Zürich (awp) - Der SMI setzt seinen Kurs der moderaten Ausschläge auch am Donnerstag fort. Immerhin hat er im bisherigen Wochenverlauf dennoch weitere 100 Punkte an Boden gut gemacht. Unterstützung erhalten die Börsen durch die US-Notenbank Fed. Wie aus dem Sitzungsprotokoll der letzten Sitzung vom Vorabend hervorgeht, ziehen die Währungshüter ein etwas langsameres Tempo bei den künftigen Zinserhöhungen in Betracht. Allerdings ist die Wall Street am heutigen Donnerstag wegen "Thanksgiving" geschlossen und zum morgigen Wochenschluss findet nur eine verkürzte Börsensitzung statt. Damit fehlten wichtige Impulse, heisst es im Handel einstimmig.

Nach dem Fed sei vor der EZB. Die Europäische Notenbank veröffentlicht im Tagesverlauf nämlich ihren Bericht über die letzte geldpolitische Sitzung. Investoren werden versuchen, weitere Hinweise darauf zu erhalten, wann eine ähnliche Drosselung beim Zinstempo auf dem alten Kontinent erfolgen könnte, kommentiert ein Händler. Als Stimmungsdämpfer sehen Marktteilnehmer allerdings die Covid-Situation in China. Dort stiegen die Infektionszahlen wieder und erneute Lockdowns seien möglich, so ein weiterer Börsianer. Ebenfalls von Interesse sei der nun beginnende Black Friday auf der anderen Seite der Welt. Die Erwartungen für den wichtigen US-Einzelhandel seien gross.

Der SMI gewinnt gegen 11.05 Uhr 0,45 Prozent auf 11'144,86 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und die Gewichtung der Schwergewichte stärker gekappt ist, legt um 0,73 Prozent zu auf 1715,01 Punkte und der breite SPI um 0,49 Prozent auf 14'270,10 Zähler. Alle 30 SLI-Werte bis auf Novartis gewinnen hinzu.

Unter den grössten Gewinnern sind mit AMS Osram, Temenos und auch Straumann vor allem die sogenannten Wachstumswerte zu finden. Die Aktien ziehen um bis zu 2,9 Prozent an. Die Aussicht auf einen langsamere Gangart bei den Zinsen sorgt bei diesen Papieren in der Regel für bessere Stimmung.

Auch der deutsche Ifo-Index sorge für eine insgesamt bessere Stimmung am Markt, heisst es. Im November hat sich der Stimmungsindikator unerwartet deutlich verbessert. Nach den zuletzt eher verunsichernden Nachrichten zur deutschen Wirtschaft schüre dies eine gewisse Hoffnung bei den Investoren.

Finanzwerte wie Partners Group, CS, Julius Bär, Swiss Life, UBS und Swiss Re sind mit Kursgewinnen von bis zu 1,8 Prozent ebenfalls im Spitzenfeld zu finden. Die Aktien der CS können sich so zumindest teilweise von den neuerlichen deutlichen Kursverlusten vom Vortrag in der Höhe von 6,1 Prozent erholen. Vor allem der massive Abfluss von Kundengeldern ist weiterhin ein grosses Thema: Innert weniger Wochen haben Kunden rund 84 Milliarden Franken abgezogen - das sei mehr als die UBS in der Finanzkrise während eines Jahres verloren hatte, wird JPMorgan-Analyst Kian Abouhossein in der "Financial Times" zitiert.

Neben Straumann stehen auch die Aktien von Lonza (+1,7%), Geberit (+1,4%) und Sonova (+1,2%) weiter oben auf den Einkaufslisten. Alle drei Werte zählen mit Abgaben seit Jahresbeginn von bis zu 38 Prozent zu den grossen Verlieren 2022 unter den Blue Chips und bieten damit ein gewisses Erholungspotenzial.

Dass der SMI nicht noch deutlicher steigt, ist vor allem den drei Schwergewichten geschuldet. Über weite Strecken haben Novartis (-0,1%), Nestlé (+0,1%) und Roche (+0,2%) im Minus notiert. Mittlerweile haben sie ihre Abgaben eingedämmt, bzw. sind ins Plus gedreht.

Zahlen wiederum hat am Morgen das Elektrotechnikunternehmen Carlo Gavazzi (+4,3%) geliefert. Die Halbjahreszahlen seien stark, heisst es am Markt. Kurzzeitig notierte die Aktie gar prozentual zweistellig im Plus. Bei Werten wie PSP (+2,1%), Edisun (+1,7%) oder auch den beiden Versicherern Helvetia (+0,5%) und Baloise (+0,5%) stützen Analystenkommentare die Titel.

Die rote Laterne halten am breiten Markt hingegen aktuell CI Com mit -26% ohne aktuelle News. Auch die Biotechaktien von Addex (-6,1%) neigen einmal mehr zur Schwäche. Um mehr als 2 Prozent geben zudem Werte wie Hochdorf, IVF Hartmann oder GAM nach.

hr/ys