Zürich (awp) - Der überraschend moderate Anstieg der US-Konsumentenpreise im Oktober hat am Schweizer Aktienmarkt ein wahres Kursfeuerwerk ausgelöst. Gezündet wurde es von der Hoffnung, dass die US-Notenbnak Fed im Dezember zwar den Leitzins noch einmal, aber weniger stark als zuletzt, erhöhen und danach den Fuss von der geldpolitischen Bremse nehmen könnte. Dadurch legten vor allem die in den vergangenen Monaten arg gebeutelten Wachstums- und Technologiewerte massiv zu. Dagegen hinkten die ebenfalls fester notierenden defensiven Schwergewichte dem Markt hinterher.

Die Inflation in den USA ist im Oktober stäerker gesunken als erwartet. Positiv ist, dass auch die Kernrate weniger hoch ist als prognostiziert. Dies deutet laut Ökonomen auf weniger starke Leitzinsanhebungen durch die US-Notenbank Fed hin, die diese anlässlich der letzten vier Sitzungen um jeweils 0,75 Prozentpunkte kräftig angehoben hatte. "Es mehren sich die Anzeichen, dass die Inflation ihren Gipfel überschritten hat und wieder fällt. Der nächste Zinsschritt des Fed dürfte daher kleiner ausfallen", kommentierte die Commerzbank. "Die Inflation ist auf deutlichem Rückzugskurs", hiess es auch bei der VP Bank. Dagegen seien die US-Zwischenwahlen, die Midterms, in den Hintergrund getreten. Ihr endgültiges Ergebnis wird erst im Dezember erwartet.

Der SMI schloss um 1,98 Prozent fester auf 11'120,49 Punkten, aber unter dem Tageshoch von 11'147,68 Punkten. Letztmals so hoch stand der SMI im August. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, kletterte um 2,99 Prozent auf 1703,93 und der breite SPI um 2,13 Prozent auf 14'244,23 Zähler. Sämtliche Blue Chips bis auf Zurich Insurance legten zu.

Bewegt hat sich durch die US-Daten auch der Dollar, der aufgrund gesunkener Zinserhöhungserwartungen zum Franken um gut zwei Rappen auf 0,9680 nachgab. Am Morgen notierte der Greenback noch bei 0,99 Franken.

Die stärksten Gewinne gab es bei den Aktien, die im laufenden Jahr stark korrigiert hatten. Dazu zählen die Wachstums- und Technologietitel VAT, AMS Osram und Straumann mit Kursgewinnen zwischen 14 und 11 Prozent. In ihrem Schlepptau kletterten auch Vertreter aus den hinteren Reihen wie Inficon (+7,5%), Comet (+9,5%) und Medartis (+6,7%) markant nach oben.

Aber auch andere Überflieger der Vorjahre wie Geberit, Partners Group, Givaudan, Sika, Kühne + Nagel oder Sonova schossen zwischen acht und 5,5 Prozent in die Höhe. Im Einklang mit Lonza (+4,7%) rückten mit Bachem (+7,6%), Polypeptide (+3,0%) und Siegfried (+2,6%) auch Pharmazulieferer vom breiten Markt deutlich vor.

Gefragt waren auch Temenos (+5,3%). In die arg gebeutelten Aktien der Softwareschmiede kommt frischer Wind. So ist Helvetic Trust eingestiegen. Der Vermögensverwalter hält laut eigenen Angaben mehr als ein Prozent und unterstützt die Forderungen des Minderheitsaktionärs Petrus Advisers, der einen Führungswechsel fordert.

Die Aktien der beiden Uhrenhersteller Richemont und Swatch (je +3,2%) notierten nach anfänglichen Verlusten nach den US-Daten ebenfalls klar im Plus. Zunächst machten den beiden Werten Meldungen über eine neuerliche Covid-Welle in China zu schaffen. Richemont legt zudem am morgigen Freitag den Halbjahresbericht vor.

Im "Mittelfeld" waren die Grossbanken UBS (+3,3%) sowie Credit Suisse (+2,1%), deren Aktien zeitweise deutlich im Minus standen.

Am unteren Ende der Kurstafel standen die defensiven Schwergewichte Roche (+0,8%), Novartis (+0,6%) und Nestlé (+0,9%).

Schwächer waren bei den Blue Chips nur Zurich (-1,0%). Der Versicherer hat seinen Zwischenbericht vorgelegt. Analysten hoben zwar die gute Entwicklung in der Schadenversicherung hervor, setzen aber Fragezeichen zum Rückgang in der SST-Solvenzquote.

Im breiten Markt schlossen Swissquote (+2,4%) höher, nachdem sie zunächst im Sog der Turbulenzen an den Krypto-Märkten zeitweise tief im Minus notiert hatten.

pre/cf