Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Freitag nach schwachem Beginn praktisch unverändert beendet, vor allem dank den Avancen von Nestlé und Novartis. Nachdem der SMI im Vormittagsgeschäft zwischenzeitlich auf einen Tiefststand von knapp unter 10'300 Punkten abgesunken war, erholte er sich ab Mittag kontinuierlich und eroberte schliesslich vorübergehend die Marke von 10'400 Punkten zurück. Insgesamt war es laut Händlern aber ein wenig animierter Wochenausklang. Auch über die gesamte Woche gesehen hat sich am seit Mitte November laufenden Seitwärtstrend kaum etwas geändert.

Am Berichtstag wirkten die weiter steigenden Corona-Infektionszahlen bremsend, die in vielen Ländern zu verschärften Massnahmen führen dürften. So hat etwa Baden-Württemberg für die Zeit nach Weihnachten einen Lockdown angekündigt, während hierzulande der Bundesrat wie erwartet seinen ab morgen Samstag geltenden Teillockdown konkretisierte. Für eine positive Note sorgte der Umstand, dass das deutsche Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer mit dem Antrag auf eine Notfallzulassung für ihren Covid-Impfstoff in den USA eine wichtige Hürde genommen haben.

Der Swiss Market Index (SMI) beendete den Handel mit einem Minus von 0,04 Prozent bei 10'391,76 Punkten. Im Wochenvergleich ergab sich ein kleiner Anstieg um 0,3 Prozent. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, gab um 0,22 Prozent auf 1'627,45 Punkte nach, wogegen der umfassende SPI um 0,11 Prozent auf 12'937,66 Zähler anzog. Von den 30 Blue Chips schlossen 18 tiefer und 12 höher.

Besonders im Rampenlicht standen zum Wochenschluss Zurich (-2,1%), welche den Abwärtstrend der vergangenen zweieinhalb Wochen fortsetzten. Der Versicherer übernimmt nicht unerwartet vom US-Konkurrenten MetLife die Sparten Schaden- und Unfallversicherung. Analysten äusserten sich grundsätzlich positiv, was der Aktie aber nicht auf die Sprünge half. Der Kauf sei erwartet worden und sollte sich nicht negativ auf die Dividendenpolitik auswirken, hiess es dazu. Damit könne Zurich in den USA das Wachstum antreiben.

Neben Zurich standen aber weitere auch weitere Finanzwerte unter Druck. So landeten auch CS (-2,1%), Julius Bär (-2,2%), Swiss Life (-2,0%) und Swiss Re (-2,1%) weit hinten. Händler sprachen von einem Sektorproblem und begründeten die Verluste unter anderem mit den Brexit- und Corona-Sorgen sowie mit den Beschlüssen der Europäischen Zentralbank (EZB) vom Vortag.

Befürchtet werde, dass es bei den Verhandlungen zwischen der EU und Grossbritannien zu einem "No-Deal-Brexit" kommen könnte. "Das scheint sehr wahrscheinlich zu sein", sagte einer. Und dies würde den Finanzsektor besonders hart treffen.

Als Tagessieger gingen Adecco (+3,5%) aus dem Rennen. Die Titel profitierten einerseits von einer Kaufempfehlung durch die Deutsche Bank und andererseits von guten Zahlen des Konkurrenten Randstad. Die Deutsche Bank sieht gegenwärtig Zykliker im Vorteil, eine Ansicht, die sich etwa auch mit den Einschätzungen von Axa IM deckt.

Auch Richemont zogen mit einem Plus von 1,6 Prozent deutlich an, dies mit Rückenwind von einer Aufstufung durch Morgan Stanley auf "Overweight". Zum Spitzentrio gehörten zudem noch Lonza (+1,4%).

Dass der Gesamtmarkt letztlich kaum verändert abschloss, war indes vor allem den starken Nestlé (+0,7%) und den moderat gesuchten Novartis (+0,3%) zu verdanken. Das Pharmaunternehmen hat in der EU die Zulassung für den Cholesterinsenker Leqvio erhalten.

Am breiten Markt zogen Pierer Mobility (+5,9%) nach einer Erhöhung der Umsatz- und Gewinnerwartung für das Gesamtjahr kräftig an. Die verlorenen Produktions- und Absatzmengen aus dem Covid-19-Lockdown des Frühjahrs seien im zweiten Halbjahr weitgehend aufgeholt worden, hiess es.

Klar gesucht waren zudem die beiden Industrietitel Adval Tech (+6,3%) und Mikron (+4,9%).

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