Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am ersten Börsentag des zweiten Halbjahres leicht positiv geschlossen. Nach einem festen Start und einem Anstieg leicht über 12'000 Punkte sackte der Leitindex SMI am Nachmittag bis auf 11'901 Punkte ab, erholte sich dann aber am Nachmittag wieder. Insgesamt war die Stimmung weiter relativ gut. Kurzfristig sei weiter mit steigenden Kursen zu rechnen, meinte ein Händler. Die demnächst anstehenden Halbjahresberichte dürften wohl vielfach besser ausfallen als die vorsichtigen Schätzungen vermuten liessen.

Auf der anderen Seite hemme aber die Angst vor einer erneuten Corona-Welle wegen ansteigender Ansteckungszahlen mit der sogenannten Delta-Variante die Anleger, so der Händler. Von den am (morgigen) Freitag in den USA anstehenden Arbeitsmarktdaten wird hingegen keine grosse Veränderung erwartet. Am Markt heisst es dazu, dass gute US-Daten zwar positiv wären für die Wirtschaft, gleichzeitig aber auch wieder Inflationsängste schüren dürften. Die Handelsvolumina am ereignislosen Donnerstag waren gering, was laut Marktteilnehmern auch das Sommerloch zurückzuführen sein dürfte.

Der SMI schloss 0,29 Prozent höher bei 11'977,03 Punkten, dies bei einem Tageshoch von 12'016 kurz nach Handelsbeginn. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg um 0,23 Prozent auf 1'937,42 und der breite SPI um 0,25 Prozent auf 15'384,97 Punkte. Von den 30 SLI-Werten standen am Ende des Börsentages 19 Gewinner 10 Verlierern gegenüber, ein Titel war unverändert.

Bei den Blue Chips gewannen Clariant (+2,5%) am deutlichsten dazu. Der Spezialchemiekonzern hatte am Morgen erklärt, dass das Gemeinschaftsunternehmen mit India Glycols zur Herstellung erneuerbarer Ethylenoxid-Derivate nun den Betrieb aufnehme. Analysten der ZKB fassten den Abschluss als gute Nachricht auf, da so der Bereich Care Chemicals gestärkt werde. Clariant kündigte ausserdem an, die Preise für Additive um 25 Prozent zu erhöhen.

Gekauft wurden auch die Titel der beiden Grossbanken UBS (+0,9%) und CS (+0,8%). Der CS-Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório hatte in einem Interview mit der NZZ angegeben, er habe eine genaue Vision davon, wohin es mit der strategischen Neuausrichtung der Bank gehen müsse. Julius Bär (-0,1%) konnte mit den beiden Bankenriesen nicht mithalten.

Versicherungstitel wie Swiss Re (+0,7%) oder Zurich (+0,2%) waren gefragt. Am stärksten schloss unter den Versicherungen aber Swiss Life ab mit +1,3 Prozent, nachdem die Titel gestern noch knapp 2 Prozent verloren hatten.

Roche (+0,5%) profitierten von einer Studie von Jefferies, die sich positiv zur Alzheimer-Pipeline des Pharmakonzerns äusserte. Das zweite Pharma-Schwergewicht Novartis konnte nicht ganz mitziehen, schloss aber mit 0,1 Prozent ebenfalls noch knapp im positiven Bereich. Weitere Gesundheitswerte wie Sonova (+0,4%), Alcon (+0,3%) und Lonza (+0,2%) wurden ebenfalls gekauft.

Am schwächsten unter den Blue Chips schlossen Schindler (-1,8%), und auch weitere baunahe Titel wie Holcim und Geberit (beide -0,2%) mussten Einbussen hinnehmen. Der Aromenhersteller Givaudan konnte von seinem angekündigten Zukauf des italienischen Hauptpflege-Herstellers B.kolormakeup & Skincare nicht profitieren und schloss mit -0,4 Prozent ebenfalls negativ.

Am breiten Markt waren Meyer Burger (-11,3%) nach einer Privatplatzierung im zweistelligen Bereich unter Druck. Auf der Gewinnerseite schlossen APG SGA (+5,1%), Implenia (+4,4%) und Achiko (+4,4%) weit oben.

Flughafen Zürich gewannen knapp 1 Prozent. Am grössten Schweizer Flughafen gab es im Juni so viele Starts und Landungen wie seit längerem nicht mehr, und die Buchungszahlen der Airlines für den Sommer gehen ebenfalls nach oben. Zudem äusserte sich ein Analyst von Stifel hoffnungsvoll: Zwar hat er seine Gewinnschätzungen für das aktuelle Jahr gesenkt, erwartet aber für 2022 eine "solide Erholung".

tv/uh