Zürich (awp) - Die Finanzmärkte kommen auch am Dienstag nicht so recht in Schwung. Weder in die eine, noch die andere Richtung. Ein Händler spricht denn auch von "drögen" Märkten. Die Schweizer Börse verharrt am Vormittag zwar im Minus, kann die Abgaben im Handelsverlauf aber etwas eindämmen. Anleger warteten weiter auf Ergebnisse in den Verhandlungen über eine Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA. Zwar konnten sich Präsident Jo Biden und der Sprecher des Repräsentantenhauses Kevin McCarthy auch am Vortag nicht einigen. Dennoch werden beide Parteien nicht müde, die Gespräche als produktiv zu bezeichnen und zu versprechen, weiter zu verhandeln, um eine Zahlungsunfähigkeit der USA abzuwenden. 

Während dies als das übergeordnete Marktthema erachtet wird, kommen von Konjunkturseite ganz reale Impulse. Im Euroraum hat sich die Unternehmensstimmung im Mai stärker als erwartet eingetrübt. "Der Ausblick für das verarbeitende Gewerbe bleibt düster", kommentiert ein Ökonom. Dass es nicht noch schlechter kam, dürfte den weiter gefallenen Energie- und Erzeugerpreisen zu verdanken sein. "Seit Ausbruch der Corona-Pandemie fehlt es am berühmten Lichtblick." Und auch die jüngsten Aussagen aus den Reihen der US-Notenbank Fed seien eher eine Stimmungsbremse, heisst es im Handel. So hatte der Fed-Falke James Bullard gesagt, er erwarte zwei weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr, um die Inflation zu bekämpfen.

Der SMI verliert gegen 11 Uhr 0,14 Prozent auf 11'537,04 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,25 Prozent auf 1797,21 und der breite SPI um 0,22 Prozent auf 15'194,49 Zähler. Im SLI geben 17 Titel nach, zehn gewinnen hinzu und drei sind unverändert.

Steil abwärts geht es für die Aktien der Privatbank Julius Bär (-7,2%). Die Bank hat in den ersten vier Monaten 2023 zwar wieder mehr Gelder anziehen können, ist damit aber hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Investoren sind enttäuscht, dass die Zürcher Privatbank deutlich weniger von der Krise bei der Credit Suisse profitieren konnte, als allgemein erwartet worden war.

Auch bei den beiden Uhrenherstellern Swatch und Richemont (beide -3,2%) fallen die Abgaben deutlich aus. Händler machen dafür eine Branchenstudie der Deutschen Bank verantwortlich. Der Sektor habe einen starken Jahresstart hinter sich, so der zuständige Analyst. Ausschlaggebend sei die robuste Erholung in China sowie das Wachstum in Europa. Demgegenüber gebe mit Blick nach vorne die Konsumentenstimmung in den USA Anlass zur Sorge, so der Experte weiter.

Mit einem kleinen Abstand geht es dann auch für verschiedene Zykliker abwärts. Schindler, ABB und Holcim verlieren zwischen 1,6 und 0,7 Prozent. Die beiden Gesundheitskonzerne Sonova (-1,3%) und Sonova (-0,9%) geben ebenfalls überdurchschnittlich nach.

Bei Sonova wirkt ein Kommentar von Bernstein als Bremsklotz. Nachdem die Aktien mit einem Kurssturz auf die Zahlenvorlage vergangene Woche reagiert hatten, stelle sich nun die Frage, ob damit die Luft raus sei. Die zuständige Expertin stuft die Titel weiter mit "Underperform" ein, weil sich damit rechnet, dass Sonova im Hörgeräte-Grosshandelsmarkt weiterhin unterdurchschnittlich abschneiden werde. "Zweitens ist es für Sonova am einfachsten, die Marktverluste durch eine Preissenkung einzudämmen. Wenn sie jedoch die Preise senken, wird es ihnen noch schwerer fallen, die Margen in ihrem Kerngeschäft weiter zu erhöhen."

Dem stehen Kursgewinne von jeweils mindestens 1 Prozent bei Logitech, Swiss Re, Partners Group und Lonza gegenüber. Der Rückversicherer verlässt nach Branchengrössen wie Zurich, Munich Re und Hannover Rück nun ebenfalls die Klimaschutzinitiative unter dem Dach der Vereinten Nationen. Dennoch bleibe sie ihrer Nachhaltigkeitsstrategie unverändert verpflichtet, so die Gesellschaft.

Die Kursgewinne von 0,3 Prozent bei Roche und eine unveränderte Novartis bilden ebenfalls ein Gegengewicht zu den überwiegend schwächeren Notierungen.

In den hinteren Reihen wirken vor allem Analystenkommentare kurtreibend. So geben Interroll, Burkhalter und BKW nach Analystenkommentaren um bis zu 3,0 Prozent nach.

Doc Morris, SIG sowie Arzyta wiederum sind mit Aufschlägen von bis zu 1,6 Prozent dank Analystenkommentaren gesucht.

hr/ra