitig übersprang er sogar die psychologisch wichtige Marke von 11'500 Punkten und erreichte damit auch ein neues Jahreshoch. Getragen wurde der Markt laut Händlern vor allem von den defensiven Schwergewichten, aber auch einige Zykliker hielten sich gut.

Die Stimmung sei aufgrund der positiven Entwicklung in den USA weiterhin gut gewesen, hiess es im Handel. Dort sorgt der Hype um Künstliche Intelligenz fast täglich für Kursrekorde. Der defensiv ausgerichtete Schweizer Markt könne da zwar meist nicht mithalten, sagte ein Händler. "Aber wenn die Schwergewichte gut laufen, geht es auch hier nach oben." Als positiv für den Markt wurden auch die Ifo-Daten aus Deutschland gewertet, die auf eine leichte Erholung der Konjunktur hindeuten. Von Vorsicht sei derzeit nichts zu spüren. "Die Aktienmärkte wollen einfach nach oben", sagte ein Händler. Die grösste Gefahr sähen viele Marktteilnehmer wohl darin, den Anstieg zu verpassen.

Der SMI schloss die Sitzung um 0,97 Prozent höher auf 11'496,76 Punkten, das Tageshoch (und neue Jahreshoch) war mit 11'505,72 noch eine Spur höher. Damit hat der Leitindex einen Wochengewinn von rund 1,6 Prozent erreicht, im Vergleich zum Jahresende 2023 steht er nun 3,2 Prozent höher.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legte am Freitag 0,78 Prozent zu auf 1869,30 und der breite SPI um 0,87 Prozent auf 14'986,90 Zähler. Bei den 30 Bluechips schlossen 21 höher und neun tiefer.

Zu den stärksten Blue Chips zählten im Tagesverlauf Nestlé (+1,2%), wobei die Gewinne zeitweise deutlich höher ausfielen. Die Titel des Nahrungsmittelherstellers zeigten damit zumindest eine gewisse Gegenbewegung auf die Kursverluste vom Vortag (-4,9%) nach den Zahlen. Diese waren fast einhellig als herbe Enttäuschung bezeichnet worden. Ganz so schlimm sah es am Folgetag aber nicht mehr aus. "Das Minus von gestern war vielleicht etwas übertrieben", meinte jedenfalls ein Marktteilnehmer. Und auf dem neuen Niveau seien die Papiere nun "fundamental sicherlich wieder kaufenswert", meinten auch viele Händler und Analysten.

Freundlich präsentierten sich daneben aber auch die beiden Pharmatitel Roche GS (+1,6%) und Novartis (+1,2%). Die drei Grossen waren damit für rund zwei Drittel des SMI-Gewinns verantwortlich. Stark gesucht waren ausserdem Swiss Re (+2,5%), die damit den markanten Kursrückgang vom letzten Freitag nach Zahlen bereits wieder mehr als wettgemacht haben. Auch die Zykliker Geberit, Richemont, Sika und Schindler schlossen deutlich über 1 Prozent höher.

Im Fokus standen aber vor allem auch ABB (-0,6%), die grössere Verluste vom Vormittag bis zum Abend aber stark eingrenzen konnten. Bei dem Elektrokonzern kommt es Anfang August zu einem Wechsel an der Spitze: Morten Wierod löst dann Björn Rosengren als CEO ab. "Neue Führung bedeutet Unsicherheit, auch wenn der Nachfolger ein Eigengewächs ist", kommentierte ein Händler die frühen Abgaben. Ein anderer Händler sprach dagegen von Gewinnmitnahmen. "ABB sind in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Jetzt nutzen die Verkäufer den CEO-Wechsel für Gewinnmitnahmen."

Etwas grössere Verluste gab es ausserdem noch bei Swatch I (-1,2%), Julius Bär (-1,1%) und VAT (-1,1%).

Im breiten Markt gab es derweil einige grössere Bewegungen. So waren unter anderem Georg Fischer (+8,3%) stark gefragt. Der Industriekonzern blies eine potentiell verwässernde Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Übernahme der finnischen Uponor ab. Sehr freundlich tendierten auch die Titel des Biotech-Unternehmens Idorsia (+47%). Hier war von weiteren Short-Eindeckungen die Rede. "Idorsia ist die am meisten leer verkaufte Aktie in Europa", sagte ein Händler. "Da kann es immer wieder auch einmal eine starke Gegenbewegung geben." Gut gesucht waren auch Calida (+2,6%) nach Zahlen.

Auf der anderen Seite sorgten Meyer Burger (-9,6%) mit einer angekündigten Kapitalerhöhung einmal mehr für Gesprächsstoff. Und bei Kudelski (-8,4%) ging die Korrektur nach dem kurzen Hype im Vorfeld der am Donnerstag präsentierten Jahreszahlen weiter.

uh/kw