Zürich (awp) - Der Ausverkauf am Schweizer Aktienmarkt geht am Montag in verstärktem Ausmass weiter. So hat der Leitindex SMI nun auch die Marke von 12'200 Punkten durchbrochen und nähert sich bereits den 12'100 Zählern. Von seinem Rekordhoch am ersten Handelstag 2022 trennen ihn mittlerweile mehr als 850 Punkte oder mehr als 6,5 Prozent. Auch in Europa setzen die wichtigsten Börsenplätze ihren jüngsten Abwärtstrend fort. "Bereits letzte Woche erlebten die globalen Aktienmärkte ihre schlechteste Woche seit Anfang 2021 - getrieben von der Sorge um eine straffere Politik der US-Notenbank, der Ungewissheit über den Ausgang der aktuellen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine und enttäuschenden Gewinnmeldungen einiger namhafter Unternehmen", sagte ein Händler. Angesichts dieser Gemengelage sei es nicht überraschend, dass die Unsicherheit hoch bleibe.

In dieser Woche dürften die Augen vor allem auf die Makrofront gerichtet sein. So zeigen die EU-Einkaufsmanagerindizes, dass die rasche Ausbreitung der Corona-Variante Omikron auf die Unternehmensstimmung gedrückt hat. Aus den USA folgen im Wochenverlauf unter anderem das BIP oder die Anträge auf Arbeitslosenunterstützung. Das Hauptaugenmerk wird aber auf die FOMC-Sitzung am Mittwoch gerichtet sein. "Die bedeutenden Abwärtskorrekturen der letzten Woche können als Zeichen gewertet werden, dass der Kurswechsel des Fed bereits eingepreist wird", kommentiert ein Händler. Dennoch werden die Äusserungen des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell genau analysiert werden. In der Zwischenzeit geht die Berichtssaison weiter. Hierzulande stehen neben Logitech morgen Zahlen von Lonza, SGS und Givaudan auf der Agenda.

Der SMI sackt gegen 11.15 Uhr um 1,81 Prozent ab auf 12'131,38 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 2,13 Prozent auf 1932,48 Punkte und der breite SPI um 1,99 Prozent auf 15'353,92 Punkte. Von den 30 SLI-Werten fallen alle bis auf Swisscom zurück.

Wie gross die Unsicherheit derzeit ist, zeigt sich auch am Volatilitätsindex VSMI, der mittlerweile ein Plus von mehr als 17 Prozent aufweist und auf dem höchsten Niveau seit Ende November notiert. In der aktuellen Marktlage steige damit auch wieder die Nachfrage nach sicheren Anlagen. Entsprechend ist der Franken aktuell etwas stärker gesucht. Das Euro-Franken-Paar ist denn auch auf den tiefsten Stand im bisherigen Jahresverlauf gefallen und kommt der 1,03er-Marke immer näher.

Auf Aktienseite wiederum wurden die Partizipationsscheine von Schindler nach dem überraschenden CEO-Abgang gleich zu Handelsbeginn ans Ende der Kurstafel durchgereicht. Den Platz haben sie mit -7,8 Prozent auch weiterhin inne. Thomas Oetterli hat am Freitag seinen Hut genommen. Der frühere Konzernchef Silvio Napoli übernimmt ab sofort wieder die operative Leitung. Analysten fürchten grössere operative Probleme.

Mit Abgaben zwischen 4,7 und 3,2 Prozent folgen mit AMS, Temenos und Logitech die drei Technologiewerte unter den Blue Chips. Sie leiden weiterhin unter dem grossflächigen Ausverkauf im Technologiesektor. Der Europäische Branchenindex ist am Vormittag auf den tiefsten Stand seit Juli abgesackt.

In dem aktuellen Umfeld werden auch einmal mehr die Gewinner aus dem Vorjahr verstärkt aus den Depots geworfen und damit Gewinne realisiert. So geben etwa Sonova um 4,4 Prozent nach. Straumann, Partners Group und auch Sika verlieren ebenfalls allesamt mehr als 3 Prozent.

Etwas uneinheitlich tendieren die Finanzwerte. So sacken die Papiere der CS und von Julius Bär um jeweils mehr als 3 Prozent ab. Die CS leidet dabei unter einer Abstufung durch Barclays. Dagegen halten sich die Versicherer Swiss Re (-0,4%), Zurich (-0,8%), Swiss Life (-1,4%) und UBS (-1,4%) besser als der Gesamtmarkt. Beim Rückversicherer hat am Morgen mit der CS ein weiteres Analysehaus die Daumen gehoben.

Einziger Blue Chip im Plus sind aktuell die Aktien von Swisscom, die gegen den Trend 1,0 Prozent gewinnen.

In den hinteren Reihen ist ein ähnliches Muster wie bei den Blue Chips zu beachten: Jene Werte, die 2021 besonders deutlich zugelegt haben, werden aktuell im grossen Stil aus den Depots entfernt. Dazu zählen etwa Zehnder, Rieter oder auch die TX Group, deren Kurse sich teilweise verdoppelt hatten. Aktuell sacken die Werte um bis zu 8,8 Prozent ab.

hr/uh