Zürich (awp) - Zum Wochenschluss kommt es an den Finanzmärkten zum grossen Kehraus. Nachdem bereits seit den jüngsten Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell die Zinssorgen wieder das Marktgeschehen massgeblich beeinflusst haben, steht mit dem am Nachmittag erwarteten US-Arbeitsmarktreport ein weiterer Stresstest für die Märkte an.

Allerdings treffen die Daten auf einen bereits hochgradig nervösen Markt. Auslöser sind Hiobsbotschaften aus der Finanzbranche in den USA. Der Zusammenbruch der Krypto-Bank Silvergate Capital und der Kursabsturz bei den Aktien von SVB Financial führten den Anlegern vor Augen, welche Gefahren wie etwa Kreditausfälle mit den jüngst gestiegenen Zinsen einhergehen können.

Der SMI als wichtigster Schweizer Aktienindex verliert gegen 10.50 Uhr 1,28 Prozent auf 10'808,42 Punkte. Zuvor war er erstmals seit Ende 2022 unter die 10'800er-Marke bis auf ein Jahrestief von 10'775 Punkten gefallen. Auf Wochensicht zeichnet sich aktuell ein Minus von mehr als 3 Prozent ab, womit dies die schwächste Woche seit September vergangenen Jahres wäre.

Der 30 Titel umfassende SLI, in dem die grössten Titel gekappt sind, büsst am Freitagvormittag 1,69 Prozent ein auf 1724,81 Zähler und der breite SPI gibt um 1,16 Prozent nach auf 14'049,33 Zähler. Im SLI geben alle 30 Werte nach.

Die erhöhte Volatilität zeigt sich auch am Volatilitätsindex VSMI, der aktuell um gut 16 Prozent zulegt. Auch am Devisenmarkt macht sich eine gewisse Präferenz für den Franken bemerkbar.

Im Zuge der schwachen Wall Street werden auch hierzulande Finanzwerte im grossen Stil aus den Depots gekippt. Bei den Blue Chips sacken Partners Group, UBS, CS und Julius Bär zwischen 5,0 und 3,7 Prozent ab. Die Aktien der CS haben kurzzeitig bei 2,463 Franken ein weiteres Rekordtief erreicht.

In den hinteren Reihen trifft der Abverkauf Werte wie jene von Swissquote, Leonteq, Vontobel oder EFG, die um bis zu 4,9 Prozent fallen.

Laut Händlerin hätte der Kollaps der Krypto-Bank Silvergate allein die Bankenbranche weniger beunruhigt. Der Absturz von SVB schüre allerdings Ängste, dass andere Banken ähnliche Probleme bekommen könnten. Denn SVB musste die Bilanz durch ein Aktienangebot in Höhe von 2 Milliarden Dollar stärken um die Auszahlung an Einleger im Umfeld steigender Zinsen sicherzustellen. Da der Finanzierer viele US-Staatsanleihen sowie hypothekarisch besicherte Wertpapiere im Portfolio habe, könne das Problem auch andere Banken treffen, erklärt die Expertin.

Neben den Finanztiteln geraten auch Wachstumstitel angesichts der gestiegenen Zinsängste wieder unter verstärkten Abgabedruck. AMS Osram, Straumann, VAT, Sonova oder Temenos verbilligen sich zwischen 4,3 und 2,5 Prozent. Bei VAT trägt ein dämpfender Analystenkommentar zur Schwäche bei. Die Experten der RBC haben Rating und Kursziel gesenkt und dies mit dem Ausblick begründet.

Über weite Strecken bewegen sich die Genussscheine von Roche (-0,2%) sowie die Nestlé-Aktien (-0,1%) zwischen knappen Gewinnen und Verlusten. Roche hatte am Morgen mit einer Entscheidung der US-Zulassungsbehörde FDA punkten können, während Nestlé durch einen Analystenkommentar gestützt werden.

Mit Abgaben von maximal 0,9 Prozent halten sich auch Swisscom und Novartis als weitere defensive Werte besser als der Gesamtmarkt.

In den hinteren Reihen dominieren Geschäftszahlen die Kursbewegungen. So fallen Mobilezone um 9,3 Prozent zurück. Die Profitabilität der Mobilfunkladenkette wird als tiefer als erwartet bewertet. Auch Molecular Partners (-2,7%) und Orell Füssli (-1,7%) geben nach. Die Kursverluste von 6,2 Prozent bei Bachem sind dagegen eine Reaktion auf die angekündigte Kapitalerhöhung.

U-Blox reagieren dagegen mit einem Kurssprung von bis zu 10 Prozent auf das vorgelegte Zahlenwerk. Und auch Starrag und Mikron ziehen um bis zu 1 Prozent an.

hr/jr