Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Dienstag klar im Minus beendet. Der SMI erholte sich allerdings vom Tagestief um die Mittagszeit bei rund 8'070 Punkten und konnte so die Verluste im Laufe des Nachmittags wieder etwas eindämmen. Wichtige US-Unternehmen hätten mit Zahlen überzeugt, lautete ein Marktkommentar. Somit zeige sich einmal mehr, dass die Wirtschaft in den USA intakt sei und ordentlich wachse. In Deutschland hatten am Vormittag dagegen negative Konjunkturerwartungen - insbesondere im Zusammenhang mit dem Brexit - laut ZEW-Index die Stimmung getrübt.

Der US-Leitindex Dow Jones Industrial kam am Dienstag bis zum Europaschluss kaum vom Fleck. Die Anleger an der Wall Street hielten sich nach den Rekordläufen von Dow und S&P-500-Index erst einmal wieder zurück, hiess es am Markt. Die zuletzt gute Performance an den europäischen Börsen habe ohne positive Bestätigung nicht fortgesetzt werden können, so ein Händler. Nach dem Stillstand der vergangenen beiden Handelstage könne der Rücksetzer nun charttechnische Gründe haben, und die Anleger würden Gewinne mitnehmen.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,61% tiefer bei 8'111,48 Punkten. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, gab 0,69% auf 1'200,42 Zähler ab und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,53% auf 8'791,30 Punkte. Von den 30 Blue Chips gingen 24 im Minus, fünf im Plus und einer unverändert (Sika) aus dem Handel.

Gesprächsthema waren nach Halbjahreszahlen Novartis (-0,3% auf 80,25 CHF), welche die phasenweise deutlich höheren Verluste bis zum Schluss noch klar eindämmten. Ein vorsichtiger formulierter Ausblick war am Markt zunächst überrascht aufgenommen worden. Im ersten Semester hat Novartis indes einen leicht geringeren Umsatz und EBIT erzielt, jedoch die Analystenschätzungen übertroffen. Insgesamt wurde das Ergebnis daher gemischt interpretiert.

Independent Research hob am Nachmittag das Kursziel für Novartis leicht an auf 83 CHF von zuvor 82 CHF. Neben des weniger stark als erwartet rückläufig ausgefallenen Umsatzes lobte der Analyst auch, dass sich die rückläufige Entwicklung der Sparte Alcon spürbar verlangsamt habe.

Der zweite schwergewichtige Pharmatitel Roche (-1,1%) kostete den Leitindex einige Punkte, Nestlé (-0,5%) gaben moderater ab.

Kühne+Nagel (-0,1%) hielten sich nach Zahlen besser als der Gesamtmarkt. Der Logistikkonzern hat im ersten Semester bei rückläufigem Umsatz die Profitabilität gesteigert, und der Bruttogewinn legte deutlich zu. Auch für das zweite Semester rechnet das Unternehmen mit anhaltender Dynamik bei Volumen und Ertrag.

Grösste Verlierer waren dagegen Givaudan (-2,9%). Am Vortag hatten die Titel nach einem erfolgreichen Halbjahr das grösste Plus verbucht, und Gewinnmitnahmen wurden am Dienstag als Grund für die Abgaben genannt. Die Analysten der Deutschen Bank und Barclays haben das Kursziel angehoben, Exane BNP senkte jedoch die Bewertung auf "Neutral" von "Outperform".

Auch die Uhrenwerte Swatch (-2,1% auf 261,30 CHF) und Richemont (-2,3%) bauten die Abgaben im Handelsverlauf immer weiter aus. Bei Swatch sind die Anpassungen nach der Gewinnwarnung vom vergangenen Freitag noch nicht durch und die Royal Bank of Canada hat das Kursziel auf 320 (365) CHF gesenkt. Die Bewertung bleibt jedoch "Outperform".

Ein Minus von über 2% verbuchten sonst noch LafargeHolcim (-2,9%), aber auch Adecco (-1,7%) und Dufry (-1,5%) gaben ordentlich ab.

Bei Julius Bär (Aktie -1,4%) kommt es zu weiteren Wechseln im obersten Management, worüber Marktbeobachter sich teilweise irritiert zeigten. Der COO-Posten wird mit Nic Dreckmann neu besetzt, zudem tritt Geschäftsleitungsmitglied Giovanni Flury in den Ruhestand. Der erst im vergangenen Oktober angetretene Schweiz-Chef Barend Fruithof verlässt im Zuge des Umbaus die Bank bereits wieder.

Die Grossbankenwerte tendierten derweil unterschiedlich: Während UBS (-0,5%) ähnlich stark ab, legten CS (+0,2%) leicht zu.

Bei SGS (-0,8%) ging es weiter abwärts, nachdem die Titel am Vortag nach der Zahlenvorlage um fast 5% eingebrochen waren. Von Analystenseite wurden im Nachgang die Kursziele von Jefferies und CS nach unten angepasst. Baader Helvea erhöhte dagegen.

ABB (+1,2%) profitierten dagegen von Aufträgen in China im Umfang von mehr als 300 Mio USD. Im Plus schlossen zudem noch Schindler (+1,1%), Geberit (+0,5%) und Syngenta (+0,4%).

Am breiten Markt war die Bellevue Group (-2,6%) von einer Gewinnwarnung belastet. Die Gesellschaft rechnet für das erste Halbjahr mit einem Konzerngewinn nach Steuern von knapp 3 Mio CHF. Zulegen konnten hingegen Meyer Burger (+0,6%), wo ein Anschlussauftrag von einem chinesischen Solarzellenhersteller über 18 Mio CHF vermeldet wurde.

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