Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt ist am Mittwoch nach einem verhaltenen Start mittlerweile deutlicher in die Gewinnzone vorgerückt. Nach zwei schwächeren Tagen der Konsolidierung setzt damit der Leitindex SMI seinen Ende Oktober eingeleiteten Anstieg fort. Das Geschehen an der Börse wird in Marktkreisen allerdings als "lethargisch" beschrieben. Trotz der jüngsten Gewinne könne man angesichts der niedrigen Handelsvolumina nicht von einem "Traummarkt" sprechen, meint ein Beobachter. Es fehlten schlicht die kurstreibenden Storys.

Es sei gut möglich, dass das Rally bis Jahresende weitergehe, sagt ein Händler in Zürich. Aber wenn alle positiv gestimmt seien, könne die Richtung auch genauso rasch und unerwartet wieder ändern. Zumindest beim Haupttreiber des Anstiegs der vergangenen Wochen, nämlich die Hoffnung auf sinkende Zinsen im kommenden Jahr - welche am Vortag durch Aussagen eines Repräsentanten der US-Notenbank neue Nahrung erhalten haben - äussert er seine grossen Zweifel. "Ich glaube nicht an deutliche Zinssenkungen des Fed."

Der Leitindex SMI zieht bis um 10.55 Uhr um 0,61 Prozent auf 10'825,50 Punkte an. Nachdem er Mitte Oktober zum zweiten Mal in diesem Jahr in die Verlustzone auf Gesamtjahressicht gefallen war, ist der SMI mittlerweile wieder in den Bereich einer positiven Jahresbilanz vorgerückt. Die Reserve auf den Schlusstand von Ende 2022 liegt derzeit bei rund 100 Punkten.

Der 30 Titel umfassende SLI legt am Mittwoch 0,78 Prozent auf 1712,33 Punkte zu und der breite SPI 0,64 Prozent auf 14'196,46 Punkte. Im SLI überwiegen die Gewinner im Verhältnis 4:1.

An der Spitze liegen derzeit mit einem gewissen Vorsprung VAT mit einem Plus von 3,6 Prozent. Die Aktien des Vakuumventilhersteller legen einer bereits starken Performance im laufenden Jahr weiter zu, mittlerweile kosten die Aktien rund 50 Prozent mehr als noch Ende 2022. Weitere Impulse verleiht der Aktie eine neue UBS-Studie. Die Grossbank bescheinigt VAT ein starkes Auftragsmomentum. Dies allerdings vor allem, weil die Lagerabbauten bei den Kunden zu einem Ende kämen, nicht aber aufgrund einer Erholung der Endmärkte.

Dahinter sind auch Sonova, und Kühne+Nagel mit einem Plus von je 2,1 Prozent gut gesucht.

Auch die Luxusgüteraktien Swatch (+2,1%) und Richemont (+1,6%) rücken vor. Richemont hat sich nach einem Medienbericht über ein mögliches Going Private von Farfetch öffentlich geäussert. Man habe "keine finanziellen Verpflichtungen" gegenüber der Luxusgüter-Plattform und beabsichtige nicht, dieser Kredite zu gewähren oder in sie zu investieren, so Richemont.

Weiter nicht zu bremsen scheinen Givaudan (+1,8%), welche nach einem sehr starken Lauf seit Ende Oktober am Berichtstag bei 3291 Franken erneut ein neues Jahreshoch markiert haben. JPMorgan hat das Rating für den Titel mit "Neutral" betätigt, das Kursziel aber auf 3150 Franken klar angehoben. Es liegt indes noch immer unter dem aktuellen Kursniveau.

Auch Straumannn (+1,7%) ziehen klar an. Impulse kommen dabei von einem verteidigenden Kommentar aus der Feder von Bernstein.

Novartis (+0,5%) liegen einen Tag nach einem Investorenanlass im breiten Mittelfeld und holen die Verluste des Vortages zum grösseren Teil wieder auf. Medienberichte vom Vortag über Sicherheitsbedenken der US-Gesundheitsbehörde FDA hinsichtlich verschiedener Krebsmedikamente scheinen den Titel kaum zu belasten.

Julius Bär (-0,1%) finden auf der Verliererseite noch immer nicht aus dem Tief. Die Titel haben im Zuge der Wirren um die österreichische Signa Gruppe und dem finanziellen Engagement der Zürcher Privatbank zuletzt sieben Tage in Folge Verluste eingefahren. Der Börsenwert von Julius Bär hat sich in dieser Zeitspanne um mehr als einen Fünftel reduziert.

Am breiten Markt büssen Aryzta (-2,7) nach dem Absturz vom Montag in Verbindung mit einem Geschäftsupdate weiter an Terrain ein.

cf/rw