Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt setzt die zaghafte Erholung vom vergangenen Freitag zum Wochenstart mit etwas mehr Aufwärtsdruck fort. Mit gerade einmal etwas mehr als 40 Punkten ist die bisherige Handelsspanne für den Leitindex SMI allerdings eher verhalten. Als Stützen erweisen sich insbesondere die beiden Pharmaschwergewichte Novartis und Roche, aber auch Nestlé tragen zum Marktplus bei. Insgesamt bleibe die Stimmungslage aber weiterhin angespannt, sind sich die Marktteilnehmer einig. Es sei nicht klar, ob der Erholungsversuch bereits bei dem ersten Anlauf gelingen werde.

Vielmehr irre der Markt etwas orientierungslos umher, heisst es in einem anderen Kommentar. "Potenzielle Käufer dürften dem Markt wegen der Rezessionsrisiken solange fernbleiben, bis zumindest das eine oder andere Hoffnungssignal von sich entspannenden Lieferketten, sinkenden Preisen oder Lösungen des drohenden Energieproblems die Märkte erreicht." Gleichzeitig zwinge das sich rasant verändernde geldpolitische Umfeld immer noch viele Investoren dazu, ihre Portfolios durch Verkäufe von Risiko-Assets an die aktuelle Entwicklung anzupassen. Hierzulande dürfte sich laut Experten die SNB mit ihrem Zinsschritt vom Juni bestätigt sehen, nachdem am Morgen die Inflation so stark gestiegen ist wie seit 1993 nicht mehr. Erschwerend kommt an diesem Handelstag hinzu, dass in den USA die Börsen wegen des Unabhängigkeitstages geschlossen bleiben, so dass ein wichtiger Impulsgeber wegfällt.

Der SMI gewinnt gegen 10.55 Uhr 1,09 Prozent hinzu auf 10'888,06 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und die Gewichtung der Einzelwerte stärker gekappt ist, steigt um 0,92 Prozent auf 1664,29 und der breite SPI um 0,90 Prozent auf 14'003,70 Zähler. Im SLI stehen 24 Gewinnern sechs Verlierer gegenüber.

Das Plus im Leitindex SMI geht zu annähernd zwei Dritteln auf das Konto der drei Schwergewichte Novartis (+1,9%), Roche (+1,1%) und Nestlé (+0,8%). Auch europaweit sind Gesundheitswerte sowie Nahrungsmittelhersteller unter den grösseren Gewinnern zu finden.

Noch deutlicher ziehen zum Wochenstart die Aktien des Sanitärtechnikkonzerns Geberit (+3,0%) an. Eine neu ausgesprochene Kaufempfehlung durch die UBS wird als treibende Kraft genannt. Zwar habe er seine Gewinnschätzungen nach unten angepasst, Geberit sei aber grundsätzlich sehr krisenresistent, so der zuständige Analyst.

Die restliche Gewinnerliste erstreckt sich denn auch über die unterschiedlichsten Branchen. Weniger konjunktursensible Vertreter wie Alcon (+1,6%) oder Givaudan (+1,4%) sind dabei ebenso gefragt wie Sika (+1,5%) oder Schindler (+1,4%) als eher zyklische Vertreter. Dabei werden auch Sika durch eine neu ausgegebene Kaufempfehlung aus dem Hause Baader Helvea angeschoben.

Etwas uneinheitlich entwickeln sich die Vertreter der Finanzbranche. Mit Kursgewinnen von bis zu 1,0 Prozent gehören Julius Bär, die CS, Swiss Re und etwas abgeschlagen Zurich und die UBS zu den Gewinnern. Swiss Life (+0,2%) und Partners Group (-0,1%) hinken dem Markt dagegen klar hinterher.

Weit abgeschlagen am Ende der Kurstafel sind unterdessen die Aktien des Sensorenherstellers AMS Osram zu finden, die um 6,4 Prozent absacken. Auslöser ist eine Abstufung durch das US-Analysehaus JPMorgan zusammen mit einem reduzierten Kursziel. Auf Jahressicht hat sich der Kurs bereits mehr als halbiert. Der Titel ist der aktuell grösste SLI-Verlierer seit Jahresbeginn.

Auch für Temenos (-3,7%) und Logitech (-0,2%) geht es abwärts. Diese Branchenschwäche setzt sich auch in den hinteren Reihen fort. Dort rangieren Titel wie Inficon (-5,0%) oder Comet (-3,0%) unter den grössten Verlieren. Bereits am vergangenen Freitag hatten Technologiewerte unter dem jüngsten Quartalsbericht von Branchennachbar Micron gelitten. Zudem stellen die rasant steigenden Zinsen für die Branche ein Problem dar.

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