Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt ist am Dienstag auf gutem Wege, einen erratischen Börsen-Mai mit Verlusten zu beenden. Nachdem der SMI an den vorangegangen zwei Handelstagen noch leichte Erholungstendenzen zeigte, sind die Inflationssorgen nun wieder in den Vordergrund gerückt und sorgen für Abgaben. Sie tragen mit dazu bei, dass sich für den Leitindex aktuell ein Minus von annähernd 4 Prozent für den Mai abzeichnet. Das Thema Preisdruck sei dann wie schon zu Beginn des Monats auch am Ende das beherrschende Thema. Die Skepsis sei einmal mehr grösser als die Euphorie, kommentiert ein Händler.

Bereits zum Wochenstart haben die deutschen und die spanischen Konsumentenpreise die Investoren ausgeschreckt, da sie ihren Aufwärtstrend unbeirrt fortsetzten. Auch die aktuellen Daten aus Frankreich seien schlechter als erwartet. "Damit sind die Voraussetzungen für einen weiteren Rekord bei der Gesamtinflation in der Eurozone im Mai gegeben", fasst ein Händler die Marktmeinung zusammen. Hinzu komme, dass die Europäische Union ihre Reihen schliesse, um 90 Prozent der russischen Ölimporte bis Ende dieses Jahres zu kürzen. "Damit dürfte der Inflationsdämon nicht so bald gebändigt werden."

Der SMI verliert gegen 10.50 Uhr 0,30 Prozent auf 11'701,58 Punkte. Seine Handelsspanne lag in diesem Monat in einem insgesamt volatilen Umfeld zwischen 11'233 Punkten im Tief und 12'097 Zählern im Hoch.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,46 Prozent auf 1825,94 Punkte und der breite SPI um 0,26 Prozent auf 15'032,57 Punkte. Von den 30 SLI-Werten geben 23 nach und sieben gewinnen.

Die grössten Verluste fahren im frühen Handel die Aktien der CS (-2,9%) ein. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters prüft die Grossbank Optionen zur Stärkung des Kapitals. Die Bank selbst dementierte allerdings. "Sollte sich dies bestätigen, würde dies darauf hindeuten, dass es schmerzhafter wird als erwartet", kommentiert das Analystenteam von Jefferies die Gerüchte.

Auch die übrigen Finanzwerte geben überdurchschnittlich stark nach. Partners Group fallen allen voran um 1,2 Prozent zurück. Werte wie Zurich, UBS, Swiss Re und Swiss Life weisen dahinter Abgaben zwischen 0,3 und 0,9 Prozent auf. Während die Renditen zuletzt wieder etwas gestiegen waren, gaben sie über Nacht dagegen wieder deutlicher nach, ausgelöst von den Inflationssorgen.

Deutlich tiefer werden auch Givaudan (-1,7%) gehandelt, nachdem der Genfer Aromen- und Riechstoffhersteller Firmenich und DSM aus den Niederlanden ihren Zusammenschluss angekündigt haben. Damit erwächst Givaudan ernstzunehmende Konkurrenz: Laut Vontobel-Analyst Jean Philippe Bertschy bringt DSM-Firmenich im Bereich Riechstoffe mit 3,3 Milliarden Euro Umsatz nun etwa gleich viel Gewicht auf die Waage wie Givaudan.

Darüber hinaus werden erneut konjunktursensible Titel verkauft. Dazu zählen Geberit, Kühne+Nagel, ABB oder auch VAT. Sie bewegen sich in einer Spanne zwischen 0,8 und 1,3 Prozent abwärts.

Dagegen reagieren Swatch (+0,9%) klar positiv auf die aktuellen Uhrenexporte. Richemont (+0,1%) hinken dem Konkurrenten leicht hinterher. Die Sorgen im Zusammenhang mit Corona in China wurden durch Daten allerdings noch nicht weggewischt. Die Ausfuhren ins Reich der Mitte lagen - trotz der bereits tiefen Erwartungen - noch etwas unter den Erwartungen vieler Börsianer.

Als tendenzielle Stütze für den Markt erweisen sich auch die Schergewichte. So ziehen Nestlé um 0,4 Prozent an. Novartis und Roche (je -0,1%) halten sich ebenfalls etwas besser als der Markt.

In den hinteren Reihen stechen U-blox mit einem Kurssprung um 12 Prozent positiv hervor. Der Sensorenhersteller hat am Morgen seine Prognose erhöht. Auch Kuros (+5,5%) können mit Studiendaten positiv überraschen.

Dagegen sacken Medmix (-5,5%) nach einer Abstufung erneut ab. Auch für das Chemieunternehmen Dottikon (-5,0%) geht es nach Zahlen überdurchschnittlich deutlich abwärts.

hr/ys