Zürich (awp) - Dem Schweizer Aktienmarkt wird zur Wochenmitte erneut seine defensive Ausrichtung zum Bremsklotz. Nachdem am Vortag noch Pharmawerte den Leitindex SMI ins Minus gedrückt hatten, sind nun Kursverluste beim Schwergewicht Nestlé massgeblich dafür verantwortlich, das der SMI seinen europäischen Pendants hinterherhinkt. Denn an sich ist die Stimmung der Marktteilnehmer weiterhin recht gut - und das trotz Omikron-Variante. Immerhin äusserte sich die Weltgesundheitsorganisation WHO zuletzt zuversichtlich mit Blick auf diese Variante: Es gebe Hinweise auf eine Abkopplung der dynamisch steigenden Infektionszahlen und den Todesfällen. Das nehme dem Virus etwas von seinem Schrecken, heisst es von Händlerseite.

Im Tagesverlauf dürften sich Investoren dann in Richtung USA orientieren, wo einerseits der ADP-Report auf der Agenda steht. Er dürfte einen ersten Hinweis zu den am Freitag anstehenden US-Arbeitsmarktbericht liefern. Da sich auch die US-Geldpolitik am Arbeitsmarkt orientiert, dürften die Zahlen Beachtung finden. Die Beschäftigungssituation habe einen grossen Einfluss auf die US-Geldpolitik, heisst es in einem Kommentar. Hier liefert dann am Abend noch das Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung weiteren Aufschluss. Immerhin hatten die Währungshüter bei der letzten Sitzung beschlossen, die Anleihekäufe schneller zurückzuführen und damit den Weg für eine schnellere Zinserhöhung in diesem Jahr geebnet.

Der SMI verliert gegen 11.10 Uhr 0,12 Prozent auf 12'885,76 Zähler. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und die Gewichtung aller Titel stärker gekappt ist, gewinnt 0,08 Prozent auf 2077,00 Punkte, während der breite SPI um 0,17 Prozent fällt auf 16'457,05 Zähler.

Als Bremsklotz für den Gesamtmarkt erweisen sich die Nestlé-Aktien (-2,4%). Sie waren über weite Strecken des Vormittagshandels alleine für die Verluste des Gesamtmarktes verantwortlich. Auslöser für die Abgaben sind Analystenkommentare. So haben die Experten von Jefferies die Titel abgestuft. Die Analysten von Bernstein wiederum sorgen sich um den Inflationsdruck für die Nahrungsmittelbranche.

Dass der Markt seine Abgaben mittlerweile nahezu komplett abgebaut hat, verdankt er vor allem den beiden Pharmaschwergewichten Roche (+0,8%) und Novartis (+0,5%). Am Vortag noch hatten vor allem die Roche-Bons die Rolle der Bremsklötze inne.

Neben Nestlé sind noch AMS (-1,1%) und Temenos (-0,4%) auf den Verkaufslisten zu finden. Beide Papiere leiden vor allem unter den schwachen Vorgaben der Wall Street, wo am Dienstag Technologiewerte angesichts der wieder anziehenden Renditen bei den US-Staatsanleihen aus den Depots entfernt wurden.

Noch deutlicher als die beiden Pharmaschwergewichte ziehen allerdings die Aktien von Kühne+Nagel an, die sich um 2,0 Prozent verteuern. Der Logistiker hatte am Morgen angekündigt, in Afrika grosses Potenzial für die eigenen Geschäfte zu sehen und daher dort weiter zu expandieren.

Auch die beiden Uhrenhersteller Swatch (+1,2%) und Richemont (+1,1%) sind zur Wochenmitte verstärkt gesucht. Richemont hatten im vergangenen Geschäftsjahr drei Viertel an Wert gewonnen, womit sie hinter Straumann (aktuell unverändert) der zweitbeste Blue Chip waren. Zudem gibt es im Vorfeld des Quartalsupdates in zwei Wochen bereits die ersten Analysten, die bei Richemont von einem deutlichen Umsatzplus ausgehen.

Etwas uneinheitlich präsentiert sich die Finanzbranche. So ziehen etwa Titel wie Swiss Re, UBS, Julius Bär, Zurich und Partners Group zwischen 0,7 und 0,1 Prozent an. Swiss Life (unverändert) und die CS (-0,3%) hinken den Branchenkollegen derweil hinterher. Die zuletzt angezogenen US-Renditen hatten das Segment bereits am Vortag gestützt.

In den hinteren Reihen gehören SIG Combibloc (+3,1%) nach einer Übernahme zu den gesuchten Werten. Bei Rieter (+2,9%) und auch Barry Callebaut (+1,8%) stützen Analystenkommentare.

Abwärts geht es dagegen vor allem für kleinere Biotechwerte wie Evolva, Addex, SKAN oder Molecular Partners, die zwischen 5,1 und 3,7 Prozent verlieren.

hr/rw