Zürich (awp) - Die defensiven Schwergewichte Roche und Nestlé haben am Dienstag den Schweizer Aktienmarkt belastet, während sich andere wichtige europäische Börsen besser geschlagen haben. Der hiesige Leitindex SMI startete zunächst stabil in den Handel, verlor dann zwischenzeitlich bis zu 0,9 Prozent und schloss letztendlich mit einem kleinen Minus. Der Pharmakonzern Roche musste eine Enttäuschung in der Forschung wegstecken: Das Partnerunternehmen Atea erlitt mit der so genannten Corona-Pille einen unerwarteten Rückschlag. Sowohl Roche als auch Nestlé präsentieren am (morgigen) Mittwoch Q3-Zahlen.

Im Hintergrund schwelten zudem die altbekannten Risikofaktoren wie die steigenden Energiepreise und damit verbundene Inflationsängste, ein bevorstehender Kurswechsel der Zentralbanken raus aus der ultralockeren Geldpolitik, aber auch die Turbulenzen auf dem chinesischen Immobilienmarkt weiter, hiess es am Markt. Die Anleger seien nach wie vor hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, von Kurseinbrüchen zu profitieren, und dem Unbehagen über steigende Zinsen und Risiken.

Der Leitindex SMI schloss am Dienstag um 0,21 Prozent tiefer bei 11'942,74 Punkten. In den vergangenen zwei Wochen hatte der Index jeweils zugelegt - nach mehreren Wochen der Verluste. Am (gestrigen) Montag war er dann stabil aus dem Handel gegangen. Der SLI, in dem das Gewicht der drei Schwergewichte stärker gekappt ist, legte hingegen um 0,34 Prozent auf 1941,53 Punkte zu, während der breite SPI wiederum 0,23 Prozent auf 15'406,49 Zähler abgab. Von den 30 wichtigsten Titeln legten 23 zu und 7 verloren.

Nestlé (-1,8%) wurden für durchwachsene Quartalsumsatzzahlen des Rivalen Danone in Sippenhaft genommen. Dem Lebensmittelkonzern aus Paris machten die explodierenden Kosten zu schaffen: Was zunächst mit höheren Preisen für Rohstoffe begonnen habe, habe sich zuletzt durch weitreichende Einschränkungen bei der Lieferkette verstärkt. "Kein Wunder, gehen die Anleger auf Nummer sicher und verkaufen die Nestlé-Aktien noch am Tag vor dem Quartalsbericht", hiess es unter Händlern.

Roche (-1,7%) standen nach dem Rückschlag mit der Covid-19-Pille AT-527 ebenfalls unter Verkaufsdruck. Zuletzt hatte der US-Konkurrent Merck mit guten Daten zu seiner Corona-Pille punkten können, was auch Hoffnungen für das gemeinschaftliche Medikament von Roche und Atea geschürt hatte. Ausserdem wurde am Markt spekuliert, die Basler könnten die Wachstumsprognose für das laufende Jahr anlässlich der Zahlenvorlage nicht erhöhen.

Die Uhrenwerte Swatch (-0,8%) und Richemont (+0,2%) zeigten sich nach erfreulichen Uhrenexportdaten uneinheitlich. Im September wurden erneut mehr Zeitmesser ins Ausland exportiert als vor Jahresfrist, und die Exporte haben damit auch das Niveau der Vor-Coronazeit übertroffen.

Weitere Verlierer waren Adecco, Swisscom (je -0,7%) und Lonza (-0,2%).

Kühne+Nagel (+2,3%) - ebenfalls mit Quartalszahlen am Mittwoch - legten hingegen deutlich zu. Analysten gehen davon aus, dass die stark gestiegenen Frachtpreise die voraussichtlich schwächeren Volumina beim Logistikkonzern ausgeglichen haben dürften. Darüber, dass die Frachtpreise hoch bleiben werden, herrscht am Markt Einigkeit.

Gesucht waren zudem unter anderem Technologietitel wie Logitech (+0,5%), AMS (+1,7%) und Temenos (+2,1%). Bei Temenos ging damit die Erholung von dem Kursabsturz vom vergangenen Freitag weiter. Damals enttäuschte das Unternehmen mit seinen Quartalsbericht die Anleger herb.

Weitere Gewinner waren Alcon (+3,6%), Straumann (+2,5%) und Holcim (+1,9%).

Am breiten Markt sackten Bachem (-10,9% auf 745 Fr.) ab. Der Pharmaauftragsfertiger hat mit einer Kapitalerhöhung 583,5 Millionen Franken eingenommen. Dabei platzierte Bachem fünf Prozent des ausstehenden Kapitals oder 750'000 Aktien zu 778 Franken. Zum Schlusskurs vom Vorabend bei 836 Franken entsprach dies einem Abschlag von 7 Prozent. Allerdings hatte sich der Aktienkurs auch seit Ende 2020 mehr als verdoppelt.

ys/jb