Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt halten sich die Investoren zum Wochenschluss mit ihren Engagements zurück. Die Berichtssaison ist mit zahlreichen Quartalsbilanzen einmal mehr zwar das Hauptthema. Wie Händler aber betonen, reicht es oft nicht mehr aus, die Erwartungen einfach übertroffen zu haben. Gerade bei den grossen Technologieunternehmen habe man gesehen, dass die sogenannten Flüsterschätzungen am Markt noch optimistischer sind, als die durchschnittlichen Analystenerwartungen. In einem solchen Spannungsfeld reiche es dann kaum mehr aus, besser als der Konsens zu sein. Das haben auch hierzulande einige Titel in den letzten Tagen zu spüren bekommen.

Darüber hinaus sorgen die erneuten Kursverluste in Asien für einen Stimmungsdämpfer. Die Erholung an den chinesischen Börsen scheine bereits wieder beendet zu sein, heisstes im Handel. "Offenbar trauen die Investoren den Lippenbekenntnissen der Regulierungsbehörden nicht über den Weg", kommentiert ein Börsianer. Darüber hinaus sei Covid-Thema derzeit zwar nicht mehr so omnipräsent, jedoch längst nicht vorbei. Auf Konjunkturseite gab es bereits erste BIP-Daten zum zweiten Quartal aus Deutschland und Italien. Im Handelsverlauf folgen noch die US-Konsumausgaben. Gerade die US-Daten dürften die Anleger nach dem erneuten Bekenntnis der US-Notenbank Fed zu einer ultra-lockeren Geldpolitik genau beäugen.

Der SMI notiert gegen 11.15 Uhr noch um 0,10 Prozent tiefer auf 12'075,12 Punkten. Von seinem bisherigen Tagestief knapp unter der 12'000-er-Marke hat sich das Barometer seit Eröffnung sukzessiv abgesetzt. Für die Gesamtwoche zeichnet sich damit für den Leitindex zwar ein kleines Minus ab, auf Monatssicht steuert er dagegen auf ein knappes Plus zu.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 0,13 Prozent auf 1958,72 und der umfassende SPI 0,06 Prozent auf 15'525,09 Zähler. Im SLI halten sich Gewinner und Verlierer in etwa die Waage.

Dass der Markt seine anfänglichen Verluste nach und nach abschüttelt, verdankt er vor allem den beiden Pharma-Schwergewichten Roche (+0,2%) und Novartis (+0,1%). Schwergewicht Nummer drei, Nestlé (-0,2%), hinkt dagegen noch etwas hinterher.

Deutlicher abwärts geht es für Swiss Re, Adecco und Clariant, die mit -2,6 bis -1,4 Prozent die Schlusslichter unter den Blue Chips stellen. Dabei haben Swiss Re am Morgen mit den vorgelegten Zahlen die durchschnittlichen Analystenerwartungen übertroffen. Händler sprechen angesichts der Kursgewinne im Vorfeld von Gewinnmitnahmen.

Clariant hatte zusammen mit Adecco ebenfalls in dieser Woche Zahlen vorgelegt und besser als erwartet abgeschnitten. Clariant gehörte am gestrigen Donnerstag aber zu jenen Fällen, bei denen gute Zahlen alleine für eine positive Kursreaktion nicht ausreichten. Bei Adecco wiederum sorgt ein vorsichtiger RBC-Kommentar zu der AKKA-Übernahme für Zurückhaltung.

Die weiteren Verlierer wie Richemont (-0,7%), Partners Group (-0,5%), Straumann (-0,5%) oder Sonova (-0,4%) stammen zwar aus den unterschiedlichsten Branchen, gehören aber mit Kursgewinnen von mindestens 46 Prozent zu den grossen Gewinnern in diesem Jahr, bei denen Anleger zu Wochenschluss noch etwas Kasse machen.

Der Zementhersteller Holcim (-0,5%) wiederum hat ebenfalls am Morgen Zahlen vorgelegt, die durch die Bank besser als erwartet ausgefallen sind. Die Titel könnten sich dem insgesamt schwächeren Markt nicht entziehen, heisst es im Handel.

Etwas uneinheitlich präsentiert sich am Vormittag die Finanzbranche. Neben Partners Group und der Swiss Re fallen auch die Aktien der Zurich, Swiss Life und UBS zwischen 0,6 und 0,2 Prozent zurück. Dem stehen Kursgewinne von 0,1 bei Julius Bär und +0,4 Prozent bei der CS gegenüber. Die CS war am Vortag nach Zahlen zeitweise deutlich unter Druck geraten.

Von den Unternehmen mit Zahlen legen mittlerweile nur AMS (+0,5%) zu. Der Sensorhersteller hat im zweiten Quartal die Erwartungen erfüllt. Der angehobene Ausblick sei zwar erfreulich, falle aber im Vergleich zu Mitbewerbern eher mager aus.

Noch deutlicher als AMS gewinnen Logitech (+1,7%) hinzu. Auch bei Kühne+Nagel (+1,1%), Lonza (+1,0%) und Schindler (+0,8%) greifen Investoren zu.

Im breiten Markt können unterdessen Forbo (+3,3%) mit ihren Zahlen punkten, während Phoenix Mecano (+2,2%) den Markt auf gute Zahlen vorbereitet hat.

Cosmo (-2,0%) fallen dagegen nach Halbjahreszahlen zurück.

hr/ra