Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt kommt es zum Wochenschluss zu einem Richtungswechsel. Nach fünf Tagen fallender Kurse setzt der Markt zu einer technischen Erholung an. Der Markt sei reif für eine Gegenbewegung gewesen, sagt ein Händler. Ob damit ein anhaltenderer Erholungstrend eingeläutet wird, scheint aber ungewiss. Denn nach wie vor dominieren Zins- und Konjunktursorgen am Markt. Zudem gilt der September laut Händlern als ein sehr schwieriger Börsenmonat. "Die Stimmung bleibt angespannt", sagt ein Händler.

Es würde wenig erstaunen, wenn die Kursgewinne vor der um 14.30 Uhr (MESZ) erwarteten Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten noch abschmelzen würden, meint ein anderer Händler. Von den Daten wird wohl auch abhängen, wie versöhnlich die Woche ausklingt. Denn sie dürften einen Einfluss darauf haben, wie die nächste Zinsentscheidung der US-Notenbank am 21. September ausfällt. Sind sie zu positiv, dürfte sich das Fed in seinem straffen Zinsanhebungskurs bestätigt sehen. Eine Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte auf der nächsten Sitzung (21. September) wäre dann wohl beschlossene Sache, glauben Marktteilnehmer. Ein schwacher Bericht könnte dagegen eine vorsichtigere Gangart des Fed zur Folge haben. "Und derzeit überwiegt die Hoffnung auf schwächere Daten", sagt ein Händler mit Blick auf die freundlichen Aktienmärkte.

Der SMI notiert um 11.10 Uhr um 0,65 Prozent höher bei 10'732,22 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt 0,96 Prozent auf 1638,93 und der breite SPI um 0,63 Prozent auf 13'829,01 Zähler. Von den 30 SLI-Titeln tendieren 27 fester und drei schwächer.

Angeführt werden die Gewinner unter den Blue Chips von den Aktien von Holcim (+3,5%). Händler erwähnen die Kaufempfehlung eines einflussreichen Marktteilnehmers: Die Bank of America hat das Rating für den Zementkonzern auf "Buy" von "Neutral" angehoben. Der Konzern wandle sich zusehends in einen spezialisierteren und weniger CO2-intensiven Bauzulieferer. Mit den Anteilen von Sika (+1,7%) und Geberit (+1,5%) stehen weitere Bauzulieferer auf den Kauflisten.

Die stets sensitiv auf Zinsänderungen reagierenden Technologie-, Wachstums- und Finanzwerten stehen ebenfalls weit oben. Sie könnten sich teilweise von den Verlusten erholen, die sie im Zusammenhang mit geldpolitischen Verunsicherung verbucht hätten, heisst es am Markt. Die Aktien des Bankensoftwareherstellers Temenos (+3,0%) sowie der Hochtechnologiehersteller VAT (+1,5%), AMS-Osram (+0,8%) und Logitech (+0,8%) sind klar gefragt.

In der Spitzengruppe weit oben stehen zudem der Wachstumstitel Straumann (+2,8%) und die Finanztitel Partners Group (+1,5%), CS (+2,2%) und UBS (+1,4%) sowie die Versicherer Swiss Re (+2,2%) und Swiss Life (+1,7%). Auch die zyklischen Adecco (+1,4%), ABB (+1,4%) und Schindler (+1,2%) holen einen Teil ihrer jüngsten Abschläge auf.

Die als defensiv geltenden Schwergewichte Nestlé (+0,4%), Roche (+0,3%) und Novartis (-0,3%) stehen dagegen am unteren Ende der Kurstafel. Neben Novartis sind auch Swisscom (-0,6%) und Givaudan (-0,4%) schwächer. Dabei dürften die Aktien des Duft- und Aromenherstellers von einer Verkaufsempfehlung von Goldman Sachs belastet werden. Die US-Bank hat die Aktie auf "Sell" von "Neutral" gesenkt.

Auf den hinteren Rängen setzen Santhera (+5,5%) den Höhenflug fort. Händler sprechen von Anschlusskäufen. Das Biotechunternehmen hat am Vortag über positive Daten aus einer klinischen Studie mit Vamorolone zur Behandlung von Duchenne-Muskeldystrophie berichtet.

Tradition gewinnen 1,0 Prozent. Der Westschweizer Broker hat im ersten Halbjahr 2022 deutlich mehr verdient.

Dormakaba (-1,4% auf 378 Fr.) verlieren Terrain nach einer Kurszielsenkung. SocGen hat die Verkaufsempfehlung mit einem auf 385 von 540 Franken gesenkten Preisziel bestätigt. Die Bank Vontobel hat das Kursziel auf 410 von 500 Franken reduziert.

pre/tv