Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt baut am Donnerstag nach einem bereits festeren Start im Verlauf die Gewinne weiter aus und markiert ein neues Rekordhoch. Während die SNB wie erwartet an ihrer bisherigen expansiven Geldpolitik festhält, zieht die US-Notenbank Fed die Zügel an und will das Wertpapierkaufprogramm rascher beenden. Für 2022 hat das Fed zudem drei Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Mit Spannung warteten die Anleger nun auf Beschlüsse der Europäischen Zentralbank (EZB) um 13.45 Uhr. Bereits um 13.00 Uhr veröffentlicht die Bank of England ihre Zinsentscheidung.

"Es sieht so aus, als ob die Zentralbanken den Börsen ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk machen wollten", sagt ein Händler. Denn das Fed habe den Märkten Planungssicherheit gegeben, heisst es am Markt. "Denn die Börsen hassen Unsicherheit." Zudem sei dies ein gutes Zeichen, dass die Wirtschaft auf den eigenen Beinen stehen könne. Auch hofften die Anleger, dass das Fed die Inflation bekämpfen könne, ohne das Wirtschaftswachstum abzuwürgen. "Und unter dem Strich bleibt das Zinsniveau damit weiterhin tief und Alternativen zu Aktien bleiben rar", sagt ein anderer Händler. Ebenfalls stützend wirke der grosse Eurex-Verfall, der am morgigen Freitag über die Bühne gehe.

Der SMI notiert nach einem neuen Rekordhoch bei 12'746 Punkten gegen 11.05 Uhr um 1,66 Prozent höher bei 12'738,4 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 1,41 Prozent auf 2045,31 Punkte und der breite SPI 1,38 Prozent auf 16'221,30 Punkte. Von den 30 SLI-Werten sind 27 höher und drei tiefer.

An der Spitze der Gewinner stehen Novartis (+4,5%). Der Pharmakonzern will mit dem Verkaufserlös der Roche-Inhaberaktien für 15 Milliarden US-Dollar eigene Aktien zurückkaufen. Dies sei zu begrüssen, heisst es am Markt. Denn Novartis nutze dafür nur einen Teil des Verkaufserlöses. Es bleibe noch immer reichlich Spielraum für weitere Transaktionen. Zudem sei der gedrückte Aktienkurs eine attraktive Rückkaufgelegenheit.

Die Anteile von Roche (+1,7%) hinken daher für einmal hinter denen des Rivalen hinterher. Die Anteile des Lebensmittelriesen Nestlé (+0,3%) liegen gar klar zurück. Die ebenfalls defensiv beurteilten Alcon legen 2,6 Prozent zu.

Gesucht sind Wachstums- und Technologietitel wie AMS, Temenos, Logitech sowie die am breiten Markt gehandelten U-blox, Sensirion, Inficon und Comet, welche Gewinne zwischen 0,8 und 2,2 Prozent zeigen. Sie profitierten von der starken Vorgabe der US-Technologiebörse, so ein Händler.

Auch Zykliker sind gefragt: ABB, Adecco, Kühne+Nagel, Holcim sowie Swatch gewinnen zwischen 1,5 und 2,8 Prozent. Die Aktien der Banken UBS (+2,2%) und CS (+2,1%) haben im Verlauf die Gewinne sogar noch ausgeweitet, versprechen doch höhere Renditen auch höhere Einnahmen und bessere Erträge. Die gelte auch für Versicherer wie Swiss Life (+1,6%) und Zurich (+1,3%).

Stark unter Druck stehen dagegen Straumann (-3,2%), die nach einem festen Start zunehmend Terrain verlieren. Der Implantatspezialist hat anlässlich des Investorentags neue Ziele bis 2030 veröffentlicht. Demnach soll bis dahin ein Umsatz von jährlich 5 Milliarden Schweizer Franken erzielt werden. Angestrebt werde bis dahin eine jährliche organische Wachstumsrate von 10 Prozent.

Am Markt heisst es dazu, die Ziele seien konservativ und könnten auch bereits 2028 erreicht werden. Zudem sei die angepeilte Core-EBIT-Marge nicht so hoch wie erhofft. Händler weisen dabei auch darauf hin, dass Straumann mit fast 90 Prozent Kursplus im zu Ende gehenden Jahr stark gestiegen sei. Ebenfalls leichter ist mit Sonova (Aktie -0,2%) ein weiterer Höhenflieger 2021. Swisscom sinken um ebenfalls 0,2 Prozent.

Am breiten Markt stechen die Aktien von Idorsia (+6,0%) positiv hervor. Die Aktie liege praktisch auf Jahrestief, heisst es im Handel. Die Käufer spekulierten wohl auf eine technische Gegenbewegung.

pre/ys