Zürich (awp) - Nach dem Rückgang am Vortag hat sich der Schweizer Aktienmarkt am Dienstag ganz leicht erholt. Am Morgen hatte der Leitindex SMI zwar noch zu einem deutlichen Aufschwung angesetzt, da Anleger die jüngsten Spannungen zwischen den USA und dem Iran beiseitegeschoben hatten, nachdem Vergeltungsschläge Teherans auf die Tötung des einflussreichen iranischen Generals Ghassem Soleimani durch die USA ausgeblieben waren. Angesichts einer negativen Eröffnung der Wall Street wurden aber die Investoren auch hierzulande vorsichtiger.

Die USA und der Iran überziehen sich mit gegenseitigen Warnungen und Drohungen. "Die Leute sind wegen möglicher Vergeltungsschläge des Iran nervös", sagte ein Marktteilnehmer. "Ob sich Anleger in den nächsten Tagen für neue Long-Positionen erwärmen können, dürfte stark davon abhängen, ob die geopolitische Situation sich verbessert oder nicht", sagte ein Analyst. Keinen Einfluss am Aktienmarkt hatten indes überraschend gute Konjunkturdaten aus den USA. So hellte sich die Stimmung der US-Dienstleister im Dezember unerwartet deutlich auf. Die US-Industrie hatte im November weniger Aufträge erhalten als im Vormonat, jedoch hatten Analysten mit einem noch etwas stärkeren Rückgang gerechnet.

Das Aktienbarometer SMI legte zum Handelsschluss um 0,20 Prozent auf 10'686,80 Punkte zu. Der Swiss Leader Index (SLI), der die 30 wichtigsten Werte umfasst, kletterte um 0,40 Prozent auf 1'644,46 und der breite SPI um 0,19 Prozent auf 12'924,74 Zähler. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 23 im Plus und 7 im Minus. Am Morgen hatten noch alle Aktien Kursgewinne ausgewiesen.

Das Tageshoch im SMI war kurz vor Mittag bei 10'747,19 Punkten erreicht worden. Danach ging der Erholung aber die Luft aus. Kurzzeitig tauchte der SMI sogar in die Minuszone. Klotz am Bein waren die Nestlé-Aktien (-1,0%), welche zu den grössten Verlierern im SMI/SLI gehörten. Vor allem Nestlé galt zuletzt als sichere Anlage in Krisenzeiten. Jetzt laufen die Anleger allerdings wieder aus dem sicheren Hafen aus. Auch die Aktien der Konkurrenten Danone und Unilever waren schwach. Novartis (+0,3%) und Roche (+0,1%), die beiden anderen Schwergewichte neben Nestlé, machten keine grosse Sprünge.

Nach einem positiven Start mussten Temenos (-1,2%) die grössten Kursverluste im SMI/SLI hinnehmen. Ebenfalls unter Druck waren Givaudan (-1,0%), ohne dass Nachrichten dazu vorlagen.

Auf der anderen Seite der Tabelle standen AMS (+4,7%) als die grössten Gewinner da. Die Aktien der Technologietitel hätten von der starken Umsatzentwicklung beim US-Konkurrenten Microchip Technology profitiert, hiess es am Markt. Die Österreicher hätten in den letzten Wochen viel Terrain eingebüsst und nun einen Teil davon wieder wettgemacht, sagte ein Händler. Auch der Computerzubehörproduzent Logitech (+0,8%) legte zu.

Für Schlagzeilen sorgte die UBS (+2,6% auf 12,62 Franken). Die Grossbank teilt das Vermögensverwaltungsgeschäft der Region EMEA in drei Teile auf. Dabei könnten bis zu 500 Stellen abgebaut werden. Zudem hat die Deutsche Bank das Kursziel auf 13 von 12,50 Franken erhöht. Dicht dahinter folgen CS (+2,5%), während Julius Bär lediglich um 0,8 Prozent kletterten.

Die Aktien des Chemiekonzerns Clariant (+2,3% auf 21,67 Fr.) profitieren von einer Kaufempfehlung der Bank Vontobel. Mit dem geplanten Verkauf von Geschäftsteilen schaffe Clariant Mehrwert und mache sich zum Übernahmeziel. Ein Aktienkurs von 35 Franken bis 2021 sei durchaus möglich. "Das ist einmal eine klare Ansage", sagte ein Händler dazu.

Bei den Luxusgüterherstellern haben Richemont (+1,8%) einmal mehr die Nase vorn vor Swatch (+0,4%). Beide machten allerdings einen Teil der Einbussen vom Vortag wett. Händler sprachen aber mehr von einer technischen Reaktion als von einer nachhaltigen Erholung. "In Krisenzeiten leidet die Wirtschaft und die Leute reisen weniger. Das drückt auch auf das Geschäft der Luxusgüterbranche", erklärte einer. Daher sei wohl etwas Vorsicht angebracht.

Am breiten Markt schossen die Aktien von Schmolz + Bickenbach um 27,3 Prozent nach oben. Anleger hoffen, dass mit dem Auskauf der Gründerfamilie durch Amag-Besitzer Martin Haefner der Sanierung des angeschlagenen Stahlkonzerns nichts mehr im Weg steht. Galenica und Tecan (je +1,1%) profitierten von Kurszielerhöhungen.

Bei den Verlierern gab es Einbussen für Calida (-2,7%) und Lalique (-2,6%).

jb/tt