Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienbörse zeigt sich zum Wochenschluss in fester Verfassung. Beflügelt vom Ende des US-Schuldenstreits greifen die Anleger laut Händlern wieder beherzt zu. "Die Kuh ist vom Eis und das Thema Zahlungsunfähigkeit der USA nun endgültig vom Tisch", meint ein Händler und verweist dabei auf das Erleichterungsrally an der Börse. Es sei aber fraglich, ob dieser Effekt lange anhalten werde, meint ein anderer. Denn nun rückten wieder die klassischen Themen Konjunktur, Geldpolitik und Unternehmensgewinne in den Fokus der Marktteilnehmer. "Und da glänzt im Moment eben nicht alles."

Mit Spannung warteten die Märkte nun auf die Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten um 14.30 Uhr Schweizer Zeit. Bis dahin dürften sich die Anleger nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, heisst es weiter. Denn die Jobdaten gelten im Kampf gegen die hohe Inflation als wichtige Masszahl für den geldpolitischen Spielraum der Notenbank Fed. Die Jobdaten dürften aber nicht zu stark ausfallen. Denn darin sähe das Fed zusätzliche Inflationsrisiken. Neben den Jobdaten dürften zudem wohl die nächsten Inflationszahlen, die aber erst in der übernächsten Woche anstehen, die Entscheidung beeinflussen, ob das Fed eine Zinspause einlegt oder nicht. Derzeit gehen gut 70 Prozent der Marktteilnehmer von einer Zinspause aus.

Der SMI gewinnt bis um 11.10 Uhr 0,75 Prozent auf 11'380,99 Punkte hinzu. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,92 Prozent auf 1779,29 und der breite SPI 0,77 Prozent auf 14'995,01 Zähler. 28 SLI-Werte legen zu. Zwei Aktien (Logitech und Swiss Re) sind schwächer.

Angetrieben von der Hausse der US-Technologietitel legen die Aktien des Chipherstellers AMS Osram (+4,8%), der Softwareschmiede Temenos (+2,1%) und des Vakuumventilspezialisten VAT (+2,0%) deutlich zu. Bei AMS Osram komme es zudem immer wieder zu Deckungs- und spekulativen Käufen, so ein Händler. Medizintechnik- und Wachstumswerte wie Straumann (+1,4%), Alcon (+1,1%) oder Sonova (+1,2%) rücken ebenfalls vor.

Aber auch die zuletzt arg gebeutelten Aktien von Swatch (+3,2%) und Richemont (+2,3%) ziehen klar an. Die beiden Luxusgüterwerte erholen sich von Kurseinbussen der Vortage, als sie zum einen von schwachen China-Daten und zum anderen von den erstmals seit längerem rückläufigen Uhrenexporten in die USA belastet wurden.

Gefragt sind zudem die Anteile von Adecco (+2,6%). Der Titel des Personalvermittlers zählt 2023 zu den am schlechtesten gelaufenen Bluechips und notiert nahe dem Jahrestief. Doch tiefe Bewertung und die Aussicht auf eine attraktive Dividende sollten den Kurs nun gut unterstützen, sagt ein Händler.

Mit Schindler, Sika, Geberit und Kühne+Nagel, die zwischen 1,6 und 3,6 Prozent zulegen, reihen sich weitere Zykliker bei den Gewinnern ein. Auch die Banken CS (+1,6%), Julius Bär (1,5%) und UBS (+1,2%) sowie der Asset Manager Partners Group (+1,4%) ziehen deutlich an.

Die Schwergewichte Nestlé (+0,4%), Novartis (+0,5%) und Roche (+0,6%) hinken etwas hinterher.

Weniger gefragt sind neben Logitech (-0,3%) defensive Titel wie Swisscom (+0,1%) sowie die Versicherer Zurich (+0,1%) und Swiss Re (-0,3%).

Auf den hinteren Rängen bauen PSP (+3,4%) die Kursgewinne stetig aus. Der Immobilienkonzern hat einen Bürokomplex in Zürich erworben und erhöht wegen der erwarteten zusätzlichen Mieteinnahmen die Prognose.

Die Aktien von Dufry gewinnen 3,0 Prozent. Der Reisedetailhändler will die Dekotierung von Autogrill in den kommenden Wochen einleiten. Im Zusammenhang mit der Übernahme von Autogrill sollen 4,39 Millionen neue Dufry-aktien ausgegeben werden.

Tiefer stehen Clariant (-1,4% bzw. -0,18 Fr.). Dies liegt allerdings an der Ausschüttung von 0,42 Franken je Aktie, die der Chemiekonzern heute vornimmt.

Die Biotechtitel Santhera (+8,3%) und Idorsia (+4,1%) sowie die Anteile der Versandapotheke DocMorris (+5,0%) setzen den Erholungstrend vom Vortag fort.

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