Zürich (awp) - Die wachsenden Kursverluste der drei Schwergewichte setzen am Donnerstag dem gesamten Schweizer Aktienmarkt zu. Er nimmt damit gegenüber den europäischen Märkten auch eher eine Aussenseiterrolle ein. Allerdings bedeutet gerade die Nachricht über den Sieg der Demokraten bei den Senatswahlen im US-Bundesstaat Georgia speziell für die Schweizer Unternehmen Licht und Schatten.

Als positiv werten Börsianer, dass Biden nun mit weniger politischem Widerstand zu rechnen habe. Ausserdem gehen die meisten Marktteilnehmer davon aus, dass die neue Regierung mit weiteren Corona-Paketen nochmals tief in die Taschen greifen werde, um die Wirtschaft zu stützen. Gleichzeitig drohten zu einem späteren Zeitpunkt dann aber auch höhere Steuern und gerade im Pharmabereich eine striktere Regulierung, so die Gegenstimmen. Die bislang veröffentlichten Konjunkturdaten, speziell aus dem Nachbarland Deutschland, haben derweil positiv überrascht.

Der Swiss Market Index (SMI) verliert gegen 11.10 Uhr 0,41 Prozent auf 10'702,83 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, tritt mit +0,01 Prozent bei 1'704,93 Punkten auf der Stelle und der umfassende SPI verliert 0,40 Prozent auf 13'303,09 Punkte. Im SLI gewinnen 17 Titel hinzu, 11 verlieren und zwei sind unverändert (ABB, Logitech).

Händler sprechen zudem von einer Umschichtung aus Technologie- hin in konjunkturzyklische Aktien, die derzeit stattfinde. "Die hat einen enormen Umfang und wird Tage dauern", sagt ein Börsianer voraus.

Entsprechend sind auf der Verliererliste denn auch alle die beiden Technologie-Titel Temenos und AMS zu finden, die zwischen 1,5 bzw. 0,8 Prozent verlieren.

Dass der Markt im bisherigen Handelsverlauf aber noch weiter abgesackt ist, liegt vor allem an den Genussscheinen von Roche, die mittlerweile 1,9 Prozent verlieren und damit die rote Laterne im SMI tragen. Die Aktien seien charttechnisch schon seit einer Weile angeschlagen. Ein Rutsch unter die 290-Franken-Marke sei nicht ausgeschlossen.

Für Roche stellt die "Blaue Welle" in der US-Politik eine grössere Belastung dar als für den Branchenkollegen Novartis (-1,2%). Denn Roche generiert speziell mit seinen Krebstherapien und den neueren Zulassungen einen erheblichen Anteil seiner Umsätze. Auch Nestlé (-0,9%) werden als weniger konjunktursensibler Wert aktuell eher aus den Depots geworfen.

Die Präferenz für Zykliker trifft denn auch weitere Vertreter der defensiven Branchen wie Sonova, Straumann, Lonza oder Givaudan. Ihre Verluste liegen zwischen 1,7 und 0,6 Prozent.

Eine Ausnahme stellen Alcon (+2,5%) dar, die nach der Einführung einer neuartigen Intraokularlinse auf den US-Markt mittlerweile stark gesucht sind.

Mit Kursgewinnen von 1,9 bzw. 1,2 Prozent setzen auch die Aktien der beiden Grossbanken CS und UBS ihr Vortages-Rally fort. Sie hatten zuletzt von den steigenden Zinsen am US-Bondmarkt profitiert. Zudem haben die Papiere nach der teilweise sehr schwachen Performance 2020 noch Potenzial.

Kühne + Nagel (+1,5%) können unterdessen mit der Vertriebsvereinbarung mit dem US-Pharmaunternehmen Moderna punkten. Der Logistiker wird den Corona-Impfstoff für Moderna vertreiben.

Bei LafargeHolcim sind verschiedene Kräfte am Werk und hieven die Aktien um weitere 1,6 Prozent nach oben. Seit Tagen war darüber spekulieret worden, dass der Baukonzern Firestone Building Products (FBP) von Bridgestone, einen Anbieter von Dachsystemen, übernehmen wolle. Nun hat der Konzern Fakten geschaffen.

LafargeHolcim gehört aber auch zu jenen Unternehmen, die von den erwarteten Investitionsprogrammen der US-Regierung etwa in die Infrastruktur profitieren sollte. Zu ihnen zählen auch Geberit (+1,2%) oder Schindler (+1,1%).

Gut dabei sind auch die Aktien der Bauchemie-Spezialistin Sika (+1,0%). Sie profitieren von den deutlich besseren Zahlen des französischen Mitbewerbers Saint Gobain. Das wecke Hoffnung auf die Umsatzzahlen von Sika kommende Woche.

Im breiten Markt fallen Addex (-10%) nach unten aus dem Rahmen. Das Biotechunternehmen hatte am Morgen die Details zur Kapitalerhöhung genannt. Dem stehen an der Spitze Tornos und Meyer Burger mit Aufschlägen von jeweils mehr als 4 Prozent gegenüber.

hr/rw