Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat sich zum Wochenschluss von seiner freundlichen Seite gezeigt. Im Einklang mit den starken US-Börsen baute der kaum verändert gestartete Leitindex sein Plus gegen Handelsende hin stetig aus. Für den Optimismus der Börsianer gab es einen konkreten Grund: In den US-Schuldenstreit ist offenbar etwas Bewegung gekommen.

Darauf deutete ein Bericht der "New York Times" hin, wonach die Unterhändler von Demokraten und Republikanern mit der Ausarbeitung eines Gesetzestextes begonnen haben. Neue Konjunkturdaten aus den USA fielen zudem insgesamt besser als erwartet aus. So hat etwa die Entwicklung der privaten Konsumausgaben auf der positiven Seite überrascht.

Der Swiss Market Index (SMI) stand zum Schlussgong 0,96 Prozent höher bei 11'434,24 Punkten. Er dämmte damit seinen Wochenverlust auf 1,2 Prozent ein. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann 1,06 Prozent auf 1779,27 und der breite SPI 1,06 Prozent auf 15'006,43 Zähler. Im SLI kamen auf 28 Gewinner nur zwei Verlierer.

Technologiewerte schwangen auch am Freitag oben aus. So zogen VAT um 3,9, AMS Osram um 3,1 und Logitech um 2,5 Prozent an. Auslöser der "Frühlingsstimmung" für das Segment war der sehr positive Bericht des US-Chipkonzerns Nvidia vom Vortag. Und nun habe auch Marvell Technologies einen kräftigen "AI-Schub" berichtet, sagten Börsianer.

Zu den Gewinnern zählten auch Zykliker wie Kühne+Nagel (+2,5%) und Sika (+1,8%) sowie die Aktien der Luxusgüterhersteller Richemont (+2,1%) und Swatch (+1,4%).

Die zuletzt eher schwachen Straumann (+2,3%) und Lonza (+1,2%) legten ebenfalls deutlich zu. Vom Hersteller von Dentalimplantaten berichteten Händler, das Management habe zuletzt an einer Roadshow "ermutigende" Aussagen von sich gegeben.

Die zuletzt als defensive Absicherung gesuchten Schwergewichte hielten in diesem Umfeld nicht ganz mit. Am besten schnitten Givaudan (+1,3%) und Roche (+1,1%) ab. Der Pharmakonzern wird an einem US-Krebskongress in einer Woche neue Daten zu Blutkrebs und soliden Tumoren vorstellen.

Novartis (+0,4%) hingegen musste am Nachmittag einen Rückschlag melden: Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat empfohlen, die bedingte Marktzulassung das Medikament Adakveo zu widerrufen. Nestlé rückten derweil um 0,7 Prozent vor.

Die Anteile der Credit Suisse (+1,0%) arbeiteten sich nach einem schwacher Start ebenfalls ins Plus vor. Die Bank ist in Singapur zu hohen Schadenersatz-Zahlungen an den ehemaligen georgischen Premierminister verurteilt worden. Die Aktien der UBS - diese wird die Probleme der CS demnächst erben - stiegen um 1,4 Prozent.

Die als "Bondersatz" bezeichneten Swisscom büssten 0,4 Prozent ein. Noch deutlicher ging es mit den Papieren der Partners Group nach unten, die sich um 2,0 Prozent oder um 16,40 Franken verbilligten. Die Papiere wurden allerdings ex-Dividende von 37 Franken gehandelt.

Am breiten Markt war das "Tech-Revival" ebenfalls zu spüren. So verteuerten sich Inficon um 6,4 Prozent, Comet um 4,7 Prozent, Softwareone um 4,0 Prozent und U-Blox um 3,6 Prozent.

Die Aktien des Flughafens Zürich profitierten von einer Kaufempfehlung der Zürcher Kantonalbank und verteuerten sich um 2,4 Prozent. Und für die Compagnie Financière Tradition (+1,7%) sprach der Umstand, dass der Broker 300'000 eigene Aktien zurückkaufen will.

Die Agenda an Firmenabschlüssen ist kommende Woche sehr ausgedünnt. Der Pharmaauftragsfertiger Dottikon ES (+3,8%) wird als eine von zwei Firmen Zahlen vorlegen. Und Basilea (+2,3%) waren laut Händlern im Zuge kräftiger Gewinnschätzungserhöhungen durch Kepler Cheuvreux gefragt.

Idorsia (-2,4%) und DocMorris (unverändert) kamen hingegen auf keinen grünen Zweig. Aktien von verlustschreibenden Unternehmen würden derzeit halt gemieden, sagte ein Börsianer.

ra/uh