Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt kann sich der nach wie vor der schlechten Stimmung auch zum Wochenschluss nicht recht entziehen und knüpft an die Vortagesverluste an. Damit startet auch das zweite Börsensemester in diesem Jahr mit Abgaben. Allerdings ist es dem Leitindex SMI gelungen, die anfänglichen Verluste etwas einzudämmen. Aktuell sieht es nach einem Ringen um die 10'700er Marke aus. Auf Wochensicht bleibt damit ein Minus von etwas mehr als einem Prozent übrig. Zu Beginn der Woche war es gar noch bis auf 10'900 nach oben gegangen. "Die von vielen Anlegern erhoffte Trendwende entpuppte sich als Bärenmarktrally, eine kurzzeitige Gegenbewegung des Marktes in einem ansonsten starken Abwärtstrend", heisst es in einem Kommentar.

"Trotz der zuletzt attraktiveren Bewertungen scheint die Aktienmarktkorrektur noch nicht abgeschlossen", so der Kommentar weiter. Mit den näher rückenden Halbjahreszahlen stehe den Börsen ein weiterer Prüfstein bevor. "Sie werden Aufschluss darüber geben, wie sich die Unternehmen in dem anspruchsvollen Umfeld (wachsender Margendruck) geschlagen haben." Bis zum Start der Berichtssaison dauert es allerdings noch etwas. Daher dürften vorerst Konjunkturdaten weiter den Ton angeben. Vor allem der ISM-Index aus den USA dürfte am Nachmittag im Zentrum des Interesses der Anleger stehen.

Der SMI fällt gegen 11.05 Uhr um 0,47 Prozent auf 10'690,40 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 0,20 Prozent auf 1642,17 und der breite SPI 0,39 Prozent auf 13'780,48 Zähler. Von den 30 SLI-Werten ziehen 17 an, elf verlieren und zwei sind unverändert.

Einmal mehr geht es für die technologienahen Titel übermässig stark abwärts. So sacken VAT um weitere 3,2 Prozent ab, während sich AMS Osram um 0,3 Prozent verbilligen. Beide Titel haben sich damit seit Jahresbeginn halbiert. Unter den SLI-Werten sind sie die grössten Verlierer. Steigende Zinsen stellen gerade für Wachstumswerte eine Belastung dar.

Es sind aber vor allem die Abgaben der drei Schwergewichte, die auch den Gesamtmarkt belasten. Allen voran geben Novartis um 1,9 Prozent nach. Roche (-0,7%) und Nestlé (-0,3%) folgen mit etwas Abstand. Zu Novartis hatte sich am Morgen die UBS geäussert. Die zuständige Expertin meint, dass in den kommenden Wochen und Monaten mit spannenden strategischen Neuigkeiten zu rechnen sei. Bloomberg wiederum hatte berichtet, Novartis scheine für die Generikasparte Sandoz aktuell einen Börsengang zu bevorzugen.

Nach unten geht es auch für die Kühne+Nagel-Aktien (-0,8%). Am Markt wird auf eine Abstufung mit kritischem Kommentar von der Bank of America verwiesen. Dies habe mehr Gewicht als eine Kurszielerhöhung mit verteidigendem Kommentar von JPMorgan.

Das Gegenstück bilden unter anderem die Aktien vom Personaldienstleister Adecco (+1,5%). Auch die zuletzt arg gebeutelten CS-Papiere (+1,2%) sind auf den Einkaufslisten der Anleger zu finden. Der Investorentag diese Woche stiess insgesamt zwar auf freundliche Resonanz bei den Analysten. Die nicht enden wollenden Skandale werden dennoch als Risiko für die kommenden Monate und Jahre gesehen.

Die übrigen Finanzwerte schütteln die Abgaben der letzten Tage ebenfalls ab. Julius Bär, Swiss Re, Zurich, UBS und Swiss Life gewinnen bis zu 0,8 Prozent hinzu. Speziell die Anteilsscheine von Swiss Re schütteln damit einen negativen Analystenkommentar erfolgreich ab.

In den hinteren Reihen fallen Autoneum (+3,0%) auf. Das Unternehmen hat mit Martin Haefner einen weiteren prominenten Grossaktionär erhalten. Beim Flughafen Zürich (+2,0%) wir die Gegenbewegung zu den jüngsten Abgaben durch eine Hochstufung noch verstärkt.

Youngtimers sacken dagegen um 46 Prozent ab. Die Gesellschaft verschiebt die Vorlage der Jahreszahlen nochmals, da es wegen der aktuellen Entwicklung an den Finanzmärkten einen möglichen Wertberichtigungsbedarf auf Beteiligungen gebe.

hr/kw