Zürich (awp) - Zum Wochenschluss sind die Kurstafeln am Schweizer Aktienmarkt überwiegend rot gefärbt. Einmal mehr sind es die Bewegungen an den Anleihenmärkten, die auf die Stimmung drücken. So war die Rendite US-amerikanischer zehnjähriger Staatsanleihen wieder über die magische Marke von 1,5 Prozent gesprungen. Dies habe die Anleger wieder in Angst und Schrecken versetzt, kommentierte ein Händler. Allerdings gingen die Meinungen der Experten bei der Einschätzung dieser Entwicklung auseinander.

"Die einen sehen im Zinsanstieg eine anhaltende Gefahr für die Aktienmärkte, die anderen halten die derzeitige Situation am Anleihemarkt für übertrieben und erwarten wieder eine Korrektur bei den Renditen", meinte er. Als belastend werden auch Aussagen des US-Notenbankpräsidenten Jerome Powell gesehen. Er habe die Anleger nicht wie erhofft mit seinen Kommentaren beruhigt, kommentierte ein Händler. Vielmehr sei er vage geblieben in Bezug auf die möglichen Reaktionen des Fed. So hatte Powell erklärt, die wirtschaftliche Wiederbelebung könnte "einen gewissen Aufwärtsdruck" auf die Preise erzeugen, doch selbst bei einem vorübergehenden Anstieg der Inflation gehe er davon aus, dass die Notenbank geduldig sein werde. "Die Übersetzung von 'geduldig' durch den Markt ist, dass geduldig nicht 'nie' bedeutet, und dass Powell andeutet, dass das leichte Geld an einem bestimmten Punkt zu einem Ende kommen wird", fasst ein Experte die Reaktionen zusammen.

Der SMI verliert gegen 11.05 Uhr um 0,81 Prozent auf 10'662,60 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,88 Prozent auf 1'720,87 Punkte und der umfassende SPI um 0,73 Prozent auf 13'371,48 Punkte. Im SLI weisen alle Titel bis auf Logitech, Clariant und die UBS negative Vorzeichen auf.

Unter den grössten Verlierern sind Kühne+Nagel (-2,4%) zu finden. Hier machen sich nach dem starken Lauf vermehrt Gewinnmitnahmen bemerkbar, kommentieren Händler. Einen an sich recht zuversichtlichen Kommentar von Barclays ignorieren Investoren.

Dahinter fallen geschlossen die Versicherungen zurück. Sowohl Zurich-Aktien als auch Swiss Re und Swiss Life sacken allesamt um mehr als anderthalb Prozent ab. Nachdem der Sektor zuletzt mit der Hoffnung auf nachhaltig steigende Zinsen gut nachgefragt wurde, bringen die Anleger auch hier Kursgewinne ins Trockene.

Neben den Versicherern fallen noch die Aktien der Partners Group (-1,5%) stärker zurück. Die Aktien der beiden Grossbanken haben dagegen einen Gutteil ihrer anfänglichen Verluste aufgeholt, bzw. im Fall der UBS (unverändert) sogar kurzzeitig die Kehrtwende ins Plus geschafft. Die Grossbank hat am Morgen ihren Geschäftsbericht veröffentlicht und dabei den Gewinn für 2020 um 72 Millionen US-Dollar nach unten angepasst. Die Papiere der CS geben um 0,4 Prozent nach. Das Finanzinstitut hat gemeldet, den in Schieflage geratenen Supply-Chain-Finance-Fonds abzuwickeln.

Als Belastungsfaktoren für den Gesamtmarkt erweisen sich aber vor allem die beiden Schwergewichte Roche und Novartis, die beide um 1,0 Prozent nachgeben. Das dritte Schwergewicht, Nestlé, verliert mit -0,1 Prozent nur moderat.

Im Plus halten sich lediglich Logitech und Clariant (beide +0,6%). Logitech waren am Vortag stark unter die Räder gekommen.

Während die Nachrichtenlage bei den Blue Chips eher überschaubar ist, wartete die zweite Reihe am Morgen mit einer regelrechten Zahlenfluss auf. Dabei wissen Unternehmen wie Starrag (+6,4%), die VZ Holding (+2,6%), Calida (+2,1%) oder auch die SFS Group (+1,6%) zu überzeugen. Bobst (+7,4%) profitieren von einer Kaufempfehlung der Stifel-Analysten.

Dem stehen Abgaben von 1,6 Prozent bei Polyphor und 2,1 Prozent bei Obseva nach den Jahreszahlen gegenüber.

hr/uh