Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt ist am Dienstag schwächer in die verkürzte Börsenwoche gestartet. Am Tag nach der Nationalfeier belasteten geopolitische Themen das Börsengeschehen, allen voran die sich zwischen den Grossmächten USA und China zuspitzenden Spannungen. Die wachsende Verunsicherung drückte in erster Linie auf die Kurse von Finanzaktien und konjunktursensitiven Papieren. Demgegenüber gaben die Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis dem Schweizer Markt guten Halt.

Zu Reden gab am Markt der Besuch von Nancy Pelosi in Taiwan. Die Reise der US-Spitzenpolitikerin nach Taipeh kommt in Peking nicht gut an. Die Volksrepublik China erhebt auf Taiwan seit Jahren Besitzansprüche und hat als Reaktion mit militärischen Übungen eine Drohkulisse aufgebaut. Der Streit mache die Börsianer nervös, hiess es am Markt. Denn im Gegensatz zum Truppenaufmarsch Russlands an der ukrainischen Grenze, könne die Finanzgemeinde die Pläne Pekings kaum prognostizieren. Derweil hat sich in der Schweiz die Konsumentenstimmung zuletzt klar eingetrübt, während der Einkaufsmanagerindex (PMI) besser als erwartet ausfiel. Am Montag hatten PMI-Daten aus dem Ausland enttäuscht.

Der SMI schloss den Handel am Dienstag 0,25 Prozent tiefer bei 11'118,10 Punkte. Damit grenzte der Leitindex die Verluste aus dem frühen Geschäft ein, als er bis auf ein Tagestief von 11'019 Stellen zurückgefallen war. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 0,70 Prozent auf 1720,96 Punkte und der breite SPI 0,27 Prozent auf 14'406,91 Zähler. Im SLI standen sich zu Handelsschluss 21 Verlierer und 9 Gewinner gegenüber.

Einbussen verzeichneten am Dienstag vor allem Finanzwerte wie auch zyklische Papiere. Weit hinten in der Tabelle der Blue Chips standen am Ende die Aktien der Credit Suisse (-6,3%). Grund dafür waren negative Kommentare der Ratingagenturen Moody's und Standard&Poor's (S&P). Moody's hatte die vorrangigen unbesicherten Verbindlichkeiten und Einlagen der CS-Gruppe auf 'Baa2' von 'Baa1' herabgestuft und den Ausblick mit 'negativ' bestätigt. S&P senkte den Ausblick für das "BBB"-Rating auf "negativ".

Die Anteile der Rivalin UBS büssten im Gegensatz zur CS "nur" 1,1 Prozent ein und jene des Vermögensverwalters Julius Bär (+0,1%) rückten sogar leicht vor. Zu grösseren Gewinnmitnahmen ist es derweil bei Papieren wie Partners Group (-5,0%), Kühne+Nagel (-3,1%), Schindler (PS: -2,3%), VAT (-2,8%), Swatch (-3,1%) und Richemont (-1,7%) oder Adecco (-3,4%) gekommen. Sie hatten in der vergangenen Woche kräftig zugelegt. Adecco und VAT werden derweil am Donnerstag ihre Zwischenberichte vorlegen.

Auch die Swisscom wartet am Donnerstag mit der Vorlage der Halbjahreszahlen auf, die Aktie zog am Dienstag im Vorfeld dazu um 0,7 Prozent an. Guten Halt gaben dem Gesamtmarkt darüber hinaus die ebenfalls defensiv ausgerichteten Schwergewichte Nestlé (+0,5%), Roche (GS: +0,7%) und Novartis (+0,04%). Roche wartete dabei mit positiven News zum Immuntherapeutikum Tecentriq bei der Behandlung von Lungenkrebs-Patienten auf. Fester beendeten zudem Logitech (+0,9%) und Givaudan (+0,7%) den Handel.

Am breiten Markt büssten Meyer Burger 7,8 Prozent ein. Das Solartechnikunternehmen muss wegen Engpässen in den Lieferketten die eigenen Pläne, wie viele Solarmodule in seinen im Aufbau befindlichen Anlagen hergestellt werden, zurechtstutzen. Auch den Lagerlogistik-Spezialist Interroll (Aktie: -2,6%) plagten im ersten Halbjahr die Engpässe am Halbleitermarkt, was sich in den Ergebnissen zeigte. Titel wie Obseva (-18%) oder Lalique (-8,7%) gaben ebenfalls stark nach.

Die Aktien der Versandapotheke Zur Rose kletterte dagegen vor allem ab der zweiten Handelshälfte in die Höhe und beendeten den Dienstag mit 8,5 Prozent im Plus. Einem Zeitungsbericht zufolge ist Zur Rose zu einem Übernahmekandidaten geworden. Branchengrössen wie Wallgreens, Boots Alliance oder gar der Onlinegigant Amazon könnten sich für das Unternehmen interessieren, hiess es. Zu den grössten Gewinnern zählten auch Adval Tech (+15%) oder Skan (8,5%).

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