Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienbörse tendiert am Donnerstag wenig verändert. Die Anleger halten sich laut Händlern vor den kommende Woche erwarteten Zinsentscheidungen wichtiger Zentralbanken zurück. Dabei stünden weniger die Zinsentscheidungen an sich als vielmehr die begleitenden Kommentare im Fokus. Das Geschäft verlaufe daher recht ruhig, heisst es weiter. Die Marktteilnehmer gingen davor keine neuen Positionen ein. Kurzfristig könnten die am Nachmittag erwarteten Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe und die US-Produzenten- und Importpreise das Geschehen aber noch beeinflussen.

Die Märkte seien weiterhin fest im Griff der Inflations-, Zins- und Konjunktursorgen, heisst es weiter. Allgemein wird erwartet, dass die Schweizerische Nationalbank den Leitzins um 25 bis 50 und die US-Notenbank um 50 Basispunkte erhöhen und wird. Bei der Europäischen Zentralbank könnte es gar noch ein wenig mehr sein. Und dies obwohl die Konjunktur zunehmend Schwächezeichen aussende, sagt ein Händler. So könnten die bisher erst vereinzelt ausgesprochenen Gewinnwarnungen einzelner Unternehmen erst der Anfang eines Trends sein, der Anfang 2023 die Märkte belasten dürfte. "Die aktuellen Gewinnschätzungen für 2023 dürften vielerorts noch etwas hoch sein", sagt ein Händler. Dies stimme ebenfalls zu Vorsicht.

Der SMI notiert um 11.00 Uhr um 0,09 Prozent höher bei 11'019,41 Punkten. Dabei hat sich der Leitindex bisher in einer engen Spanne von weniger als 50 Punkten bewegt. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, ermässigt sich um 0,02 Prozent auf 1680,02 und der breite SPI 0,05 Prozent auf 14'011,80 Zähler. Im SLI stehen sich 13 Gewinner und 15 Verlierer entgegen. Logitech und Sika sind unverändert.

Gefragt sind die Aktien von Richemont (+1,7%). Der Luxusgüterhersteller profitiert von einer Branchenstudie von Goldman Sachs. Darin hat die Bank das Kursziel für Richemont auf 138 von 135 Franken erhöht und die Einstufung "Buy" bestätigt. Luxusgüter seien - getrieben durch den US- und den europäischen Markt - stärker nachgefragt als erwartet, heisst es. In ihrem Sog rücken auch die Anteile von Swatch um 0,9 Prozent vor.

Weit oben in der Rangliste der Blue Chips stehen Swiss Re (+1,2%). Sie würden dank einer Studie von JPMorgan gekauft, heisst es. Die US-Bank hat das Rating auf "Overweight" von "Neutral" und das Kursziel auf 100 von 85 Franken erhöht. Die Bedingungen auf dem Rückversicherungsmarkt seien so gut wie seit 15 Jahren nicht mehr, heisst es in einer Note. Zudem hatte der Präsident Sergio Ermotti gegenüber der "Handelszeitung" gesagt, das Unternehmen wolle die Preise überprüfen, um die Profitabilität zu verbessern.

Eine wenn auch nur kleine Stütze des Marktes sind die als defensiv taxierten Aktien von Nestlé und Novartis (je +0,2%). Der Pharmariese hat in einer Phase-III-Studie mit dem Kandidaten Iptacopan den primären Endpunkt der Untersuchung erreicht und damit erneut mit einer guten "Apothekermeldung" gepunktet. Dagegen sind Roche (-0,1%) trotz einer ebenfalls positiven Produktmeldung leichter. Roche hat für ein Alzheimer-Testverfahren die US-Zulassung erhalten.

Ebenfalls bei den Gewinnern stehen Alcon (+0,7%) und die beiden Banken Julius Bär (+0,5%) und UBS (+0,1%) sowie die zyklischen Holcim (+0,5%).

Auf der anderen Seite führen die Aktien von Temenos (-2,0%), Partners Group (-1,5%) und Lonza (-1,5%) die Verlierer an. Mit den Papieren von Givaudan (-1,4%), Geberit (-1,0%), Sonova (-0,8%) und Kühne + Nagel (-0,9%) folgen weitere Überflieger der vergangenen Jahre.

Auch CS (-0,1%) sind etwas leichter. Allerdings hat der Abgabedruck weiter nachgelassen. Bis heute Mittag können die Anleger, die bei der Kapitalerhöhung mitmachen, noch die neuen Aktien beziehen. Damit dürfte sich der Aktienkurs wohl bald stabilisieren, wenn nicht sogar erholen, meint ein Händler.

Auf dem breiten Markt hält der Verkaufsdruck bei Zur Rose (-3,6%) an. Auch Polypeptide (-2,3%) stehen nach dem Erholungsversuch vom Vortag wieder im Angebot.

pre/tv