Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt kommt zum Wochenschluss nicht recht in Fahrt. Nach einem leicht tieferen Start hat der Leitindex SMI seine Abgaben am Vormittag dann kurzzeitig nahezu komplett abgebaut. Nun bewegt er sich weiter in einer engen Handelsspanne knapp 20 Punkten. Am Markt ist man nicht weiter überrascht. Immerhin ist der SMI in den letzten Wochen ohne grössere Rücksetzer von Rekord zu Rekord geklettert. Und auch für die aktuelle Woche zeichnet sich immerhin ein knappes Plus ab, auch wenn es dem Leitindex nicht gelungen ist, die Marke von 12'000 Punkten nachhaltig zu durchbrechen.

In einem aktuellen Marktkommentar verweisen Experten darauf, dass die jüngsten Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell, die Zinsen nicht präventiv aus Angst vor Inflation zu erhöhen, zwar Wachstumsaktien stützte, nicht aber die hierzulande hoch gewichteten Qualitätstitel. Stärker in den Fokus rücken zum Wochenschluss denn baunahe Werte, nachdem US-Präsident Joe Biden im Ringen um ein hunderte Milliarden Dollar schweres Infrastrukturpaket eine Einigung mit einer Gruppe von Senatoren verkündet hat. Im weiteren Verlauf steht in den USA dann noch der Inflationsindex PCE an, der von der US-Notenbank Fed als bevorzugtes Inflationsmass verwendet wird.

Der SMI verliert gegen 11.20 Uhr 0,16 Prozent auf 11'974,14 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sinkt um 0,03 Prozent auf 1944,23 und der breite SPI um 0,10 Prozent auf 15'392,95 Punkte. Im SLI halten sich Verlierer (16) und Gewinner (14) in etwa die Waage.

Die mit Abstand grössten Abgaben verzeichnen Logitech-Aktien, die um 2,8 Prozent absacken. Goldman Sachs hat die Papiere vor allem aus Bewertungsgründen herabgestuft.

Dass der Gesamtmarkt nicht so recht vom Fleck kommt, ist vor allem den drei Schwergewichten Novartis, Roche und Nestlé geschuldet. Die drei geben zwischen 0,6 und 0,2 Prozent nach. Gerade mit Blick auf Roche sollte der Rücksetzer als kurzfristige Konsolidierung gesehen werden, heisst es in einem charttechnischen Kommentar der CS. Die Bons seien dabei, mittelfristig starkes Momentum auszubilden.

Ähnlich zuversichtlich lautet ihre charttechnische Prognose für Lonza (-0,6%), bei denen es aktuell ebenfalls zu einer Konsolidierung nach dem bislang starken Lauf im Juni komme. Auch hier stehen laut CS die Zeichen auf weitere Kursgewinne.

Mit Alcon, Swisscom und Givaudan sind weitere Vertreter defensiver Branchen auf den Verkaufszetteln der Investoren zu finden, wie die Abgaben zwischen 0,5 und 0,3 Prozent zeigen.

Dem stehen Kursgewinne von 2,0 Prozent bei den AMS gegenüber. Temenos halten sich mit +0,1 Prozent im Plus. In den USA hatte die Technologiebörse Nasdaq mit ihren neuen Rekordständen am Vortag für gute Vorgaben gesorgt.

Auch die CS-Aktien sind mit +1,7 Prozent unter den Top-Favoriten zu finden. Händler erklären sich die Kursgewinne mit Erleichterungskäufen aber auch mit spekulativen Anschaffungen. Die Erleichterung komme vom Stresstest der US-Notenbank Fed, den die CS bestanden habe. Ebenso wichtig sei, dass die Bank die Zeichen der Zeit anscheinend erkannt habe und das eigene Haus komplett ausmisten wolle, sagt ein anderer Marktteilnehmer. Laut Medienberichten sorgt sie sich um den Einstieg aktivistischer Aktionäre.

Die UBS (+0,1%) hat den Stresstest ebenfalls gut bestanden. Gerade für die grossen Geldhäuser ist das Resultat des diesjährigen US-Stresstests eine Erleichterung. Da sie sich robust gezeigt haben, dürfen sie wieder ohne Einschränkungen Dividenden ausschütten und Aktien zurückkaufen.

Das Infrastrukturprojekt von US-Präsident Biden schürt auch bei den hiesigen Investoren erneut Phantasie. So greifen sie denn vor allem bei baunahen Werten wie Holcim (+1,4%), Sika (+0,8%), ABB (+0,3%) , Schindler (+0,2%) und auch Geberit (+0,1%) zu. Bei ABB sorgt zudem ein Bericht über eine mögliche Abspaltung der Prozessautomation für Gesprächsstoff.

Im breiten Markt wissen Huber+Suhner (+5,6%) nach Eckdaten zum ersten Halbjahr zu gefallen. Dagegen drückt der überraschende Rücktritt von Vifor-CEO Stefan Schulze die Titel erneut um 2,9 Prozent ins Minus.

hr/ra