Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat sich zu Wochenschluss nicht ganz auf dem zuletzt erreichten Rekordniveau halten können. Kurz vor Börsenschluss drehte der Schweizer Leitindex SMI gar noch ins Minus. Auf Wochensicht kann er dennoch zum siebten Mal in Folge ein kleines Plus mitnehmen. Nach dem am Donnerstag bei knapp 12'626 Punkten gesetzten Rekordhoch dürfte der Widerstand nun wohl grösser werden, hiess es im Handel.

Sorgen bereiten den Anlegern die anstehenden Lockdowns in Europa, die aufgrund steigender Fallzahlen in den Fokus rücken. Zudem drücken Inflationssorgen weiter auf die Stimmung, besonders nachdem EZB-Chefin Christine Lagarde an einem Bankenkongress der Straffung der Geldpolitik vorerst eine Abfuhr erteilt hat. Die gestiegene Vorsicht der Anleger zeigt sich auch am Devisenmarkt, wo der Euro zum Franken so tief notiert wie seit 2015 nicht mehr.

Der Leitindex SMI schloss 0,07 Prozent tiefer bei 12'545,02 Punkten. Am Morgen hatte er zwischenzeitlich mit 12'623 am Rekordhoch vom Vortag gekratzt. Im Wochenvergleich legte der Leitindex um 0,2 Prozent zu. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, verlor am Freitag 0,18 Prozent auf 2033,12 Zähler, während der breite SPI 0,08 Prozent auf 16'109,21 Zähler nachgab. Gewinner und Verlierer hielten sich zu Handelsschluss im SLI genau die Waage.

Als Sieger unter den Blue Chips gingen die Titel des Computerzubehörherstellers Logitech (+4,3%) aus dem Handel. Die Titel, die vor allem zu Beginn der Coronapandemie massiv vom Homeoffice-Trend profitierten, waren während der jüngsten Korrekturphase unter die Räder gekommen. Nun gaben ihnen die jüngsten Lockdown-Diskussionen deutlichen Auftrieb. Ein Händler verwies darauf, dass die Titel im Frühsommer, als in Asien neue Lockdowns angekündigt wurden, bereits einen Kurssprung vollzogen hätten. Das grosse Plus sei aber auch mit Aufholeffekten zu erklären, meinte ein anderer.

Wie Logitech profitierten auch andere Aktien von Spekulationen zu Verschärfungen der Corona-Massnahmen. So etwa der Pharmazulieferer Lonza (+2,1%), der als zweitbester Titel aus dem Handel ging. Im Zuge dessen waren auch andere defensive Werte wie der Riechstoffhersteller Givaudan (+1,5%), Vifor Pharma (+0,8%), die beiden Pharmariesen Novartis und Roche (beide +0,4%) gefragt.

Auch Industriewerte und baunahe Titel wie Geberit (+1,3%), Sika (+0,8%), Kühne+Nagel (+0,6%) und Schindler (+0,4%) standen auf den Einkaufslisten. Mit Partners Group (+1,4%) war zudem ein Finanztitel auf den vordersten Rängen vertreten.

Grösste Verlierer waren AMS Osram mit einem Minus von 2,6 Prozent. Luxuswerte wie Richemont (-2,5%) und Swatch (-1,2%) gerieten im Zuge von Spekulationen über erneute Reisebeschränkungen stark unter Druck. Am Markt war zudem auch die Rede von Gewinnmitnahmen nach den jüngsten Höhenflügen.

Unter Druck standen auch die Banken- und Versicherungspapiere. Auch die Aktien europäischer Banken und Versicherungen verzeichneten deutliche Verluste, nachdem die EZB-Präsidentin Christine Lagarde angekündigt hatte, vorerst die lockere Geldpolitik nicht zu straffen. UBS und CS verloren beide 2,4 Prozent, Julius Bär 2,2 Prozent. Die Versicherer Swiss Life (-1,6%), Zurich (-1,4%) und Swiss Re (-1,0%) mussten ebenfalls Federn lassen.

Auf den hinteren Rängen wurden mehrere Titel durch die Angst vor Reisebeschränkungen belastet. So etwa die Aktien von Flughafen Zürich (-3,8%), dem Reisedetailhändler Dufry (-3,6%) und dem Kiosk- und Reisegastronomiespezialist Valora (-2,3%)

Auch Sulzer gehörten mit einem Minus von 5,3 Prozent zu den schwächsten Titeln im SPI. Händler berichteten von Umschichtungen aus Sulzer in die Aktien der ehemaligen Tochter Medmix.   Gefragt am breiten Markt waren dagegen die Technologietitel Comet (+6,4%), die durch eine Kurszielerhöhung von Stifel beflügelt wurden. Die Onlineapotheke Zur Rose (+3,3%) gewann ebenfalls deutlich. Auch sie wird gemäss Händlern als Profiteurin der erneuten Lockdowns gesehen.

tv/mk