Zürich (awp) - Die Aktienmärkte bleiben auch am Dienstag im Aufwind. Der SMI hat im frühen Handel gar die 10'900er Marke kurzzeitig übersprungen - erstmals seit Mitte September wieder. Damit ergebe sich auch aus charttechnischer Sicht Erholungspotenzial. Kann der SMI das März-Tief bei 10'871 Punkten überqueren, ergebe sich Potenzial bis zum Hoch vom Februar 2020 bei 11'270 Punkten, heisst es etwa von BNP Paribas. Im bisherigen Tageshoch hat der SMI damit seit dem Jahrestief am 13. Oktober mehr als 900 Punkte hinzugewonnen. "Wer hätte das im Oktober gedacht?", fragt ein Händler. Dass sich der Markt zuletzt so erholt habe, liege auch daran, dass die negative Stimmung Extremwerte erreicht hatte.

Dennoch bleibe die Frage im Raum, welche der zuletzt zurückgekehrten Investoren "gekommen sind, um zu bleiben". Denn am morgigen Mittwoch wird die US-Notenbank mit grosser Wahrscheinlichkeit ein weiteres Mal die Leitzinsen um 75 Basispunkte erhöhen. Die grosse Frage ist, ob Fed-Präsident Jerome Powell dann wirklich andeutet, dass die Zinsen im Dezember nur noch um 50 Basispunkte angehoben werden. Darauf spekulieren die Börsianer derzeit, was die Kurse zuletzt angeschoben hat. Insgesamt sei von einem volatilen Handel in den kommenden Tagen auszugehen, heisst es in einem Kommentar. Denn sollte die US-Notenbank keinen Hinweis darauf liefern, dass sich der Zinserhöhungspfad im Dezember abflacht, könnte dem aktuellen Rally an den Börsen den Garaus gemacht werden.

Der SMI gewinnt gegen 11.05 Uhr 0,52 Prozent hinzu auf 10'884,41 Punkte. Sein bisheriges Tageshoch hatte er im frühen Handel bei 10'926 Punkten erreicht. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, zieht um 0,82 Prozent an auf 1645,11 Punkte und der breite SPI um 0,51 Prozent auf 13'873,72 Punkte. Von den 30 SLI-Werten gewinnen alle bis auf Swisscom und Roche hinzu.

Besonders deutlich ziehen die beiden Uhrenherstelle Richemont (+4,0%) und Swatch (+3,5%) an. Händler verweisen auf den chinesischen Caixin-Einkaufsmanagerindex, der im Oktober gestiegen ist. Zudem kursieren in den sozialen Medien Chinas aktuell Spekulationen über eine Abkehr von der Null-Covid-Politik des chinesischen Regimes. Angeblich sei ein Komitee gebildet worden, um Szenarios zu prüfen, wie ein Ende dieser Politik aussehen könnte.

Mit etwas Abstand folgen Werte wie VAT, die CS oder auch AMS Osram mit Kursgewinnen von bis zu 3,0 Prozent. Sie alle zählen im bisherigen Jahresverlauf zu den grössten Verlieren. Die CS kann damit ihre jüngste Erholung weiter fortsetzen. Die Grossbank hatte am Vortag erste Details zur geplanten Kapitalerhöhung bekannt gegeben.

Derweil präsentieren sich die Anteilsscheine vom Sensorenhersteller AMS Osram am Tag vor dem anstehenden Quartalsbericht wie üblich eher volatil.

Unter den grösseren Gewinnern sind auch die Partizipationsscheine von Schindler (+2,0%) zu finden. Hier sorgen die Experten der Deutschen Bank für Aufwind, die den Titel neu mit "Buy" empfehlen. China bleibe für die global agierenden Lifthersteller der wichtigste Absatzmarkt, so die Experten. Derzeit sei eine starke Präsenz dort aber ein Risiko und das strukturelle Wachstum könnte sich verlangsamen. Dies sei aber in der Bewertung widerspiegelt und aktuell biete sich bei Schindler ein guter Einstiegspunkt.

Mit ABB (+1,5%) und Adecco (+1,3%) sind noch weitere Zykliker gesucht. Der Personaldienstleister Adecco wird an diesem Donnerstag seine Zahlen präsentieren. Nachdem die Papiere im bisherigen Jahresverlauf eher zu den grösseren Verlieren zählten, schienen sie nun durchzustarten, heisst es im Handel. Immerhin habe sich der Kurs von dem am 29. September erreichten Jahrestief wieder gelöst und bis aktuell um fast 20 Prozent hinzugewonnen.

Dass der SMI seinen europäischen Pendants wie Dax, Cac-40 oder auch dem FTSE hinterherhinkt, ist vor allem den Schwergewichten geschuldet. So geben Roche um 0,4 Prozent nach, Nestlé und Novartis verteuern sich um unterdurchschnittliche 0,1 Prozent.

Derweil springen in den hinteren Reihen Burckhardt Compression nach Zahlen und neuen Mittelfristzielen um 9,5 Prozent an. Implenia (+4,1%) sind am Kapitalmarkttag ebenfalls gesucht. Dagegen sacken Meyer Burger (-9,9%) oder auch Santhera (-5,5%) deutlich ab.

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