Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag kräftig zugelegt und ist auf den höchsten Stand seit Mitte letzten Jahres gestiegen. Grund dafür waren unter anderem Unternehmens-Ergebnisse, die im Markt zum Teil "extrem gut" aufgenommen worden seien, wie ein Händler sagte. Dazu kamen deutliche Kursgewinne bei den zuletzt links liegen gelassenen defensiven Schwergewichten Nestlé und Roche, die den Leitindex SMI zumindest vorübergehend über die Marke von 11'400 Punkten hievten. Dass der US-Standardindex Dow Jones dann auf Rekordkurs eröffnete, habe im späteren Tagesverlauf sicher auch zur insgesamt guten Stimmung beigetragen, hiess es im Handel.

Von den am Nachmittag veröffentlichten und mit Spannung erwarteten US-Makrodaten gab es derweil keine Störmanöver. Der von der US-Notenbank Fed starke beachtete PCE-Preisdeflator fiel im Rahmen der Erwartungen aus und bestätigte das Bild einer sinkenden Inflation. Der insgesamt weiter nachgebende Preisdruck versetze die US-Notenbank Fed jedenfalls in einem komfortable Lage, meinte denn auch ein Händler. Das Fed wird nächste Woche seine erste Zinssitzung im neuen Jahr abhalten, wobei zumindest vorerst aber keine Zinssenkung erwartet wird.

Der SMI notierte zum Schluss um 1,62 Prozent höher auf 11'390,13 Punkten, das Tageshoch war mit 11'421 Zählern gar noch einiges höher. Auf die ganze Woche gesehen legte er 2,1 Prozent zu. Nennenswert höher notierte der Index letztmals im vergangenen Mai.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legte am Freitag derweil 1,97 Prozent zu auf 1815,16 und der breite SPI um 1,61 Prozent auf 14'839,12 Zähler. Unter den 30 SLI-Werten gab es nur vier Verlierer, der Rest schloss mehr oder weniger deutlich im Plus.

Im Fokus standen den ganzen Tag vor allem die zwei Bluechips Lonza (+14,4%) und SGS (+9,1%). Beide hatten vorbörslich Ergebnisse vorgelegt und bei beiden kommt es zu einem baldigen Führungswechsel. Beide Titel hatten schon stark eröffnet und bauten ihre Gewinne im Laufe des Tages noch deutlich aus.

Der Pharmazulieferer Lonza hat sowohl die Finanzziele für dieses Jahr als auch die Mittelfristziele bestätigt. Auch der überraschende Abgang des Verwaltungsratspräsidenten Albert Baehny wurde von Analysten wohlwollend aufgenommen. Händler sprachen von massiven Eindeckungen beim Titel. "Lonza war wie eine Feder - zusammengedrückt von einer negativen Stimmung. Und nun hat sich diese Spannung wuchtig entladen", sagte ein Händler in einer etwas blumigen Sprache.

Ähnlich sah es bei SGS aus. Die Zahlen und das angekündigte Schlankheits- und Beschleunigungsprogramm unter neuer Führung hätten im Markt wie ein Befreiungsschlag gewirkt und der Aktie zu einer massiven Gegenbewegung verholfen. Auch SGS notierten zwischendurch zweistellig.

Einen sehr kräftigen Kursanstieg gab es auch bei Richemont (+6,2%), dies dank des guten Ergebnisses des französischen Branchenprimus LVMH. In dessen Sog gewannen auch Swatch I (+3,2%) klar hinzu und schlossen wieder über der Marke von 200 Franken.

Massgeblich zum Indexanstieg trugen aber vor allem auch Nestlé (+2,4%) und Roche GS (+2,3%) bei. Beim schwersten Schweizer Titel Nestlé sei das am Vortag markierte Mehrjahrestief wohl als günstige Gelegenheit für einen Einstieg interpretiert worden, hiess es. Und bei Roche seien positive News zum Augenheilmittel Vabysmo ein Grund für den Kursanstieg gewesen.

Gut im Markt lagen auch Julius Bär (+3,6%). Die Privatbank wird nächste Woche ihre Zahlen liefern und wohl weitere Details über ihr Signa-Engagement kommunizieren. Überraschungen in die eine oder andere Richtung seien jedenfalls nicht auszuschliessen, hiess es dazu.

Etwas Mühe hatten derweil Technologietitel wie VAT (-1,1%) und Logitech (+0,5%). Sie hätten vor allem im frühen Handel unter der enttäuschenden Prognose des Chipkonzerns Intel gelitten, hiess es etwa im Handel. Nicht ins Plus schafften es auch der bisherige SMI-Jahresgewinner Novartis (-0,3%) und Holcim (-0,1%).

Im Soge von Lonza profitierten im breiten Markt ausserdem Branchenkollegen wie Bachem (+4,2%), Siegfried (+1,9%) oder Polypeptide (+6,1%). Bei den grössten Gewinnern waren auch Rieter (+8,0%) und Barry Callebaut (+3,2%) zu finden. Beide Firmen leiden unter schwierigen Marktbedingungen, konnten aber heute grössere Kursgewinne verbuchen.

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