Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag tiefer geschlossen. Nach einem guten Beginn drehte das Leitbarometer SMI am Nachmittag im Anschluss an die Entscheide der Europäische Zentralbank (EZB) in die Verlustzone. Die Abgaben hielten sich jedoch in Grenzen. Die Beschlüsse der EZB seien in etwa so ausgefallen, wie man das habe erwarten können, hiess es im Handel. Einige Anleger hätten aber wohl auf eine noch stärkere Lockerung der Geldpolitik in der Eurozone gehofft. Schwache Daten zum US-Arbeitsmarkt und nach wie vor ungelöste Probleme rund um den Austritt Grossbritanniens aus der EU dürften auch belastet haben.

Insgesamt bleibe die Lage an den Börsen dank der Hoffnungen auf die Corona-Impfstoffe und auf ein US-Konjunkturprogramm aber positiv, hiess es weiter. Und sowieso führe wegen der ultralockeren Geldpolitik der wichtigsten Notenbanken kaum ein Weg an Aktien vorbei. Die EZB hat die für sie "effizientesten" Instrumente zur Bewältigung des Corona-Schocks verlängert und das billionenschwere Notprogramm zum Kauf von Staatsanleihen und Wertpapieren von Firmen wie erwartet aufgestockt. Zudem machte EZB-Chefin Christine Lagarde auf die Frage nach einer weiteren Zinssenkung klar, dass die EZB wenn nötig dazu bereit sei, in der Krise ihre Instrumente anzupassen.

Die Entscheide der EZB überraschten die Anleger kaum, schliesslich hatte Lagarde die Märkte im November auf solche Schritte vorbereitet. In der Schweiz beendete der Swiss Market Index (SMI) den Handel mit 0,33 Prozent tiefer bei 10'395,96 Punkten. Etwas stärker unter Druck geriet der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst. Er gab um 0,50 Prozent auf 1'631,07 Punkte nach, während der umfassende SPI 0,32 Prozent auf 12'923,75 Zähler verlor. Von den 30 Blue Chips gingen nur sieben mit positivem Vorzeichen und der Rest mit einem Minus aus dem Handel.

Allen voran gaben die Papiere des Halbleiterherstellers AMS (-5,2%) weiter nach. In den vergangenen Tagen hatten negative Meldungen zu den Sensor-Kunden der Österreicher die Titel belastet und am Berichtstag boten Spekulationen rund um den möglichen Verkauf des Digital-Geschäfts von Osram kaum Unterstützung.

Den Finanzwerten macht die Aussicht auf eine sich noch weiter in die Länge ziehende ultralockere Geldpolitik der Notenbanken mit Tiefstzinsen zu schaffen. Die Aktien der Grossbanken UBS (-2,6%) und Credit Suisse (-2,3%) zählten zu den grössten Verlierern am Schweizer Markt. Julius Bär büssten 1,0% ein.

Bei den Zyklikern kamen die Aktien des Zementherstellers LafargeHolcim (-2,0%) stärker unter Druck. Die indischen Töchter ACC und Ambuja Cement sind offenbar ins Visier der Behörden geraten. Den Titeln des Warenprüfkonzerns SGS nützte eine Höherstufung durch JPMorgan wenig, sie verloren 1,4 Prozent. Weiter gaben die Uhrentitel Swatch (-1,1%) und Richemont (-0,6%) nach der guten Performance des Vortages ebenfalls nach.

Auf der anderen Seite gewann "Dauerbrenner" Sika mit +0,7 Prozent bei den Blue Chips am stärksten an Wert. Zu den wenigen Gewinnern zählten auch Zurich Insurance (+0,6%) oder Givaudan (+0,1%). Kaum Unterstützung boten dem SMI am Ende die defensiven Schwergewichte Roche (-0,1%), Novartis (+0,01%) und Nestlé (-0,1%). Sie konnten die während des Handels erzielten Kursgewinne nicht ins Trockene bringen.

Im breiten Markt war am Donnerstag wenig los. Am Ende der Tabelle brachen die arg gebeutelten Aktien des finanziell angeschlagenen Messebetreibers MCH um 16 Prozent ein. MCH ist daran, sich dringend benötigtes Kapital zu beschaffen. Idorsia fielen um 5,2 Prozent zurück, nachdem Baader Helvea die Abdeckung des Biopharmaunternehmens mit der Einstufung "Sell" gestartet hat.

Aryzta gaben um 1,8 Prozent nach. Händler sprachen von einem Ringen der Skeptiker mit den Optimisten bei dem sich in Umstrukturierung befindenden Backwarenherstellers. Gesucht wurden hingegen Obseva (+5,5%) nach guten Studiendaten zur Wirksamkeit des Produktkandidaten Linzagolix.

mk/tp