Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Donnerstag wenig verändert geschlossen. Nach einem starken Start liess die Dynamik am Markt schnell wieder etwas nach, am Nachmittag fiel der SMI dann phasenweise gar leicht ins Minus. Händler sprachen von einer weiterhin sehr fragilen Situation an den Finanzmärkten. Der erste Schock über Russlands weitere Eskalation durch das Zudrehen des Gashahns für einige Länder habe sich zwar wieder etwas gelegt. "Aber niemand weiss, wohin dieser Krieg uns noch führt", meinte ein Händler mit Blick auf die kommenden Wochen.

Für etwas Missstimmung an den Märkten sorgten auch die neuesten makroökonomischen Daten. So ist die Inflation in Deutschland von hohem Niveau aus weiter angestiegen und in den USA ist die Wirtschaft im ersten Quartal entgegen den Erwartungen geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) fiel im ersten Quartal auf das Jahr hochgerechnet um 1,4 Prozent, während Ökonomen mit einem Wachstum von 1,0 Prozent gerechnet hatten. Auf den zweiten Blick entpuppte sich das Zahlenwerk dann allerdings als nicht ganz so schlecht, wie ein Händler meinte. So legte der private Konsum sogar stärker zu als noch im Vorquartal. 

Der SMI gewann zum Handelsschluss 0,14 Prozent auf 12'068,41 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und bei dem die Gewichte der wichtigsten Titel gekappt werden, stieg um 0,46 Prozent auf 1861,13 Punkte und der breite SPI um 0,34 Prozent auf 15'520,21 Punkte. Bei den 30 Blue Chips schlossen 19 im Plus und elf im Minus.

Klar im Fokus standen den ganzen Tag Temenos. Übernahmespekulationen sorgten beim Bankensoftware-Spezialisten nämlich für ein Kursfeuerwerk, wobei der Kurs mit +17,5 Prozent auf 98,00 Franken praktisch auf dem Tageshoch schloss. Gemäss einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zeigt die Private-Equity-Firma Thoma Bravo Interesse am Genfer Unternehmen. Ein Grund dürfte der zuletzt stark gesunkene Aktienkurs sein. Auch nach der heutigen Avance liegt dieser nämlich noch immer knapp ein Viertel unter dem Niveau von Ende 2021, die Höchstkurse im Jahr 2019 waren gar bei über 180 Franken. Dass der Kurs heute nicht deutlicher gestiegen sei, deute wohl darauf hin, dass viele Marktteilnehmer nicht an ein Angebot zum jetzigen Zeitpunkt glaubten, hiess es im Markt.

Auch Straumann (+4,2% auf 115,10 Fr.) waren nach einem Rekordumsatz im ersten Quartal stark gesucht, wobei die Gewinne zum Schluss hin etwas abflachten. Die vorbörslich vorgelegten Quartalszahlen lagen weit über den Analystenschätzungen und wurden entsprechend positiv kommentiert. Für Irritation sorgte unter Analysten einzig, dass der Dentalimplantate-Hersteller trotz dem geradezu beeindruckenden Start ins neue Geschäftsjahr an seinen diesjährigen Wachstums- und Margenvorgaben festhielt. Auch die Straumann-Aktie notiert weiter massiv unter den Höchstkursen, wurden doch noch im letzten November Kurse von über 200 Franken bezahlt.

Zu den grössten SMI-Gewinnern gehörten derweil Swisscom (+2,0% auf 572,40 Fr.), die nach einer zunächst verhaltenen Reaktion auf die vorgelegten Zahlen ebenfalls kräftig anzogen. Einige Analysten hegten zwar einige Zweifel in puncto Nachhaltigkeit der operativen Performance, was aber viele Investoren nicht von Zukäufen abhielt. Im Gegensatz zu Temenos und Straumann notiert die Aktie des Blauen Riesen auf dem höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Entscheidend mehr bezahlt wurden für Swisscom allerdings letztmals im Jahr 2000 (!).

Die grössten Verlierer bei den Blue Chips hiessen derweil Alcon (-2,0%), Credit Suisse (-1,0%) und Logitech (-0,7%). Bei der CS gab es nach der Zahlenvorlage vom Mittwoch weitere Kurszielsenkungen durch Analysten. Zur Schwäche neigten auch Roche (-0,7%), während sich die anderen beiden SMI-Schwergewichte Nestlé (+0,5%) und Novartis (+0,1%) deutlich besser hielten.

Im breiten Markt fielen einige kleinere Titel wie Achiko (+14%) oder Talenthouse (+6,2%) mit guten Kursverläufen auf. Auch Gurit (+3,6%) nach einer Übernahme und Implenia (+4,4%) nach einem Analystenkommentar waren gesucht. Bei Zur Rose (+3,7%) war zudem von aggressiven Deckungskäufen aus dem Lager der Leerverkäufer zu hören.

Am Schluss der Tabelle waren die beiden Mini-Titel Youngtimers (-17%) und IGEA (-14%) zu finden.

uh/mk