Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat nach den Verlusten zum Wochenstart am Dienstag zu einer Erholung angesetzt und fester geschlossen. Schnäppchenjäger nützten laut Händlern die tieferen Kurse als Einstiegsgelegenheit. Im späten Handel gewann der Markt im Sog einer festeren Eröffnung an der Wall Street wieder etwas an Fahrt, nachdem er zuvor an Schwung verloren hatte. Von Euphorie an den Aktienmärkten wollten die Händler aber nicht sprechen. Dies sei mehr eine technische Gegenbewegung. Der Markt befinde seit rund einem Monat in einer Seitwärtsbewegung innerhalb der grob angesetzten SMI-Bandbreite von 11'900 bis 12'100 Punkten. Für einen Ausbruch fehlten während der Sommerzeit Liquidität und generell Impulse. Die meist positiv ausgefallenen Unternehmensergebnisse setzten bisher punktuell Akzente.

Die Anleger seien wegen der rasanten Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus und deren möglichen negativen Folgen für die wirtschaftliche Erholung weiter stark verunsichert, hiess es. Die Zweifel nähmen zu, ob die Konjunkturerholung in den USA und Europa auch nachhaltig sei. Denn sollten wegen wieder Covidpandemie neuerlich Einschränkungen beschlossen werden, dürfte dies die Erholung beeinträchtigen. Möglicherweise sei auch die Erholung der Konjunktur inzwischen ausreichend eingepreist, sagte ein Händler.

Der SMI, der am Vortag 1,37 Prozent verloren hatte, schloss nach einem Hoch bei 11'986 noch 0,70 Prozent höher auf 11'945,68 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg um 0,85 Prozent auf 1925,45 und der breite SPI um 0,64 Prozent auf 15'366,64 Zähler. 25 der 30 SLI-Werte legten zu und fünf gaben nach.

Im Fokus der Anleger standen Aktien von Unternehmen, die ihre Bilanz veröffentlichten. Nach SGS am Vortag waren dies die Grossbank UBS (+5,3%) und der Logistiker Kühne+Nagel (+0,6%). UBS verdiente im zweiten Quartal mit gut 2 Milliarden US-Dollar deutlich mehr als die Analysten erwartet hatten. Diese revidierten denn auch ihre Modelle nach oben.

Auch Kühne+Nagel konnte nach dem Einbruch in der Vorjahresperiode zwischen April und Juni trotz der aktuell schwer planbaren Lieferketten ein starkes Ergebnis vorweisen und die Analystenschätzungen übertreffen. In den nächsten drei Tagen werden noch weitere acht Blue Chips über den jüngsten Geschäftsverlauf berichten.

Im Sog der UBS-Zahlen ging es auch für Julius Bär (+3,4%) und CS (+2,6%) aufwärts. Die Versicherer Swiss Life (+2,2%), Zurich (+1,2%) und Swiss Re (+0,9%) machten die Vortagesverluste zu einem Teil wett. Bei Swiss Re dürfte das gute Ergebnis, das Konkurrent Münchener Rück am Nachmittag angekündigt hatte, zusätzlich für leichten Rückenwind gesorgt haben.

Gefragt waren die Aktien des Zementherstellers Holcim (+1,8%). JPMorgan hatte sich in einer Branchenstudie zuversichtlich über die Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr geäussert. Aber auch weitere Zykliker wie AMS (+2,7%), Adecco (+1,4%), Clariant (+1,4%) oder ABB (+1,7%), die am Vortag deutlich nachgegeben hatten, waren im Aufwind.

Die jüngsten Exportdaten verhalfen den Aktien der Uhren- und Schmuckhersteller Swatch (+0,9%) und Richemont (+1,3%) zu einer Erholung von den Einbussen vom Vortag. Die Exportdaten deuteten eine sich aufhellende Situation für die Uhrenfirmen an, hiess es.

Fester schlossen auch die schwergewichtigen Aktien von Nestlé (+0,7%), die aber den Tageshöchstwert nicht halten konnten, sowie Novartis (+0,3%). Der Pharmakonzern legt am Mittwoch die Bilanz vor. Rivale Roche, dessen Zahlen am Donnerstag anstehen, schlossen um 0,7 Prozent tiefer.

Schwächer waren ausserdem Temenos (-0,6%). Der Softwarehersteller veröffentlicht den Quartalsbericht am Mittwochabend. Die beiden Medizintechnikwerte Straumann (-1,5%) und Sonova (-0,9%) zogen ebenfalls einen schlechten Börsentag ein.

Im breiten Markt legten Medacta (+3,9%) und SFS (+2,8%) nach Angaben zum ersten Semester zu.

pre/mk