Zürich (awp) - Zum Wochenschluss geht es am Schweizer Aktienmarkt deutlich aufwärts. Nach einem bereits freundlichen Auftakt hat der Leitindex SMI im Verlauf weiter angezogen und bewegt sich aktuell auf Tageshoch. Gestützt werde der Markt durch die Vorgaben aus Übersee, heisst es im Handel. "Die Marktstimmung verbesserte sich gestern, nachdem der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, seinen 'unbedingten' Willen zur Eindämmung der Inflation bekräftigt hatte", fasst ein Händler zusammen. Während einige Anleger diese Worte als gute Nachricht auffassten, bleiben andere skeptisch, was die Auswirkungen einer solchen Politik angehen.

Gemäss den meisten Marktteilnehmern ist die Stimmung am Markt nach wie vor sehr angespannt. So werde mittlerweile diskutiert, ob eine US-Rezession überhaupt noch vermeidbar sei, kommentierte ein weiterer Stratege. Denn der Fed-Chef habe sehr deutlich gemacht, dass er vor Wirtschaftseinbussen nicht zurückschrecke, um der Inflation das Genick zu brechen. Aber auch in Europa ist Rezession ein Thema. Vor allem die Energiekrise ist hier das grösste Wirtschaftsrisiko. In Deutschland hat sich der Ifo-Geschäftsklima-Index denn auch etwas stärker eingetrübt als erwartet. Am Nachmittag werden noch US-Stimmungsdaten der Universität Michigan veröffentlicht.

Der SMI gewinnt gegen 11.00 Uhr 2,06 Prozent auf 10'669,05 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 2,25 Prozent auf 1642,86 und der breite SPI um 2,04 Prozent auf 13'766,69 Zähler. Von den 30 SLI-Werte legen alle bis auf Holcim zu.

Investoren greifen vor allem bei jenen Werten zu, die in diesem Jahr bereits stark Federn lassen mussten, nachdem sie im vergangenen Jahr zu den Favoriten geöhrt hatten. So verteuern sich Straumann beispielsweise um 4,5 Prozent. Auch Lonza, Givaudan oder Partners Group gehören zu dieser Kategorie und ziehen allesamt zwischen 3 und 4 Prozent an.

Auf den Einkaufslisten stehen auch Aktien wie Geberit (+2,9%) oder Sika (+2,3%). Rezessionsängste hatten baunahen Werten in den letzten Tagen verstärkt zugesetzt.

An der Wall Street hatten am Donnerstag vor allem auch Technologierwerte zugelegt. Sie sorgten auch bei den hiesigen Titeln für Rückenwind, heisst es von Händlern. Temenos (+3,8%), VAT (+3,0%) und auch Logitech (+2,3%) gewinnen überdurchschnittlich hinzu. Lediglich AMS Osram (+1,3%) hinken hinterher.

Etwas uneinheitlich entwickeln sich die Vertreter der Finanzbranche. Julius Bär, Zurich, UBS und CS verteuern sich allesamt um mehr als 2 Prozent. Die Aktien des Versicherer Zurich profitieren dabei auch vom Verkauf des Altbestands eines Lebensversicherungsportfolios in Deutschland.

Dagegen hinken die Swiss Life und die Swiss Re mit Aufschlägen von nur etwas mehr als 1 Prozent dem Markt hinterher. Die Titel der Swiss Life haben bereits am Vortag unter einem negativen Analystenkommentar gelitten. Aktuell setzen Aussagen von Goldman Sachs den Papieren von Rückversicherer Swiss Re etwas zu.

Von den drei Schwergewichten hält aktuell nur Roche (+2,2%) mit dem Markttempo mit. Nestlé (+1,7%) und Novartis (+1,6%) laufen etwas hinterher.

Gegen den Trend verlieren lediglich Holcim (-0,1%). Sie hatten bereits am Vortag zu den grössten Verlierern gehört.

Im breiten Markt ziehen Bell um mehr als 5 Prozent an, nachdem der Mehrheitsaktionär Coop eine weitere Aufstockung der Beteiligung angekündigt hat. Basilea (+4,0%) sind nach einer Medikamenten-Zulassung in China gesucht.

Das Gegenstück bilden Aktien wie Spexis, die um 13 Prozent einbrechen. Mit etwas Abstand folgen weitere Penny-Stocks wie Blackstone Resources, Relief Therapeutics und GAM.

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