Zürich (awp) - Die Stimmung an den Finanzmärkten bleibt düster. Entsprechend verlustreicht fällt denn auch der Start in das vierte Quartal aus. Dabei gilt der Oktober in der Regel als einer der besseren Börsenmonate. Davon sei aktuell erst einmal nichts zu sehen, heisst es im Handel. Allerdings sei in diesem Jahr alles anders. Neben dem anhaltenden Ukraine-Krieg lasten die hohe Inflation sowie steigende Zinsen und Rezessionsängste auf den Gemütern.

Für zusätzliche Volatilität sorge zum Wochenstart die Aussicht auf eine Rekordkürzung der Ölproduktion durch die "OPEC+"-Länder. Es gebe Anzeichen, dass mehr als 1 Million Barrel pro Tag gekürzt werden könnten, heisst es von verschiedenen Marktteilnehmern. Auch die Konjunkturdaten aus der Eurozone stimmen alles andere als positiv. Dort ist die Industriestimmung auf den tiefsten Stand seit gut zwei Jahren gefallen. Anders sieht es mit den hiesigen Daten aus: So ist die Inflation in der Schweiz im September leicht zurückgegangen, und auch die Stimmung in der Schweizer Industrie hat sich überraschenderweise nicht weiter eingetrübt. Wie die VP Bank kommentiert, macht die Schweiz in Sachen Inflation der restlichen Welt etwas vor.

Der SMI, der wegen der Abspaltung der ABB-Sparte Accelleron an diesem Tag ausnahmsweise 21 Titel umfasst, fällt gegen 11.00 Uhr um 1,27 Prozent auf 10'137,40 Punkte. Sein bisheriges Tagestief hat er bei 10'097 Punkten erreicht. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 1,66 Prozent auf 1512,59 Punkte und der breite SPI 1,35 Prozent auf 12'989,09 Stellen. Im SLI geben alle Titel bis auf Kühne+Nagel, Novartis und Swisscom nach.

Die Aktien der CS (-8,5%) setzen derweil ihren Kursverfall mit beschleunigtem Tempo fort. Bei 3,518 Franken haben die Papiere einen neues Rekordtief gesehen. Als Grund gilt laut Händlern, dass immer mehr Anleger einen finanziellen Kollaps der Grossbank befürchten. Laut Börsianern wird derzeit wild über die Finanzkraft der Gruppe und die möglicherweise anstehenden Restrukturierungen diskutiert. Ausdruck dieser Spekulationen sei, dass die Preise für Absicherungspapiere gegen eine Pleite der Bank - sogenannte Credit Default Swaps - massiv angestiegen seien.

Im Sog der schwachen CS geben weitere Finanzwerte wie Julius Bär (-3,5%), UBS (-2,7%) oder auch Partners Group (-2,4%) überdurchschnittlich stark nach. Auch europaweit trennen sich Investoren im grösseren Stil von Bank-Aktien.

Etwas besser halten sich die Versicherer Swiss Re, Zurich und Swiss Life, die zwischen 0,8 und 1,1 Prozent nachgeben. Alle drei haben allerdings in den vorangegangenen beiden Börsenwochen schon deutlich Federn gelassen.

Bei ABB (-6,4%) macht sich die Abspaltung der Turboladersparte Accelleron bemerkbar, die ab diesem Monat als eigenständiges Unternehmen an der Schweizer Börse gehandelt wird. Die Papiere der ehemaligen ABB-Sparte sind mit einem Eröffnungskurs von 18 Franken je Aktie in ihren ersten Handelstag gestartet. Seither pendeln sie in einer engen Spanne um diesen Kurs. Das Tageshoch liegt derzeit bei 18,76 Franken, das Tagestief bei 17,01 Franken.

Überdurchschnittlich starke Kursverluste verbuchen auch die verschiedenen Technologie-Werte unter den Blue Chips. So sacken allen voran Logitech um 7 Prozent ab. VAT, Temenos und AMS Osram geben um bis zu 3,1 Prozent nach. Wie die UBS in einem aktuellen Kommentar festhält, haben Wachstumswerte in diesem Jahr schlechter abgeschnitten als etwa Value-Titel. Vor dem Hintergrund höherer Zinsen und einer sich abschwächenden Nachfrage sei davon auszugehen, dass dies so bleiben werde. Ausserdem sei im Technologiesektor mit Gewinnrückgängen zu rechnen.

Von den drei Schwergewichten kommt aktuell nur von Novartis (+0,2%) etwas Unterstützung. Roche (-0,8%) und Nestlé (-1,1%) geben dagegen beide nach. Im Plus notieren zudem noch Kühne+Nagel (+0,1%) und Swisscom (+0,8%).

In den hinteren Reihen bewegen zum Wochenstart vor allem Analystenkommentare. Während bei TX Group (+1,3%) eine Kaufempfehlung von Stifel positiv aufgenommen wird, leiden Oerlikon (-5,3%) und Dätwyler (-3,7%) unter einer negativen UBS-Studie.

hr/ys