Zürich (awp) - Weitere Stützungsmassnahmen wichtiger Zentralbanken und unerwartet gute Konjunkturzahlen haben am Dienstag die Kurse beflügelt und den Schweizer Leitindex SMI über 10'000 Punkte schliessen lassen. Die US-Notenbank Fed hatte am Vorabend angekündigt, ihr Anleihekaufprogramm auch auf Unternehmensanleihen auszuweiten. Dann folgte die Bank of Japan mit einem nachgebesserten Corona-Paket. Zudem hoffen die Marktteilnehmer auf zusätzliche, die Konjunktur stützende Massnahmen der US-Regierung.

Am Dienstag sorgten ausserdem unerwartet starke Zahlen aus dem US-Detailhandel für zusätzlichen Schub. Dieser wurde aber von Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell, wonach die Wirtschaft erst nach der Corona-Pandemie genesen könne und von neuen Covid-1-Infektionszahlen in den USA vorübergehend gedämpft. Es kam darauf im Spätgeschäft noch zu Gewinnmitnahmen. "Die Anleger schwanken derzeit zwischen der Hoffnung, dass die fiskal- und geldpolitischen Massnahmen Wirkung zeigen und der Angst vor einer zweiten Infektionswelle hin und her", sagte ein Börsianer die Stimmung zusammen. "Für Marktteilnehmer gibt es daher nur eine Frage - reichen die Konjunkturmassnahmen aus, um die Auswirkungen einer möglichen zweiten Welle auszugleichen?"

Der SMI schloss nach einem Hoch auf 10'098 Punkten um 1,95 Prozent höher mit 10'034,29 Punkten. Der SLI, in dem die Gewichtung der drei Schwergewichte gekappt ist, stieg um 2,13 Prozent auf 1'499,75 und der breite SPI um 1,87 Prozent auf 12'406,67 Zähler. 29 der 30 SLI-Werte ziehen an. Einzig Givaudan schwächten sich nach Gewinnmitnahmen leicht ab.

Zu den grössten Gewinnern im SLI zählten Aktien zyklischer Firmen wie die baunahen LafargeHolcim (+3,4%), Sika (+4,3%) und Geberit (+3,3%). Vor allem der Zementhersteller wurde am Markt als möglicher Profiteur eines milliardenschweren Infrastruktur- und Konjunkturprogramms herumgereicht. Am Markt kursierten Berichte, dass die US-Regierung zur Konjunkturstützung in das Strassen- und Brückennetz investieren wolle. LafargeHolcim habe in den USA eine starke Marktstellung, hiess es.

Einmal mehr stachen auch die stets volatilen AMS-Aktien (+2,9%) mit Gewinnen hervor. Händler verwiesen auf Spekulationen, wonach der Sensorenhersteller den Automotive-Bereich von Osram nach erfolgter Übernahme verkaufen könnte. Die Anleger waren sich aber nicht einig, ob eine solche Transaktion wertmehrend für AMS wäre.

Zu den grossen Gewinnern zählten auch die Finanzwerte, die sich durch die Bank stark präsentieren. Neben Credit Suisse (+3,6%) und UBS (+3,2%), die von einer positiven Barclays-Studie unterstützt wurden, griffen die Anleger auch bei Partners Group (+2,6%), Swiss Life, Swiss Re und Zurich (je +1,8%) zu.

Auch im breiten Markt zogen Finanzwerte an: Helvetia, Valiant, BCV und die St. Galler Kantonalbank legten deutlich zu.

Die Anteile des Computerzubehör-Herstellers Logitech (+3,7%) und des Augenheilmittelherstellers Alcon (+3,7%) reihten sich ebenfalls in der Spitzengruppe ein. Mehr als zwei Prozent gewannen ABB, Temenos und Adecco.

Dagegen bremsten die als defensiv geltenden Schwergewichte den Markt, was auch die im Vergleich zu anderen europäischen Börsen schlechtere Entwicklung erklärt. Novartis (+2,2%), Roche (+1,1%) und Nestlé (+1,4%) gewannen zwar auch hinzu, aber weniger als andere Sektoren. Bei Novartis hätten positive Analystenkommentare zur Onkologie-Pipeline geholfen, hiess es.

Am Tabellenende fanden sich Richemont (+0,1%), die laut Händlern von Umschichtungen in andere europäische Luxusgüterwerte belastet worden seien, hiess es.

Am breiten Markt waren die Aktien von OC Oerlikon mit +4,4 Prozent ein Hingucker. Firmenchef Roland Fischer erklärte, das Industrieunternehmen sei "ein bisschen Krisengewinner".

Beim Softwareunternehmen SoftwareOne (+4,8%) befeuerte die Ersteinstufung "Overweight" durch Morgan Stanley die Kauflaune.

Ein Zwischenerfolg bei der Lizenzvereinbarung mit Janssen verhalf Addex (+13%) zu einem Kurssprung. Die Johnson&Johnson-Tochter Janssen wird den Produktkandidaten JNJ-40411813 (ADX71149) im Rahmen einer Phase-II-Studie zur Behandlung von Patienten mit Epilepsie einsetzen.

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