Zürich (awp) - Auch wenn der Schweizer Aktienmarkt zur Wochenmitte einen zaghaften Stabilisierungsversuch unternimmt: von Entspannung sei an den Finanzmärkte nach wie vor nicht die Rede, heisst es einstimmig im Handel. Der Leitindex SMI bewegt sich denn auch in einer recht engen Spanne zwischen Gewinnen und Verlusten. Insgesamt blieben die Märkte nach der jüngsten Verkaufswelle von fünf Minustagen in Folge denn auch anfällig für weitere Wellen.

"Die derzeit zu beobachtende Zurückhaltung sowohl potenzieller Käufer als auch Verkäufer dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass mit den US-Produzentenpreisen am Mittwochnachmittag, dem Protokoll der jüngsten US-Notenbanksitzung und den Inflationsdaten am morgigen Donnerstag Termine im Kalender stehen, die jeder für sich das Potenzial haben, einen erneuten Richtungswechsel an der Börse einzuleiten", kommentiert ein Händler. Sollten zum Beispiel aus den Sitzungsprotokollen moderatere Töne hinsichtlich der zukünftigen Zinserhöhungen zu vernehmen sein oder sich die Preisspirale in den USA deutlich langsamer nach oben drehen als noch in den Vormonaten, könnte die Kauflaune schnell wieder an den Aktienmarkt zurückkehren. Darüber hinaus beginnt in dieser Handelswoche die US-Berichtssaison.

Der SMI gewinnt gegen 11.10 Uhr 0,22 Prozent hinzu auf 10'230,17 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,11 Prozent auf 1526,83 Punkte und der breite SPI um 0,21 Prozent auf 13'091,16 Punkte. Im SLI halten sich Gewinner (16) und Verlierer (14) in etwa die Waage.

Zu den grössten Gewinnern zählen am Vormittag die beiden Uhrenhersteller Swatch (+2,8%) und Richemont (+2,1%). Händler verweisen auf die Zahlen vom französischen Luxusgüterkonzern LVMH. Dieser hat im dritten Quartal überraschend stark abgeschnitten, was bei Investoren eine gewisse Hoffnung schüre.

Nach den deutlichen Kursverlusten vom Vortag (-6,8%) gehören Givaudan-Aktien nun zu den grössten Gewinnern und ziehen um 2,0 Prozent an. Zwar senken Analysten nach den enttäuscht aufgenommenen Zahlen zum dritten Quartal nun reihenweise ihre Kursziele, halten aber als positiv fest, dass der Aromen- und Duftstoffhersteller die erhöhten Rohstoffpreise auch weiterhin an die Kunden weitergibt.

Auch zyklische Vertreter wie Sika, Kühne+Nagel oder VAT sind mit Kursgewinnen von bis zu 1,4 Prozent unter den grösseren Gewinnern. Bei Sika meinen etwa die Analysten von Jefferies, dass nach dem Kapitalmarkttag die Quartalszahlen am kommenden Freitag kaum noch stark ins Gewicht fallen werden. Laut Morgan Stanley habe die Veranstaltung vor allem für mehr Klarheit beim im MBCC-Deal gesorgt.

Unterstützung bekommt der Markt zudem von den Schwergewichten. Roche (+0,5%) sind nach aktuellen Studiendaten etwas stärker gesucht. Der Pharmakonzern wird kommende Woche ebenso wie Nestlé (+0,8%) Zahlen für das dritte Quartal präsentieren. Auch Novartis (+0,1%) gewinnen hinzu.

Die rote Laterne wiederum hält einmal mehr die Credit Suisse (-3,1% auf 4,249 Fr.). Im frühen Handel waren die Titel noch bis auf 4,166 Franken abgesackt. Die Grossbank soll laut einem Medienbericht erneut Gegenstand einer Untersuchung der US-Justiz im Zusammenhang mit möglicher Beihilfe zur Steuerhinterziehung sein. Die Bank selbst bestreitet unangemessenes Verhalten.

Doch auch andere Finanzwerte wie die UBS, Swiss Life, Zurich oder Swiss Re werden gemieden und fallen um bis zu 1,0 Prozent zurück. Banken zählen auch in Europa zu den grössten Verlieren. Bereits am Vortag hatten sie überwiegend Federn gelassen. Hier verwiesen Händler unter anderem auf die Turbulenzen am britischen Bondmarkt als negativen Faktor.

Beim Baustoffkonzern Holcim (-1,2%) machen Händler eine Gewinnwarnung des Rivalen Vicat für die Abgaben verantwortlich. Sonova (-0,6%) vermögen erneut nicht zu überzeugen. Vielmehr verweisen die Oddo-BHF-Experten auf Aussagen zu ausgewählten Hörgerätemärkten vom Investorentag, die auf eine eher gedämpfte Marktentwicklung für das erste Halbjahr 2022/23 hindeuten.

In den hinteren Reihen sind Titel wie Leonteq, EFG und Bossard mit Kursgewinnen zwischen 1,5 und 3,3 Prozent nach Aussagen zum Geschäftsgang gefragt. Bei der Versandapotheke Zur Rose (-2,9%) dämpfen Analystenkommentare.

hr/tv